080108 UE Course (Summer Course): The Problem of Perspective (2025S)

Unsere Übung widmet sich einem der meistdiskutierten Themen der Kunstgeschichte - der Zentralperspektive. Entstanden als künstlerisches und mathematisches Verfahren zur Darstellung räumlicher Tiefe, hat sich die Zentralperspektive zu einem theoretischen Topos entwickelt, der Bezeichnungen wie symbolische Form, Denkmodell oder Dispositiv angenommen hat. Zunehmend wurde die Perspektive mit der Konstitution des klassischen Subjekts bzw. mit den repressiven Effekten einer solchen idealistischen Subjektkonstruktion in Verbindung gebracht. Bis heute haben wir es daher immer wieder mit Analysen und kritischen Entwürfen zu tun, die die Zentralperspektive nicht nur als historische Darstellungstechnik, sondern auch als ideologisch, epistemisch, ontologisch, ethisch und politisch aufgeladenes Denkmodell problematisieren. In unserer primär theoriegeschichtlich angelegten Übung werden wir die genannten Aspekte gemeinsam diskutieren. Wir lesen Texte sowohl aus dem sozialistischen als auch aus dem westeuropäischen Raum vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Dabei werden philosophische und gesellschaftspolitische Kontexte einbezogen und ausgewählte Kunstwerke betrachtet. In der ersten Sitzung im Juli werden nach einem historischen Überblick die Themen für die Gruppenarbeit verteilt. «Der Ursprung der Perspektive» von Hubert Damisch wird uns in verschiedenen Phasen der Übung begleiten, daher bitte ich für die erste Sitzung das Vorwort aus diesem Buch zu lesen. In der zweiten Sitzung am selben Nachmittag werden wir das Kunsthistorische Museum besuchen. Danach haben wir eine längere Sommerpause, damit wir uns gut auf die intensiven Wochen im August und September vorbereiten können.