080014 SE B610 Culture and Society: Ha ha! Humour and satire from a socio-cultural perspective (2013W)

Oppositionspolitik findet nicht mehr allein innerhalb fester politischer Grenzen statt, und sie ist bei weitem nicht immer so ernsthaft, wie dies häufig implizit und explizit verlangt wird. Politischer Protest überschreitet die Grenzen zwischen politischer und gesellschaftlicher Arena, und er tut das häufig auf ziemlich unterhaltsame Weise. Formate wie die "Daily Show" oder der "Colbert Report" parodieren klassische Medienberichterstattung und sind dabei für einen beträchtlichen Teil der US-Amerikaner zur primären Informationsquelle geworden. Ein solche Parodie im Sinne eines humoristischen Umkehrdiskurses benutzt die Sprache des hegemonialen Diskurses, dessen Eindimensionalität und Formelhaftigkeit genau dadurch besonders sichtbar wird.
Ähnliches geschieht, wenn Satiriker, Humoristen oder Comedians selbst in die Politik gehen, anstatt sie lediglich zu kommentieren, wie Jon Gnarr in Reykjavik oder Beppe Grillo in Italien.
Schließlich ist der so genannte "ethnische Humor" ein weiteres Beispiel für Humor als Akt der Widerständigkeit, der Bedeutung verändern und gesellschaftliche Ambivalenzen auflösen will. Er stellt eine Reaktion auf Diskriminierungserfahrungen dar, wendet Stereotype der Mehrheitsgesellschaft gegen sie, überzieht sie und zieht sie damit ins Lächerliche. Satire lebt demnach von dem Bruch zwischen postulierter Wirklichkeit und perzeptiver Wirklichkeit, in diese Lücke stößt Satire und zeigt die Diskrepanz gnadenlos auf.
Die Lehrveranstaltung führt in Humor und Satire aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ein. Welchen Einfluss haben kulturelle, historische, politische und soziale Kontexte auf die Entstehung, die Beschaffenheit und die Rezeption von Satire? Darauf aufbauend untersucht die Lehrveranstaltung, inwiefern Satire ihre Funktion als Kommentatorin des politischen und sozialen Geschehens transzendiert und zur transformierenden sozialen, politischen und diskursiven Praxis werden kann.