Universität Wien

080016 VO-L B230 Special Fields: Ethnographic research on youth (2016W)

Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Saturday 08.10. 09:15 - 16:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Friday 20.01. 09:00 - 14:00 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Friday 20.01. 14:30 - 19:30 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Saturday 21.01. 09:15 - 16:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse

Information

Aims, contents and method of the course

Hinter dem Begriff Jugend stehen historische und soziale Konstruktionen, gesellschaftliche Diskurse und Projektionen, die Jugendliche als eine gesellschaftliche Gruppe erst konstruieren und im Sinne des "othering" (Dracklé 1997) zum kulturell Anderen werden lassen. Ausgehend von einer kritischen Betrachtung des Jugendbegriffs soll anhand von klassischen und aktuellen Positionen ein Überblick über den Stand der sozial- und kulturwissenschaftlichen Jugendforschung geschaffen werden.
In der sozial- und kulturwissenschaftlichen Jugendforschung waren es vor allem die Subkulturen, die mit ihren ungewöhnlichen Ausdrucksformen das Interesse der ForscherInnen für die "fremde" Kultur anzogen und zahlreiche Jugendkultur- und Peer-group-Forschungen beeinflussten. Willis (1978) zeigte mit seiner Untersuchung zu Jugendlichen des Arbeitermilieus, dass das kulturelle Handeln Jugendlicher von ihrer Verortung in einem sozialen und kulturellen Raum und ihren habituellen Dispositionen geprägt ist. Diese Aspekte sozialräumlicher und psychosozialer Lebensbedingungen, die die Lebensgestaltung, Identitätsbildungen, Möglichkeiten und Chancen Jugendlicher prägen, sind in neueren Forschungen zunehmend in den Vordergrund getreten.
Die ambivalenten Lebensbedingungen zwischen wachsender Normierung durch institutionelle Dispositive, Individualisierung und wachsender Konkurrenz um anerkennungssichernde Positionen lassen fragen, welche Handlungsräume Jugendlichen heute zur Verfügung stehen. Entlang der theoretischen Basis des praxeologischen Verstehenskonzeptes Pierre Bourdieus, bei dem in der individuellen Erfahrung strukturelle Bedingungen der Gegenwartsgesellschaft lesbar werden, soll ein Einblick in jugendliche Lebenswelten und ihre spezifischen Problemlagen gewonnen werden.
Die Studierenden erlangen einen Überblick über die Entwicklung und aktuelle Positionen kultur- und sozialwissenschaftlicher Jugendforschung. Sie sind in der Lage, methodologische Probleme im Hinblick auf die soziale und kulturelle Konstruktion von Jugend kritisch zu reflektieren. Zudem sollen Einblicke in spezifische Problemlagen Jugendlicher angesichts aktueller gesellschaftlicher Transformations- und Prekarisierungsprozesse gewonnen werden.
Vortrag, Gruppenarbeiten auf Basis der angegebenen Literatur, Diskussion

Assessment and permitted materials

Nicht prüfungsimmante Lehrveranstaltung,
Abgabe einer schriftlichen Arbeit im Umfang von 5-7 Seiten (ins Fach am Institut)

Minimum requirements and assessment criteria

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.
Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Examination topics

Abgabe einer schriftlichen Arbeit im Umfang von 5-7 Seiten (ins Fach am Institut) zu theoretischen und praktischen Inhalten der Lehrveranstaltung.

Reading list

- Bourdieu, Pierre (2009) [1993]: Ortseffekte, In: Ders. et al. (Hg.): Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft, Konstanz, 117-123.
- Bourdieu, Pierre (1998): Sozialer Raum, symbolischer Raum, In: Ders.: Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns, Frankfurt/Main, 13-27.
- Dracklé, Dorle (1996): Kulturelle Repräsentationen von Jugend in der Ethnologie, In: Dies. (Hg.): Jung und wild. Zur kulturellen Konstruktion von Kindheit und Jugend, Berlin Hamburg, 14-53.
- Bourdieu, Pierre (2004): Die schulischen Formen der Klassifikation, Kapitel 1: Dualistisches Denken und Versöhnung der Gegensätze, In: Ders.: Der Staatsadel, Konstanz, 23-39.
- Moser, Johannes (2000): Jugendkulturen. Recherchen in Frankfurt am Main und London, Frankfurt/Main, 11-57.
- Willis, Paul (1977): Learning to Labour. Why Working Class Kids Get Working Class Jobs, Farnborough, 5-22, 52-60, 94-116.
- Tertilt, Hermann (1995): Turkish Power Boys. Ethnographie einer Jugendbande, Frankfurt, 9-15, 17-88, 235-249.
- Reiners, Diana/ Malli, Gerlinde/ Reckinger, Gilles (2006): Bürgerschreck Punk. Lebenswelten einer unerwünschten Randgruppe, Wien, 22-25, 37-60, 68-72, 75-98.
- Weiss, Florence (1993): Von der Schwierigkeit, über Kinder zu forschen. Die Iatmul in Papua-Neuguinea, In: van de Loo, Marie-Josée (Hg.): Kinder. Ethnologische Forschungen in fünf Kontinenten, München, 97-124.
- Bourdieu, Pierre (2009) [1993]: Verstehen, In: Ders. et al. (Hg.): Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft, Konstanz, 393-410.
- Reiners, Diana (2010): Verinnerlichte Prekarität. Jugendliche MigrantInnen am Rande des Arbeitsmarktes, Konstanz.
- Reckinger, Gilles (2010): Perspektive Prekarität. Wege benachteiligter Jugendlicher in den transformierten Arbeitsmarkt, Konstanz.

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EC 120

Last modified: Mo 07.09.2020 15:31