Universität Wien

100106 PS Proseminar: Modern German Literature: (2024W)

Weimarer Klassik

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Monday 07.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 14.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 21.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 28.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 04.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 11.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 18.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 25.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 02.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 09.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 16.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 13.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 20.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Monday 27.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3

Information

Aims, contents and method of the course

Ein kaum mehr als 6000 Einwohner zählendes Dorf avancierte im 18. Jahrhundert zum Mittelpunkt der deutschen (Literatur-)Welt. Verantwortlich für den kometenhaften Aufstieg des Provinzortes Weimar waren mit Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller jene beiden Dichter, die heute als zentrale Vertreter der sogenannten ‚Weimarer Klassik‘ gelten; ein Label, das heute ubiquitär verwendet wird und leicht verständlich scheint. Was das aber eigentlich genau ist, die Weimarer Klassik (ein Stilbegriff, eine Epochenbeschreibung?) wer das entscheidet (die Protagonisten, die Literaturwissenschaft?), wann sie stattgefunden haben soll (beginnend mit Goethes Aufbruch zu seiner Italienischen Reise 1786 oder gar erst mit dem Freundschaftsbund Schillers und Goethes bis zu Schillers Tod?) und wer ihr zuzurechnen ist (Goethe und Schiller, oder auch Gottfried Herder, Jean Paul und Christoph Martin Wieland?), ist weniger klar als es scheint; nicht zuletzt wenn man bedenkt, dass Goethe, der Klassiker schlechthin, sich selbst keineswegs als ‚Klassiker‘ verstanden haben wollte, wie er im Literarischen Sansculottismus (1795) klar gestellt hat.
Beginnend mit der Frage danach, was ein ‚Klassiker‘ – nicht nur einer aus Weimar – eigentlich ist, erarbeiten wir im Rahmen des Proseminars das spannungsreiche Feld der Weimarer Literatur des späten 18. Jahrhunderts. Die Weimarer Klassik wird dabei als „literaturhistorische Ereignisform“ (Nutt-Kofoth 2004:4) betrachtet, als „Denk- und Produktionsgemeinschaft“ (Zumbusch 2019:10) an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Gerade der regionale Kontext – die unmittelbare räumliche Nähe zu den zeitgleich wirkenden Romantikern in Jena – und die sozialhistorischen und politischen Hintergründe sind für das Verständnis der Texte Goethes, Schillers und. Co. unerlässlich. Die Schrecken der Gegenwart, insbesondere der terreur der Französischen Revolution, sind der Problemhorizont, vor dem die angeblich abgehobenen Weimarer Klassiker nämlich schrieben; über die Antike als Sehnsuchtsort, über die Kunst als Retterin in einer von Kriegen geprägten, kunstfeindlichen Zeit, über die Werte Menschlichkeit und Freiheit aber auch über den beginnenden Massenkonsum, die Ausbeutung der Natur und den Vormarsch der Naturwissenschaften. Welche Antworten die Klassiker - etwa im Unterschied zu den mit den selben Problemen konfrontierten Romantikern - auf die als chaotisch empfundene Zeit gaben, ist eine der Fragen, denen wir uns widmen wollen. Im Zentrum des Proseminars steht die gemeinsame Erarbeitung zentraler Texte der Weimarer Klassik in Form eines close-readings. Wir widmen uns sowohl ästhetischen Verfahren und Produktionsweisen wie auch poetologischen Überlegungen. Das Textcorpus umfasst daher Beispiele aus allen Gattungen ebenso wie ästhetiktheoretische Texte; gefragt werden soll auch nach der Rolle der Frauen im Weimarer Zirkel.
Den Abschluss bildet eine Reflexion über Kanonisierungsprozesse, die bestenfalls mit einer erweiterten Reflexion des Klassikerbegriffs einhergeht und auch die Benjamin’sche Frage adressiert, was die Deutschen lasen während die Klassiker schrieben.

Ziele des PS sind:
- zentrale ästhetische und poetologische Konzepte der Weimarer Klassik verstehen
- kanonische Texte der Weimarer Klassik kennen und in ihrem zeitgenössischen Kontext /verstehen bzw. interpretieren
- Kanonisierungs- Klassikerbildungsprozesse (kritisch) reflektieren
- Wissenschaftliches Arbeiten einüben / über literarische Texte auf universitärem Niveau frei sprechen

Die Lektüreauswahl orientiert sich an der Leseliste des Institutes und versteht sich daher auch als Beitrag zur Vorbereitung auf die Masterprüfung. Der Kurs adressiert dezidiert auch Lehramststudierende – denn eine genaue Kenntnis der vermittelten Text ist für den schulischen D-Unterricht unerlässlich.

Assessment and permitted materials

Zu erbringende Teilleistungen:
1. Anwesenheit (max. 2 Fehleinheiten).
2. aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung: genaue vor- und nachbereitende Lektüre der Pflichtliteratur, Beteiligung an den Diskussionen (20 Prozent).
3. Gestaltung einer Seminarsitzung (20 Prozent).
- Impulsreferat mit ‚Basics‘ zum Text/Kontext (max. 5-10 Min.)
- Moderation einer Diskussion zu einem literarischen Text, den alle gelesen haben, diese beinhaltet: gemeinsame Verständnissicherung + gemeinsames Entwickeln von Interpretationsansätzen bzw. Thesen (nicht VOR, sondern MIT der Seminargruppe!)
4. PS-Arbeit mit 15 Seiten Haupttext (60 Prozent).

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Minimum requirements and assessment criteria

a) Alle Teilnahmevoraussetzungen laut Studienplan müssen zu Beginn der LV erfüllt sein.

b) Das PS ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung mit Anwesenheitspflicht. Erlaubt sind konsequenzlos max. 2 Fehleinheiten während des Semesters, häufigeres Fehlen (ohne triftigen Grund) zieht eine negative Beurteilung nach sich. Eine Abmeldung ohne Beurteilung ist bis zur 3. Lehrveranstaltungssitzung möglich.

c) Aktive Teilnahme an der LV und Erbringung der erforderlichen Leistungen.

Examination topics

Im Zentrum des Proseminars steht eine aktive Auseinandersetzung mit den Texten. Erwartet wird eine gründliche vor- und nachbereitende Lektüre. Ebenso Voraussetzung für das Bestehen ist eine Teilnahme an den Seminardiskussionen auch abseits der eigenen Präsentation. Die aktive Beteiligung im Seminar wird ebenso beurteilt wie die Gestaltung einer Sitzung als Expert*in (Details dazu in der LV, es wird versucht, Möglichkeiten jenseits "vorgelesener" Referate zu geben) und die schriftliche PS-Arbeit. Bis zur letzten Einheit sind (kurze) Grobkonzepte zu entwerfen. Diese werden in einem peer-review-Verfahren überarbeitet und gemeinsam diskutiert, um eine bestmögliche Vorbereitung auf die PS-Arbeit zu ermöglichen.
Kriterien: Eigenständigkeit in der Argumentation, angemessene Bezugnahme auf das Material, Stringenz, Einhaltung wissenschaftlicher Standards (Umgang mit Sekundärliteratur, formal angemessene Gestaltung, Sprache)

Reading list

Voraussichtliche Primärtexte (die genaue Auswahl wird in Abhängigkeit von Ihren Interessen in der ersten Sitzung getroffen):

Johann Joachim Winkelmann: Gedancken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst
Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris
Friedrich Schiller: Maria Stuart
Karl Philipp Moritz: Versuch einer Vereinigung aller schönen Künste und Wissenschaften unter dem Begriff des in sich selbst Vollendeten
Christian Gottfried Körner: Über Charakterdarstellung in der Musik
Friedrich Schiller: Über das Erhabene
Friedrich Schiller: Ankündigung der Horen
Johann Wolfgang Goethe: Literarischer Sansculottismus
Johann Wolfgang Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten
Jean Paul: Leben des Quintus Fixlein
Friedrich Schiller: Die Götter Griechenlandes
Johann Wolfgang Goethe: Römische Elegien
Sophie Mereau: Schwarzburg
Gedichte von Gottfried Herder

Sekundärliteratur:

Borchmeyer, Dieter: Weimarer Klassik. Portrait einer Epoche. Weinheim 1994. (Im Handapparat)
Dörr, Volker C.: Weimarer Klassik. Paderborn 2007.
Ehrmann, Daniel/Wolf, Norbert Christian: Klassizismus in Aktion. Goethes ‚Propyläen‘ und das Weimarer Kunstprogramm. Wien/Köln/Weimar 2016 [recte: 2015] (=Literaturge­schichte in Studien und Quellen, Bd. 24). (digital über u:search verfügbar)
Fulda, Daniel: Seit wann und warum gibt es "deutsche Klassiker"? Zwölf Thesen im Ausgang von Klassiker-Erwartung und Buchmarkt des langen 18. Jahrhunderts. Leipzig 2021. (Scan auf moodle)
Schulz, Gerhard/Doering, Sabine: Klassik. Geschichte und Begriff. München 2003. (Im Handapparat)
Voßkamp, Wilhelm (Hg.): Theorie der Klassik. Stuttgart 2009. (Bitte kaufen)
Wojcik, Paula: Theorie der Klassik. Eine kulturelle Praxis von Goethe bis Grandmaster Flash. Berlin/Boston 2022. (digital über u:search verfügbar)
Zumbusch, Cornelia: Weimarer Klassik. Eine Einführung. Berlin 2019. (digital über u:search verfügbar)

Weitere Literaturangaben folgen.

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Last modified: Fr 15.11.2024 17:25