070323 PS BA-Proseminar - Public History (2024S)

„Ein gewisser Fortschritt ist ... nicht zu verkennen. Aber ich möchte nicht behaupten, daß sich derselbe in einer geraden Linie bewegt, sondern mehr wie ein Strom, der sich auf seine eigene Weise den Weg bahnt.“, äußert Leopold von Ranke in seinen Vorträgen vor dem bayerischen König im Jahre 1854.

Das klingt gar nicht so sehr nach Historismus und nach klarer Abgrenzung zur Geschichtsphilosophie, mit dem das Wirken Rankes in der Regel verbunden wird.
Der berühmte Ranke, der lange und vielleicht noch heute, als ein Urvater moderner Geschichtswissenschaft betrachtet wird, hat sich von seinen aufklärerischen Vorgängern v.a. in Göttingen und Jena durchaus abgegrenzt. Aber er ist von der der nachfolgenden Historiographiegeschichte über 150 Jahre viel radikaler abgegrenzt worden, als es ihm selbst in den Sinn gekommen wäre. Ranke war philosophisch interessiert und belesen, er war politisch engagiert und eben auch ein methodisch strenger Historiker.
In dieser typischen Brückenexistenz verbindet ihn alles mit seinen Kolleg:innen vor ihm und nach ihm. Er war Public Historian und Historiker. Dieser exemplarischen Existenz will das Seminar anhand der Originaltexte nachgehen.

Das Seminar auf BA-Stufe nimmt sich eine Einführung in dieses wesentliche historische Denk- und Vorstellungsmuster vor und leitet zugleich in die kritische Perzeption von Sekundärliteratur anhand von Quellenlektüre ein.