Universität Wien

080020 VO Courbet, Manet, Marées, Cézanne: Art as Autobiography and the "Painting of Modern Life" (2014S)

Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Thursday 10.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 08.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Monday 12.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 15.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 22.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Monday 26.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Monday 02.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 05.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 12.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Monday 16.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Monday 23.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Thursday 26.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03

Information

Aims, contents and method of the course

Vier Gründerfiguren der modernen Malerei werden vorgestellt, wobei der zeitliche Fokus der Vorlesung auf den drei Jahrzehnten zwischen 1855-1887 liegt, nicht aber auf der Malerei des Impressionismus. Im Mittelpunkt steht vielmehr die folgenreiche Herausbildung einer autobiographischen Malerei in Frankreich bei Courbet, Manet, Cézanne und in Italien und Deutschland bei Hans von Marées. Die drei letztgenannten Maler schaffen, sämtlich im Rückgriff auf Courbet, Gemälde, die das Leben ihres Autors in neuartiger Weise zu ihrem Sujet machen. Zugleich werden die Mittel analyssiert, mit denen diese Maler eine Vermittlung und Verallgemeinerung dieser zunächst sehr privaten Inhalte erreichen (oder jedenfalls erreichen wollten). Courbet wählte, so in seinem 1873 in Wien gezeigten und dort von Marées gesehenen 'Atelier', das Verfahren einer Allegorisierung des Autobiographischen, nicht zuletzt, wie jüngst Stephanie Marchal betont hat, durch Rückgriff auf Motive der christlichen Ikonographie.
Ein Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf den Hauptwerken von Edouard Manet, der in seinem Frühwerk eine konsequent autobiographische Malerei entwickelte. Vorgestellt werden Manets Strategien der Verallgemeinerung, die bis zur Bar aus Folies-Bergère als einer modernen 'imago pietatis' der Entfremdung führen. Diese Strategien der Vermittlung von Oberfläche und Essenz hatte teils Charles Baudelaire den Malern der 'Generation von 1863' (Fried) 'vor-geschrieben', teils entwickelte sie Manet ausgehend von Courbets Konzept der autobiographischen Allegorie. Die Vorlesung bietet eingehende Analysen examplarischer Werke Manets.
Die frühe Rezeption Manets durch Hans von Marées und dann dessen Weg zu einer durchgehend autobiographischen Malerei stehen im Mittelpunkt des zweiten Teils der Vorlesung. Marées’ Strategien der Verallgemeinerung durch formale Stilisierung einerseits und durch die Anverwandlung des Autobographischen an klassische Mythen anderseits werden detailliert, auch im Hinblick auf Zeichnungen und Briefe, analysiert. Auch der frühe Cézanne hat Gemälde Manets variiert, autobiographisch aufgeladen und danach in zunehmend abstrakte Monumente des frühen Modernismus, insbesondere die Serie seiner Badenden, verwandelt, wie anschliessend aufgezeigt werden soll.
Courbet und Manet malten das bzw. ihr 'modernes Leben', Marées und Cézanne zunehmend 'zeitlose' Sujets. Aber gemeinsam sind ihnen, als modernen 'Ausstellungskünstlern' (Bätschmann) der neuartige autobiographische Zuschnitt ihrer Malerei und ähnliche Strategien der Verallgemeinerung qua Abstraktion und qua Rückgriff auf althergebrachte Bildthemen sowie auf Meisterwerke der Tradition. Die Vorlesung bietet Interpretationen bedeutender Werke dieser Maler, die 'Grundlagen der modernen Kunst' (Werner Hofmann) gelegt haben und zugleich einen Einblick in neue Deutungsansätze und methoden des Fachs.

Assessment and permitted materials

Art der Leistungskontrolle: Multiple-Choice

Minimum requirements and assessment criteria

Die Vorlesung bietet einen Einblick in zentrale Werke und Diskurse der frühen Moderne und zugleich in methodische Probleme des Spannungsfeldes von Autobiographie und Abstraktion bei den behandelten vier Gründerfiguren der modernen Malerei.
Sie soll das Bewußtsein für die Balance von exakter Werkanalyse und offener Kontextualisierung schärfen, die das Kunstwerk als Bestandteil einer 'Geschichte des Nichtvergangenen' (Kurt Badt) zu erfordern scheint.

Examination topics

Die Vorlesung bietet Einblick in zentrale Problemstellungen der frühen Moderne; genaue Bildanalysen unter konkrete Einbeziehung klassischer Formanalyse, klassischer Ikonographie, aber auch Einblicke in dekonstruktivistisches 'close reading'; Einblick in traditionelle und neueste kunsthistorische Methoden und Tendenzen der Erforschung einer Schlüsselepoche der Moderne. Ausgewählte Texte werden über Moodle verfügbar gemacht und sollten vor der jeweiligen Vorlesungsstunde gelesen werden (Pflichtlektüre).

Reading list

Literatur zur Vorbereitung (teils Pflichtlektüre in Moodle)

Stephanie Marchal, Gustave Courbet in seinen Selbstdarstellungen, München 2012 (zugleich Univ.-Diss. Heidelberg 2011)
Dies., Kunst in Opposition zur Staatsmacht : subversive Bildstrategien in Courbets 'L’Atelier du peintre' (1855). In: Kunsthistorische Arbeitsblätter, 2008 (2009), 7-24 (in Moodle*).
Timothy J. Clark, Image of the People: Gustave Courbet and the 1848 Revolution, New Haven 1973
Zu diesem Klassiker: Alastair Wright, T. J. Clark’s ’Image of the People : Gustave Courbet and the 1848 Revolution’, 1973, In: The Burlington Magazine, Jg. 153 (2011), Heft 1298, 330-334 (pdf in Moodle*)

Hans Körner, Edouard Manet. Dandy, Flaneur, Maler, München 1996 (guter Überblick)
Gerd Blum, Édouard Manet : Le Déjeuner sur l´herbe. Die Erfindung der Moderne aus der Vergangenheit. In: Reingard M. Nischik, Caroline Rosenthal (Hgg.), Schwellentexte der Weltliteratur, Konstanz 2001, S. 201-232 (pdf in Moodle*)
Michael Fried, Manet’s Modernism or the Face of Painting in the 1860's, Chicago and London, 1996
Edouard Manet, 1832-1883, Katalog einer Ausstellung im Grand Palais, Paris und im Metropolitan Museum of Art 1983 (franz., engl. und dt. Ausgabe), Paris 1993

Antonin Proust, L'Art d'Édouard Manet (1901). Wiederabgedruckt in: Fried 1996, S. 417-437 (mit engl. Übersetzung; auch dt. Übersetzung erschienen)

Kurt Badt, Die Kunst Cézannes, München 1960
Mary Louise Krumrine, Paul Cézanne. Die Badenden. Katalog einer Ausstellung des Kunstmuseums Basel 1989, Basel 1989
André Dombrowski: Cézanne, Murder, and Modern Life, Berkeley 2013

Gerd Blum, Hans von Marées. Autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne,
Berlin und München 2005 (online über UB Heidelberg und in Moodle)
Christian Lenz (Hg.), Hans von Marées, Katalog einer Ausstellung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Neuen Pinakothek München, 1987/88, München 1987
Erich Franz (Hg.), Hans von Marées und die Moderne, Katalog einer Ausstellung der
Kunsthalle Bielefeld und des Kunstmuseums Winterthur, 1987/88, Bielefeld 1987

Robert L. Herbert, Impressionismus. Paris Gesellschaft und Kunst, Stuttgart 1989
Philip Nord, Impressionists and Politics, London 2000

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:31