070450 KU Text and Discourse Analysis (2010S)

In zeitgeschichtlich orientierten Dokumentarfilmen finden häufig Archivmaterialien Verwendung - als vermeintlicher Garant für Authentizität und für die objektive Darstellung gesellschaftlicher Inhalte. In diesem Kurs wird Fragen nachgegangen, die sich um das Integrieren von archivalischen Materialien im Film stellen: Welche Bedeutungen entstehen durch die Art und Weise des Verwobenseins von Archivmaterial mit Bild, Ton und Text sowie mit der Narration des Filmes? Inwieweit wird es durch Archivbilder möglich, sich tatsächlich historischen Wahrheiten anzunähern? Welche unterschiedlichen ästhetischen Verfahren gibt es, um in Dokumentarfilme Bilder aus Archiven zu integrieren? Und: Warum verweigern manche RegisseurInnen den Einsatz von Archivmaterialien, obwohl dies scheinbar sehr nahe läge?
Thematisch ist die Auswahl der Filme auf zeitgeschichtliche Abschnitte wie Nationalsozialismus oder Zwischenkriegskriegszeit in Österreich und Deutschland konzentriert, es werden aber auch internationale Themen und weitere zeitgeschichtliche Abschnitte einbezogen. (u.a.: Ein Drittes Reich, R: Alfred Kaiser, Ö 1975; Küchengespräche mit Rebellinnen. R: Berger, Holzinger, Podgornik, Trallori, Ö 1984; Shoah, Claude Lanzmann, F 1985; Bilder der Welt und Inschrift des Krieges, Harun Farocki, BRD 1988, Inventario Balcanico, R: Gianikian/Ricci Lucchi, It 2000)
Das Spektrum der zu diskutierenden Filme bezüglich ihrer unterschiedlichen ästhetischen Verfahren umfasst Kompilationsfilme, die gänzlich auf Archivmaterialien basieren, sowie Filme, die sich dem Verwenden dieser Materialien verweigern, weiters Essayfilme, die das Einbeziehen archivalischer Bilder reflektieren oder auch zum Ausgangspunkt ihrer Erzählung machen. Außerdem werden Formen des auf Archivmaterial basierenden Kunst- und Experimentalfilms berücksichtigt, die in stärkerem Ausmaß auf found-footage beruhen.