100116 VO Lecture course: Modern German Literature (2016S)
Ernst Jandl Dozentur: Barbara Köhler
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Homers Odyssee (neben der Ilias) gilt vielen als der Ausgangspunkt abendländischen Erzählens, sowohl was die in ihr präsentierten Themen und Gegenstände, aber auch, was die in ihr verwendete Erzählweise und Gestaltung anlangt. Immer wieder haben Autor*innen nachfolgender Generationen die Odyssee in ihren eigenen Arbeiten umkreist. Klassische Philologie, (literarische) Ästhetik und eine Theorie der medialen Bedingungen von Erzählformen haben ihre zentralen Einsichten an diesem Epos entwickelt, auch an der sogenannten "Homerischen Frage", ob es denn überhaupt Homer als seinen einzigen Urheber hat.Als Ernst-Jandl-Dozentin 2016 wird Barbara Köhler 2 Vorlesungen zu ihren Lektüren der Odyssee halten. Von Barbara Köhlers Vorlesungen ausgehend untersucht die Semestervorlesung von Thomas Eder exemplarisch und ausgewählt literarische Texte, die sich auf Homers Odyssee beziehen. Darüber hinaus werden Fragestellungen, die sich aus der Homer-Philologie ableiten lassen, in ihrer Bedeutung für aktuelle literaturtheoretische Debatten kritisch untersucht. Folgende Themenbereiche und Fragenkomplexe sollen dabei vor allem nachgezeichnet und kontextualisiert werden:
Details
max. 999 participants
Language: German
Examination dates
- Wednesday 29.06.2016
- Monday 04.07.2016
- Thursday 29.09.2016
- Wednesday 21.12.2016
- Thursday 12.01.2017
- Wednesday 30.01.2019
Lecturers
Classes (iCal) - next class is marked with N
MI 8.6., 19.00-21.00
Barbara Köhler
1. Vorlesung
Barbara Köhler
2. Vorlesung
Ort: Hörsaal 31, Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9;Zusätzlich MO, 20.6, 19.00-20.30: Vorbereitung Konversatorium
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 WienMI, 22.6. 19.00-20.30:Konversatorium
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
- Wednesday 09.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 16.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 06.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 13.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 20.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 27.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 04.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 11.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 18.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 25.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 01.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 08.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 08.06. 20:00 - 21:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 15.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 15.06. 20:00 - 21:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 22.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 22.06. 20:00 - 21:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
- Wednesday 29.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Information
Aims, contents and method of the course
Assessment and permitted materials
3) MimesisDie Frage nach einer angemessenen Auffassung (und Übersetzung) des Konzepts "Mimesis", das nur unzureichend mit Nachahmung übersetzbar wäre, wird anhand des Kapitels "Die Narbe des Odysseus" aus Erich Auerbachs bahnbrechendem Buch "Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit" vorgestellt und diskutiert werden.4) Dialektik der AufklärungDie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer zusammen verfasste "Dialektik der Aufklärung" gilt als einer der zentralen Texte der so genannten kritischen Theorie der "Frankfurter Schule". Die Autoren sehen das Programm der Aufklärung in der Entzauberung der Welt. Denn sie wollte die "Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen". Jedoch sei dadurch der "Mythos in die Aufklärung" übergegangen und die "Natur in bloße Objektivität. Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem, worüber sie die Macht ausüben."
Dieser Gedankenzug einer Kritik am Vernunftbegriff der Aufklärung, die aufgrund ihres Herrschaftscharakters in neue Mythologie umgeschlagen sei, soll anhand des Kapitels "Odysseus oder Mythos und Aufklärung" kritisch rekonstruiert und diskutiert werden.5) Literarische Adaptionen der Odyssee sollen in ausgewählten Fragestellungen vorgestellt werden: James Joyce: Ulysses (ausgewählte Kapitel); Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras; Ernst Jandl: Gedichte (odyss bei den polsterstühlen, calypso); Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge.Mündliche Prüfung in der letzten Einheit, weitere Termin in den Folgesemestern
Dieser Gedankenzug einer Kritik am Vernunftbegriff der Aufklärung, die aufgrund ihres Herrschaftscharakters in neue Mythologie umgeschlagen sei, soll anhand des Kapitels "Odysseus oder Mythos und Aufklärung" kritisch rekonstruiert und diskutiert werden.5) Literarische Adaptionen der Odyssee sollen in ausgewählten Fragestellungen vorgestellt werden: James Joyce: Ulysses (ausgewählte Kapitel); Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras; Ernst Jandl: Gedichte (odyss bei den polsterstühlen, calypso); Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge.Mündliche Prüfung in der letzten Einheit, weitere Termin in den Folgesemestern
Minimum requirements and assessment criteria
Examination topics
Reading list
Homer: Odyssee. Übersetzt von Roland Hampe. Reclams Universalbibliothek. Bd 280. Stuttgart: Reclam 1986.
Homer: Die Odyssee. Übersetzt von Wolfgang Schadewaldt. Zürich, Stuttgart: 2001.
James Joyce: Ulysses. Übersetzt von Hans Wollschläger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975.
Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980.
Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007.
Barbara Köhler: no one's box. Luzern, Poschiavo: Editioni Periferia 2007.Milman Parry: The Making of the Homeric Verse. The Collected Papers of Milman Parry. Ed. Adam Parry. Oxford: Clarendon 1971.
Eric A. Havelock: The Literate Revolution in Greece and Its Cutural Consequences. Princeton: Princeton UP 1982. (tw. dt.: Schriftlichkeit. Das griechische Alpahbet als kulturelle Revolution. Weinheim: VCH 1990)
Eric A. Havelock: Als die Muse schreiben lernte. Eine Medientheorie. Berlin: Wagenbach 2007.
Albert B. Lord: The Singer of Tales. Cambridge, MA: Harvard University Press 1960. Walter J. Ong: Orality and Literacy. The Technologizing of the Word. 30th Anniversary Edition With additional chapters by John Hartley. London, New York: Routledge 2002.
Bruno Snell: Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (1. Aufl. 1972)
Mark Johnson: The Body in the Mind. The Bodily Basis of Meaning, Imagination, and Reason. Chicago: Chicago UP 1987.
Arthur Leslie Keith: Simile and Metaphor in Greek Poetry. From Homer to Aeschylos. Menasha: The Collegiate Press 1914.
Beate Hampe (ed.): From Perception to Meaning. Image Schematas in Cognitive Linguistics. Berlin: deGruyter 2005.
Erich Auerbach: Mimesis: Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur. Tübingen: Francke 2001.
Theodor W. Adorno und Max Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main: Fischer 1998.
Homer: Die Odyssee. Übersetzt von Wolfgang Schadewaldt. Zürich, Stuttgart: 2001.
James Joyce: Ulysses. Übersetzt von Hans Wollschläger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975.
Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980.
Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007.
Barbara Köhler: no one's box. Luzern, Poschiavo: Editioni Periferia 2007.Milman Parry: The Making of the Homeric Verse. The Collected Papers of Milman Parry. Ed. Adam Parry. Oxford: Clarendon 1971.
Eric A. Havelock: The Literate Revolution in Greece and Its Cutural Consequences. Princeton: Princeton UP 1982. (tw. dt.: Schriftlichkeit. Das griechische Alpahbet als kulturelle Revolution. Weinheim: VCH 1990)
Eric A. Havelock: Als die Muse schreiben lernte. Eine Medientheorie. Berlin: Wagenbach 2007.
Albert B. Lord: The Singer of Tales. Cambridge, MA: Harvard University Press 1960. Walter J. Ong: Orality and Literacy. The Technologizing of the Word. 30th Anniversary Edition With additional chapters by John Hartley. London, New York: Routledge 2002.
Bruno Snell: Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (1. Aufl. 1972)
Mark Johnson: The Body in the Mind. The Bodily Basis of Meaning, Imagination, and Reason. Chicago: Chicago UP 1987.
Arthur Leslie Keith: Simile and Metaphor in Greek Poetry. From Homer to Aeschylos. Menasha: The Collegiate Press 1914.
Beate Hampe (ed.): From Perception to Meaning. Image Schematas in Cognitive Linguistics. Berlin: deGruyter 2005.
Erich Auerbach: Mimesis: Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur. Tübingen: Francke 2001.
Theodor W. Adorno und Max Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main: Fischer 1998.
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(I 1242, I 2240, I 2900)
Teilnahmevoraussetzung im UF Deutsch Diplom
StEOP (I 1114 + StEOP LehrerInnenbildung)
Zur Äquivalenzliste geht es hier: http://spl-germanistik.univie.ac.at/uploads/media/Aequivalenzliste_LA_UF_Deutsch.pdf
Teilnahmevoraussetzung im UF Deutsch Diplom
StEOP (I 1114 + StEOP LehrerInnenbildung)
Zur Äquivalenzliste geht es hier: http://spl-germanistik.univie.ac.at/uploads/media/Aequivalenzliste_LA_UF_Deutsch.pdf
Last modified: Mo 07.09.2020 15:32
Seit den bahnbrechenden Arbeiten Milman Parrys und Eric A. Havelocks hat die Homer-Philologie und vor allem die Homerische Frage, ob die Epen das Werk eines oder mehrerer Autoruren, ob sie mündlich oder schriftlich entworfen und tradiert sind, eine neue Wendung erhalten. Parry untersuchte vor allem die repetitiv verwendeten Epitheta (constantia und ornantia) und kam zu dem Schluss, dass sie als fixierte Formeln und innerhalb der Regeln des Hexameters dafür verantwortlich seien, dass auch sehr komplexe und umfangreiche Epen wie die Homerischen improvisiert und von Sänger zu Sänger oral tradiert werden können. Erst mit Platon sei die griechische Literatur von der Oralität abgegangen und zu einer schriftlichen geworden.
Auf die Studien Havelocks aufbauend hat Walter J. Ong dem Medienunterschied von Oralität versus Schriftlichkeit in seinem bahnbrechenden Werk "Orality and Literacy" eine neue theoretische Basis gegeben. Die je verwendeten Medien hätten auch einen Einfluss auf die literarische Gestalt und auf die Rezeptionsweisen: während orale Kulturen eher zum Konkreten und Anschaulichen neigen, ist mit dem Aufkommen von Schriftlichkeit eine Tendenz zum Abstrakten bemerkbar. Dies wird auch im Licht des wichtigen Werkes von Bruno Snell gedeutet werden: "Längst ist beobachtet, daß in einer verhältnismäßig primitiven Sprache die Abstraktion unentwickelt ist, daß dafür aber im Konkret-Sinnlichen eine Fülle der Bezeichnungen vorhanden ist, die eine entwickelte Sprache fremdartig anmutet."
Dieses Argument wird in er Vorlesung im Detail zu skizzieren versucht werden: zudem wird es kontrastiv mit der zeitgenössischen Auffassung der Verkörpertheit des menschlichen Geistes und seiner Verstandesleistungen (mithin auch der Sprachfähigkeit und -verwendung) verglichen werden. Denn diese theoretische Erklärung setzt auf die Grundierung aller auch sprachlichen Verstandeslesitungen in sensomotorischen Prozessen.
Die Rolle von Medialität (Oralität versus Literalität) für Verstehensprozesse soll zum einen kritisch befragt werden und zum anderen zu Spekulationen über die Entstehung der Homerschen Epen anregen.2) Homerischer Vergleich und MetapherVergleich, Metapher und sprachliche Bilder können als eine der Kernfunktionen der Literatur (der Dichtung wie auch der Prosa) betrachtet werden. Welche Rolle sie in den Homerschen Epen spielen, soll nach einer kurzen Darstellung einiger Metapher- und Bildtheorien beleuchtet werden. Es wird sich zeigen, dass auch die Frage nach Homerschen Vergleichen und Metaphern mit der Hauptfrage aus Punkt 1) aufs Engste verknüpft ist. Denn Vergleich und Metapher (die es zu unterscheiden gilt) sind auch von dem Medium (oral oder literal) mit bestimmt, innerhalb dessen sie verwendet werden.