080044 PS Case Study II/III: World's Fair to "Global Lab": (2014W)

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Medium der Ausstellung zum universalen Umschlagplatz moderner europäischer Metropolenkultur: Hier wurden Wahrnehmungskategorien und kulturelle Leitmotive definiert, auch und gerade hinsichtlich der Rezeption außereuropäischer Kulturen. Das Seminar wird sich mit der Frage beschäftigen, wie die Wahrnehmung islamischer Kunst in Europa durch dieses Medium bis in die Gegenwart hinein geformt und gespiegelt wird.
Anhand exemplarisch ausgewählter Schauen und ihrer Kataloge werden unterschiedliche Standpunkte sowie wechselnde kulturhistorische Prämissen beleuchtet, die den westlichen Blick prägten. Es wird nachgezeichnet, wie Begriff und Konzept einer „islamischen Kunst“ erst in den europäischen Kanon eingeführt und im Lauf der Zeit durch unterschiedliche ökonomische, nationale, politische oder sogar esoterische Determinanten neu verhandelt wurde.

Themen:
1. Weltausstellungen, Kunstgewerbe und islamische Kunst
http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digilit/weltausstellungen.html

2. Alois Riegl und die Wiener Teppichausstellung 1891
Scala, A.: Katalog der Ausstellung Orientalischer Teppiche im k.k. Österr. Handels-Museum 1891 (Wien 1891).

3. Koloniale Blicke und Deutungshoheiten: Die „Union Centrale des Arts Décoratifs“ und die Ausstellungen islamischer Kunst in Paris 1893 und 1903; Algier 1905
Migeon, G.: L’Exposition des Arts Musulmans à l’Union Centrale des Arts Décoratifs (Paris 1903); Marcais, G.: L’Exposition d’Art Musulman d’Alger (Paris 1906).

4. „Meisterwerk“ und Avantgarde: Die „Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst“ in München 1910
Sarre, F. u. Martin, F. R. (Hrsg.): Die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst in München 1910, 3 Bde. (München 1912).

5. Vermessung einer Kunstlandschaft: Die “Burlington House Exhibition” persischer Kunst 1932 und der “Survey of Persian Art”
Pope, A. U. u. Ackermann, P. (Hrsg.): A Survey of Persian Art: from the prehistoric Times to the Present (London 1938-39).

6. Einheit in der Vielfalt: Das „World of Islam Festival“ in London 1976
Jones, D. und Michell, G. (Hrsg.): The Arts of Islam (London 1976).

7. Europa und der Orient: Das Berliner „Festival der Weltkulturen“ 1989
Sievernich, G. und Budde, H. (Hrsg.): Europa und der Orient 800-1900 (Berlin 1989).

8. Nationale Perspektiven? „The Turks. A Journey of a Thousand Years“ in der Royal Academy of Arts 2005
Roxburgh, D. J. (Hrsg.): The Turks. A Journey of a Thousand Years, 600-1600 (London 2005).

9. Exklusive Lebenswelten und Objekte auf Weltreise: Wanderausstellung “Palace and Mosque, Islamic Art from the V&A” 2004
Stanley, T. (Hrsg.): Palace and Mosque. Islamic Art from the Middle East (London 2004).

10. Virtuelle Welten, geopolitische Landschaften: „Museum with no Frontiers – Discovering Islamic Art“
Primärtext: www.discoverislamicart.org

11. Zeitgenössische Positionen
Eine Vorgeschichte der Globalisierung? „Global Lab“ im MAK Wien 2009
Kunst und Identität am Vorabend des Arabischen Frühlings: „The Future of Tradition“ im Haus der Kunst München 2010
Noever, P. (Hrsg.): Global Lab. Kunst als Botschaft. Asien und Europa, 1500-1700 (Wien 2009); Dercon, C., Krempel, L. u. Shalem, A. (Hrsg.): The Future of Tradition, the Tradition of Future. 100 years after the Exhibition Masterpieces of Muhammadan Art in Munich (München 2010).

12. (Neu)vermessungen der kunsthistorischen Landkarte?
„Roads of Arabia. Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien“, Paris u. Berlin 2011/12
Gierlichs, J. u. Franke, U. (Hrsg.): Roads of Arabia (Tübingen 2011).
„Byzantium and Islam“, Metropolitan Museum New York 2012
Evans, H.C. u. Ratliff, B. (Hrsg.): Byzantium and Islam, Age of Transition (Yale 2012).