080106 PS Case Study: Textile Design. 1890-1930 (2014W)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr das Medium Textil innerhalb der Debatten um das Gesamtkunstwerk eine starke Aufwertung und rückte ins Zentrum künstlerischer Interessen. Waren es vorher hauptsächlich Musterzeichner gewesen, die textiles Dekor nach Vorlagenbüchern gefertigt hatten, waren es nun ebenso Vertreter der Avantgarde, die Entwürfe für Textilmuster lieferten. Auf diese Weise fanden Anregungen aus Kubismus, Konstruktivismus, Fauvismus und abstrakter Malerei, Einflüsse aus der Volkskunst sowie außereuropäischen Kulturen Aufnahme in das Textil. Seriell produziert und eingesetzt in Mode und Inneneinrichtung trugen gemusterte Stoffe so zur Verbreitung neuartigen Formenrepertoires bei und wirkten geschmacksbildend.
In der Fallstudie werden wir uns diesen Schnittstellen von Kunst, Kunsthandwerk und industrieller Produktion zuwenden und den Innovationen im Textil dieser Zeit auf den Grund gehen. Ausgehend von Arts-and-Craft/Jugenstil/Art-Nouveau-Stoffen über sogenannte Art-Déco-Muster bis hin zu gänzlich abstrakten Designs soll der bemerkenswerte Wandel im Textildesign anhand ausgewählter europäischer Firmen und Entwerfer nachvollzogen werden (England, Belgien, Deutschland, Österreich-Ungarn und Frankreich). Dabei werden auch Beispiele der Anwendung von Textil in Mode und Innenausstattung Berücksichtigung finden. Zudem sollen die von der Kunstgeschichte verwendeten Stilbegriffe kritisch reflektiert und hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit überprüft werden.