Universität Wien

070449 KU Women's and Gender History /A1 (2010W)

Die Ehe als religiöse, rechtliche und soziale Institution in der Frühen Neuzeit

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Monday 11.10. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 18.10. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 25.10. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 08.11. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 15.11. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 22.11. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 29.11. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 06.12. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 13.12. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 10.01. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 17.01. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 24.01. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Monday 31.01. 18:00 - 20:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10

Information

Aims, contents and method of the course

Die Ehe erfuhr als religiöse, rechtliche und soziale Institution an der Schwelle vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit einen bedeutenden Wandel. Das Decretum Gratiani (1140) erklärte die Ehe zu einem Kernkompetenzbereich der Kirche. Im 13. Jahrhundert setzte sich das kanonische Prinzip der Freiwilligkeit, wonach beide Brautleute der Heirat zustimmen mussten, gegenüber den älteren Traditionen der Zwangsverheiratung oder des Konkubinats durch. Doch war die Ehe im mittelalterlichen theologischen Denken nur die zweitbeste Option. Ehelosigkeit, verbunden mit sexueller Enthaltsamkeit, galt als das gottgefälligere Lebensmodell. Mit der Reformation erfuhr der Ehestand eine soziale Aufwertung. Die Ehe wurde zum Lebensmodell für Männer wie Frauen, Priester wie Laien, deklariert. Zugleich sprach Luther der Ehe den sakramentalen Status ab, bezeichnete sie als "weltlich Ding". Die Kehrseite der protestantischen Neubewertung der Ehe und in der Folge auch der katholischen Ehereform war ein größeres Misstrauen gegenüber Unverheirateten, das sich auch im weltlichen Recht und im Alltag bemerkbar machte und sich insbesondere gegen ledige Frauen richtete. Sexuelle Erfahrungen außerhalb der Ehe wurden in der Praxis eher Männern zugestanden, unabhängig davon, ob die kontrollierenden und sanktionierenden Instanzen geistlich oder weltlich, protestantisch oder katholisch waren.

Assessment and permitted materials

Die regelmäßige aktive Teilnahme an den Sitzungen fließt in die Beurteilung mit ein. Alle im Skriptum enthaltenen Texte sind für die Diskussion im Plenum zu bearbeiten. Einzelne Studierende bereiten darüber hinaus ein Impulsreferat vor, in dem Hintergrundinformationen zu den VerfasserInnen zu liefern, Begriffsklärungen vorzunehmen und die wichtigsten Thesen zu skizzieren sind. Schriftlich ist zudem einer der Texte (nicht der referierte) im Umfang von 2 bis 3 Seiten zu rezensieren. Diese kurze schriftliche Arbeit ist spätestens 10 Tage nach Ende des Semesters per E-Mail abzugeben. Studierende, die diesen Kurs im Rahmen des MA Frauen- und Geschlechtergeschichte als Vertiefung absolvieren, müssen zudem eine schriftliche Gruppenarbeit zu einem mit der LV-Leiterin vereinbarten Themenbereich verfassen.

Minimum requirements and assessment criteria

Im Rahmen des Kurses wird die Ehe als grundlegende Institution, die nicht nur das Zusammenleben von Frauen und Männern regelte, sondern die Geschlechterordnung generell mitbestimmte, in den Blick genommen. Der zeitliche Schwerpunkt wird in der Frühen Neuzeit, der räumliche in den Ländern des Heiligen Römischen Reichs liegen. Mit Hilfe von Quellentexten und ausgewählten empirischen Studien werden wir zeitgenössische religiöse, rechtliche und soziale Diskurse zur Ehe gemeinsam erarbeiten. Inhaltlich ist zu fragen, inwieweit kirchliche und weltliche Normen akzeptiert wurden bzw. inwieweit sie sich im Ehealltag als un/tauglich erwiesen. Wer durfte in der Frühen Neuzeit überhaupt heiraten? Welche Eheverbote und sexuellen Tabus gab es? Was bedeutete un/freiwillige Ehelosigkeit für KatholikInnen und ProtestantInnen? Welche Optionen bestanden für verheiratete Paare, die nicht mehr gemeinsam leben wollten? Welche Probleme ergaben sich bei Zweit- und Drittehen? Wie wurden Konflikte zwischen Eheleuten ausgetragen und welche Konfliktregelungsinstanz(en) wurde(n) eingeschaltet? Auf einer Metaebene sollen die wissenschaftlichen Studien und Quellenauszüge kontextualisiert werden: Wer sind die VerfasserInnen? Welche theoretischen oder ideologischen Positionen vertreten sie? An wen richten sich die Texte und welche Intentionen verfolgen die VerfasserInnen?

Examination topics

Der Kurs richtet sich an Studierende mit Interesse an Geschlechtergeschichte und setzt die Freude am Lesen und Diskutieren (auch englischer Texte) voraus. Grundkenntnisse zur Frühen Neuzeit sind wünschenswert, ebenso die Bereitschaft, sich in die Kurrentschrift des 17. und 18. Jahrhunderts einzulesen. Am Beginn der Lehrveranstaltung steht eine kurze Einführung der Lehrveranstaltungsleiterin zur Institution der Ehe in der Frühen Neuzeit. Im weiteren Verlauf des Kurses werden verschiedene Aspekte der Ehe anhand ausgewählter empirischer Studien, gedruckter und handschriftlicher Quellen diskutiert. Die (quellen)kritische Lektüre und Analyse der ausgewählten Texte steht im Zentrum der Lehrveranstaltung.

Reading list

Rainer Beck, Frauen in Krise. Eheleben und Ehescheidung in der ländlichen Gesellschaft Bayerns während des Ancien régime. In: Richard van Dülmen (Hg.), Dynamik der Tradition. Studien zur historischen Kulturforschung IV. Frankfurt am Main 1992, 137-212.
Jean-Louis Flandrin, Das Geschlechtsleben der Eheleute in der alten Gesellschaft. Von der kirchlichen Lehre zum realen Verhalten. In: Philippe Ariès/André Béjin/ Michel Foucault u.a., Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlichkeit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Frankfurt am Main 1984 (frz. Original: 1982), 147-164.
Alexandra Lutz, Ehepaare vor Gericht. Konflikte und Lebenswelten in der Frühen Neuzeit (= Geschichte und Geschlechter 51). Frankfurt/New York 2006.
Gudrun Piller, Private Körper. Spuren des Leibes in Selbstzeugnissen des 18. Jahrhunderts. Köln/Weimar/Wien 2007.
Heide Wunder, "Er ist die Sonn', sie ist der Mond". Frauen in der Frühen Neuzeit. München 1992.

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Diplomstudium Geschichte: A1 Frauen- und Geschlechtergeschichte, MA Frauen- und Geschlechtergeschichte: Vertiefung

Last modified: Mo 07.09.2020 15:31