Universität Wien

080072 SE B610 Society: (2022S)

Thinking with Trash

Continuous assessment of course work
MIXED

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Samstag, 19. März 2022 (online)/ Einführung 11.00 bis 13.00 Uhr

Samstag, 07. Mai 2022 (online)/ 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr / Laufende Diskussion per moodle bis zum nächsten Termin
Abgabe Essay: 18. Mai 2022

Samstag, 21.Mai 2022 (VOR ORT/Hybrid:) 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Wenn möglich mit Exkursion am Freitag 20.05. (Uhrzeit folgt)
Laufende Diskussion per moodle bis zum nächsten Termin

Samstag, 28. Mai 2022 (online)/ 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr
Laufende Diskussion per moodle bis zum nächsten Termin

Samstag, 25. Juni 2022 (online)/ 11.00 bis 13.00 Uhr
Abschlusssitzung und Vorbesprechung der Hausarbeiten

Abgabe der Hausarbeiten: 31.08.2022

Besprechung der Hausarbeiten:
Samstag, 24. September 2022 (online)/ 11.00 bis 13.00 Uhr

  • Saturday 19.03. 11:00 - 13:00 Digital
  • Saturday 07.05. 11:00 - 13:00 Digital
  • Saturday 07.05. 14:00 - 16:00 Digital
  • Saturday 21.05. 10:00 - 17:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Saturday 28.05. 11:00 - 13:00 Digital
  • Saturday 28.05. 14:00 - 16:00 Digital
  • Saturday 25.06. 11:00 - 13:00 Digital

Information

Aims, contents and method of the course

Müll hat viele Formen und verweigert sich normativen Definitionen. Was ist Müll? Eine Frage der Wahrnehmung, eine Abfolge von Dingen, Praktiken und Räumen, ein Prozess des Kategorisierens, Aushandelns, Identifizierens, ein Zustand? "One man’s trash is another man‘s treasure" verweist auf den komplexen ontologischen Status von "Müll". Jedes Objekt kann Müll sein oder werden. Entweder, wenn sich sein Ort ändert - Mary Douglas‘ berühmte Definition von "dirt as matter out of place" -, eine situierte Definition, die auf die räumliche, kulturelle und symbolische Dimension von Müll verweist. Oder wenn sich die Umstände ändern. Brian Thill definiert Müll als jedes Objekt plus Zeit: "Though we try to imagine otherwise, waste is every object, plus time. Whatever else an object is, it's also waste - or was, or will be." Alles ist Müll; früher oder später. "Mit Müll denken" bedeutet, den anthropologischen Blick zu schulen für die Brüchigkeit und Kontextabhängigkeit von Kategorien - und die Möglichkeiten ihrer Aushandlung.
Gleichzeitig werden die politischen Fragen rund um "Müll" zunehmend drängender. Die Müllmenge wird größer, die Müllströme toxischer, die chemischen Reaktionen unvorhersehbarer, die Transaktionen globaler. Vieles bleibt zunächst unsichtbar, Effekte
dauern eventuell Generationen, bevor sie in Erscheinung treten. Daraus folgen neue, grundsätzliche Fragen nach den Konzeptionen von Mensch-Umwelt-Schnittstellen und Beziehungen. Wem gehört der Müll? Wem gehört die Verantwortung für diesen Müll? Was tun
mit den Resten? Verbrennen, begraben, reparieren, weiterverwenden, wiederverwenden?
Über Müll nachzudenken, ist immer ein Nachdenken, das die gesamte Kultur und all ihre Dinge beinhaltet. Es geht um nichts weniger als um den Umgang mit der Welt. Während Haushaltsmüll nur ein Bruchteil des Mülls an sich ist - industrieller Müll, Bauschutt,
militärischer Müll sind weit größere Müllkategorien - wird durch die governmentale Logik des Recycelns der "environmental citizen" konzipiert. Dieser "gute Bürger" recycelt, ist aber immer auch der "gute Konsument", der immer weiter kauft und immer weiter recycelt. Von den drei Rs des nachhaltigen Umgangs mit Müll - reduce, reuse, recycle - ist Recycling dabei das am wenigsten nachhaltige und benötigt in manchen Fällen gar mehr Energie und fossile Brennstoffe als etwas neu herzustellen. Neue Akteure wie etwa Materialinitiativen hinterfragen zunehmend Konsumlogiken, definieren Müll neu und machen ihn zur Ressource.

Das Seminar vermittelt entlang der Beschäftigung mit "Müll" eine Einführung in materielle Kulturforschung und Mensch-Ding-Beziehungen - ausgehend von Klassikern der material culture studies wie Daniel Miller und Jane Bennett, sowie Klassikern der waste studies wie Mary Douglas, Gay Hawkins, Sonja Windmüller, Michael Thompson und William Viney.
Im Zentrum stehen dabei Fragen der Kategorisierung, Zeitlichkeit, Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit. Neben der Lektüre soll in kleineren Übungen mit anthropologischem Blick auf Alltagspraktiken das theoretisch-methodische Forschungswissen exemplarisch angewandt und erprobt werden. In einer Werkstattsitzung werden diese Texte geteilt, sowie Ansätze einer Methodisierung vorgenommen. Geplant ist außerdem ein Exkursionsnachmittag zu Akteuren der Kreislaufwirtschaft in Wien. In den Hausarbeiten können die Studierenden dieses Wissen in theoretischen Analysen und empirischen Fallstudien anwenden.

Assessment and permitted materials

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

1. Anwesenheit
2. Teilnahme an Gruppenarbeit, Textvorstellung (10 Punkte)
3. Mitarbeit im Seminar (5 Punkte)
4. Diskussionsbeiträge auf Moodle (min. 4 Kurzkommentare zur Lektüre) (15 Punkte)
5. Zwei Übungen (je 10 Punkte)
6. Evtl. Teilnahme an Exkursion
7. Hausarbeit (50 Punkte)

Minimum requirements and assessment criteria

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.
Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Examination topics

Reading list

Alexander, C. & J. Reno (eds) 2012. Economies of recycling. Ldn: Zed Books.

Alexander, C & A. Sanchez 2018. Introduction: the values of indeterminacy. In Indeterminacy: waste, value and the imagination (eds) C. Alexander & A. Sanchez, 1-31. Oxf.: Berghahn Books.

Alexander, C & P. O’Hare (2020). Waste and its disguises: techn. of (un)knowing. Ethnos. DOI:
10.1080/00141844.2020.1796734.

Alaimo, Stacy. 2016. Exposed: Environm. Politics and Pleasures in Posthuman Times. Minnesota: Univ. of Minnesota Press.

Bennett, Jane. 2010. Vibrant Matter. Ldn: Duke Univ. Press.

Callén Moreu B, López Gómez D. Intimate with your junk! A waste management experiment for a material world. The Sociological Review. 2019;67(2):318-339.

Calvino, Italo. 1994. Die Mülltonne. München, Wien: Hanser V..

Douglas, Mary. 1985. Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Reinheit u. Tabu. Berlin: Dietrich Reimer V..

Ek, Richard & Johannson, Nils (eds.) 2020. Opening the Bin: Perspectives on Waste from the Social Sciences and the
Humanities, Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholars.

Gregson, N. and Crang, M. 2010. Materiality and waste: inorganic vitality in a networked world. Environment and Planning
A, 42 (5). pp. 1026-1032. ISSN 0308-518X

Hawkins, Gay. 2005. The Ethics of Waste. Lanham: Rowman and Littlefield.

Heidegger, Martin. 1950. Das Ding. In: Gesamtausgabe. 2000. Frankf.: Klostermann.

Higgin, M. 2016. The Other Side of Society. Reflections on Waste and its Place. Antropologia, 3(1), 69-88.
https://doi.org/10.14672/ada2016436%25p

Hird, M. J. 2013. Waste, landfills, and an environmental ethic of vulnerability. Ethics & the Environment, 18, 105-124.

Ingold, T. 2012. Toward an ecology of materials. Annual Review of Anthrop., 41, 427-442.

Ingold, T. 2007, Materials against materiality. Archaeological Dialogues. 14,1, pp. 1-38.

Kennedy, Greg. 2007. An Ontology of Trash: The Disposable and its Problematic Nature, Albany: State: Univ. of NY Press.

Kubler, George.1982. D. Form d. Zeit. Anmerkungen zur Geschichte d. Dinge. Frankfurt: Suhrkamp.

Liboiron, Max. 2018. "The What and the Why of Discard Studies." Discard Studies January 1.
https://discardstudies.com/2018/09/01/the-what-and-the-why-of- discard-studies.

MacBride, Samantha. 2013. Recycling Reconsidered: The Present Failure and Future Promise of Environmental Action in the United States. Cambridge, MA: MIT Press.

Miller, Daniel. 2005. Materiality: an introduction, Materiality, Miller, D., ed., Ldn, Duke University Press.

Miller, Daniel. 2012. Consumption and Its Consequences. Cambridge: Polity Press.

Murphy, Michelle. 2008. Chemical Regimes of Living. Environmental History 13, no. 4: 695-703.

Rathje, William and Murphy, Cullen. 1994. Müll. Eine archäologische Reise dr. die Welt d. Abfalls. München:
Goldm.

Reno, J. 2009. Your trash is someone’s treasure: the politics of value at a Michigan landfill. Journal of Material Culture 14: 29 - 46.

Reno, J. 2014. Toward a new theory of waste: from ‘matter out of place’ to signs of life. Theory, Culture & Society
31(6), 3-27.

Reno, J. 2016. Waste away: working and living with a North American landfill. Oakland: Univ. of California Press.

Serres, Michel. 2008. Das eigentliche Übel. Verschmutzen, um sich anzueignen? Berlin: Merve.

Söregi, Tabea. 2020. Müll als Material der Europ. Ethn.. Anzeiger von Ordnungen in einen transformativen Raum. In: Gemischter Satz 2020 aus d. Wiener Europäischen Ethnologie (= Veröffentl. d. Instituts für Europäische Ethnologie der Univ. Wien. Band 49). Wien.

Strasser, S. 1999. Waste and want. NY: Metropolitan Book.

Thill, Brian. 2015. Waste (Object Lessons). NY: Bloomsbury.
Thompson, Michael. 1981. Die Theorie des Abfalls. Stuttgart: Klett-Cotta.

Viney, William. 2014. Waste: A Philosophy of Things. Ldn: Bloomsbury.

Windmüller, Sonja. 2004. Die Kehrseite d. Dinge. Müll, Abfall, Wegwerfen als kulturwissenschaftliches Problem. Münster: Lit-Verlag.

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Last modified: Th 11.05.2023 11:27