070714 KU Text and Discourse Analytical Methods (2007S)

Problemstellung: Immer mehr Geschichten (Narrative) entnimmt das rezente Publikum nicht Büchern, Zeitschriften oder Zeitungen, sondern dem Spielfilm. Filme der Genres der Romantic comedy und des Melodramas zählen zu überaus häufig rezipierten Angeboten. Mit welchen Wirkungen von ihnen Gebrauch gemacht wird, ist nicht geklärt. Offensichtlich bildet der Spielfilm die Realität nicht ab. Er liefert Bilder und Deutungen, die sich in vieler Hinsicht vom realen Leben unterscheiden. Dennoch bietet er Lernpotentiale und kleine Utopien. Während die Romantic Comedies zeigen, wie oft monströs übersteigerte Hindernisse (materieller, politischer, rassischer u. a. Art) durch ¿Liebe' überwunden werden können und das liebende Paar am Ende in der Ehe oder in einer glücklichen Partnerschaft landet, zeigen die Melodramen (wie beispielsweise "Angst essen Seele auf" von R. W. Fassbinder) die kleinen und großen Verletzungen und Katastrophen "aus Liebe". Trägt die erste Kategorie eher dazu bei, den Glauben an die Liebe zu nähren, schärft die zweite das Problemwissen und trägt zur Diffundierung von kulturkritischem, auch von soziologischem und psychologischem Wissen bei. Sind die beiden Genres des Spielfilms zwei differenten Diskursen - einem eher affirmativen und einem eher kritischen - zuzurechnen? Inwieweit enthalten auch affirmative Romantic Comedies (wie beispielsweise "After Sunset" von M. Linklater) zwangsläufig Bezüge auf zeitspezifische Themen und Schwierigkeiten der Liebe?

Didaktischer Aufbau: Nach einer Einführung in die Grundzüge einer "Geschichte der Liebe" im 20. Jahrhundert folgt eine kurze Einführung in die Theorie des Spielfilms. Danach wird an ausgewählten Spielfilmen bzw. Filmsequenzen untersucht, wie affirmative oder kritische Bezüge auf das hegemoniale Modell der "romantischen" bzw. der "skeptisch-romantischen" Liebe oder andere Modelle der Liebe mit spezifisch filmischen Mitteln hergestellt werden.

Prüfungsimmanente LV. Beschränkte TeilnehmerInnenzahl: 20