070337 PS BA Proseminar - Austrian History I (2025S)

Geschichtswissenschaft hat auch das für sich; man kann sie nutzen um Historisches zu verfälschen, Ereignisse und Personen mit besonderem Glanz zu überziehen, oder willkürlich ausgewählte Faktenschnipsel zu obskuren Zusammenhangspyramiden voller mystischer Längs- und sensationsheischender Querverbindungen schaffen. Selbstverständlich ist diese Wahrheit nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten. Geht man, so wie Umberto Eco in seinem Roman ‚Das Foucaultsche Pendel davon aus, dass der Templerorden nie aufgelöst wurde, kann das auch 700 Jahre später noch eine existenzbedrohende Unwucht entwickeln. Doch auch jenseits vorausschauender Fiktion sind die Mechanismen hinter der Konstruktion und Verbreitung von Geschichtsmythen ein Dauerbrenner: Nicht nur in den sozialen Medien sondern immer stärker auch im Diskurs extremer politischer Parteien, ruft die eindeutige Rahmung mittelalterlicher Akteure, Schlachten sowie weiterer Ereignissen von angeblich ‚nationaler Bedeutung‘ im heutigen Österreich nach einer kritischen Betrachtung. Zugleich sind Mythen seit jeher ein wesentlicher Baustein unterschiedlichster (v.a. nationaler) Identitäten und daher nicht nur negativ zu werten.
Ziel der Veranstaltung ist, anhand des Themas ‚österreichische Geschichtsmythen‘ jene Schritte zu üben, die notwendig sind um aus einer Quelle eine klare wissenschaftliche Fragestellung abzuleiten und diese dann zur Grundlage für eine PS-Arbeit zu machen. Mit den Studierenden werden die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens vertieft: D. h. Recherche und Analyse physischer und online-Literatur, die Erschließung eines aktuellen Forschungsstandes zu einem Thema, die kritische Auseinandersetzung mit Quellen und historischen Methoden (Hermeneutik, Heuristik), wissenschaftliches Schreiben und Zitierweisen, mündliche Präsentationen der Ergebnisse auf anregende Weise etc.
Methode: Lektüre und mündliche Analyse ausgewählter Quellen und Forschungsliteratur (wie gehe ich ein Forschungsthema an? Wie grenze ich es ein?) in der LV, Kurz- und Kürzestreferate (3 min.), längere Präsentationen (Wie halte ich die Zeit ein? Wie breche ich mein Thema auf seinen Kern herunter? Wie beziehe ich mein Publikum mit ein?), kleinere schriftliche Arbeiten (z.B. die Struktur einer Einleitung), Vorbereitung einer historischen Fragestellung für eine spätere PS-Arbeit, mündliche Präsentation der Vorüberlegungen zur PS-Arbeit.