070493 VO Sichtweise des Körpers in der Frühen Neuzeit (2006S)

Anknüpfend an die beiden Vorlesungen des letzten Semesters, wo Edith Specht die Antike und Maria Mesner das 19. und 20. Jahrhundert in den Blick nahmen, wird in dieser Vorlesung die Frühe Neuzeit im Zentrum stehen. Die Vorlesung ist Teil des "Schwerpunktes Körpergeschichte", zu der in diesem Semester auch die Vorlesung von Karl Brunner zum Mittelalter gehört.
Ziel der Vorlesung ist es, ein Wissen darüber herzustellen, wie in der Frühen Neuzeit der materielle Körper diskursiv konstruiert, repräsentiert, imaginiert und diszipliniert wurde: Ich beginne meine Vorlesung mit einer Einführung in das antike Modell der Humoralpathologie bzw. Säftelehre und des damit verbundenen "Eingeschlechtermodells". Darauf aufbauend werde ich danach fragen, wie dieses Denkgebäude in der Frühen Neuzeit rezipiert wurde und mich dafür interessieren, welche Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität, Zeugung, Schwangerschaft, Krankheit, Gesundheit, Alter, Schönheit, Häßlichkeit etc. damit verknüpft waren. Im letzten Teil der Vorlesung wird der verletzbare Körper im Mittelpunkt stehen. Neben den verschiedenen Techniken der "Sorge um sich selbst" (Diätetik, Hygiene, Bekleidung) werde ich auch die Techniken zur Disziplinierung, Verstümmelung oder Vernichtung des materiellen Körpers (Körper- und Todesstrafen, Folter) besprechen. Auch wenn den Studierenden die Möglichkeit offen steht, nur diese Vorlesung zu besuchen, so wird der gleichzeitige Besuch der Körpervorlesung von Karl Brunner dringend empfohlen.