Universität Wien

100241 KO Modern German Literature: (2015S)

Künstlerfiguren in der Literatur des 19. Jahrhunderts

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Continuous assessment of course work

Bei Lehramtstudierenden zählt diese LV als SE - ohne dass dies als solches im Sammelzeugnis kenntlich gemacht würde.

Registration/Deregistration

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Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Saturday 16.05. 09:45 - 13:00 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
Saturday 13.06. 09:45 - 16:30 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
Monday 13.07. 09:45 - 16:45 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
Tuesday 14.07. 09:45 - 16:45 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)

Information

Aims, contents and method of the course

Spätestens seit dem Sturm und Drang wurde der Künstler ob Maler, Musiker, oder Dichter zu einer nicht mehr weg zu denkenden Figur der deutschsprachigen Literatur. Die Entwicklung und Variationen der Künstlerfigur gewähren nicht nur Einblick in das Selbstverständnis des jeweiligen Autors, sondern spiegeln auch philosophische, politische und gesellschaftliche Neuerungen wider, die das 19. Jahrhundert maßgeblich prägten. Im titanischen, gottähnlichen Genie des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts erkennt man beispielsweise Auswirkungen der Säkularisierung: Indem die Kunst verstärkt als eine autonome, ethische bzw. metaphysische Instanz betrachtet wurde, wurde die Figur des Künstlers als Schöpfer aufgewertet. Diese Prozesse hingen auch mit dem Aufstieg eines selbstständigen und selbstbewussten Bürgertums zusammen: autonomer Bürger und autonomer Künstler, befreit von feudalen Gesellschaftsstrukturen, waren nunmehr auf ihre eigenen Leistungen angewiesen.

Vor allem während der Romantik wurde eine Originalitätsästhetik entwickelt, die die Sphäre der Kunst vom Alltag zunehmend entfremdete. Künstlerfiguren standen für gesellschaftliche Subversivität, Kreativität und Überschreitung von Regeln und Normen. In der Post-Romantik findet man sie aber oft auch als gescheiterte, lebensferne Sonderlinge oder schrullige Außenseiter, eine Tendenz, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts mit dem Aufstieg des Realismus in der Literatur weiter verstärkte. Um die Jahrhundertwende wurde schließlich der Künstler oder die Künstlerin als direkte Gegenfolie oder Kehrseite des leistungs- und lebensfähigen Bürgers dargestellt. Unter Einfluss der neuesten Praktiken und Diskurse der zeitgenössischen Anthropologie und der Medizin bzw. der Psychologie findet zudem eine Pathologisierung der Künstlerfigur statt.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Wir werden Beispiele dieser Entwicklung in hervorragenden Prosawerken der Periode untersuchen, wobei das Gewicht auf close reading und Arbeit am Text gelegt wird.

Reading list

Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre

E.T.A.Hoffmann: Lebensansichten des Katers Murr

Georg Büchner, Lenz

Franz Grillparzer, Der arme Spielmann

Adalbert Stifter, Nachkommenschaften

Lou Andreas-Salomé, Eine Ausschweifung / Der Mensch als Weib

Arthur Schnitzler, Mein Freund Y, Welch eine Melodie, Er wartet auf den vazierenden Gott (Der Weg ins Freie)

Thomas Mann, Tristan, Tonio Kröger (Tod in Venedig)

Association in the course directory

(I 2260, I 2900)

Last modified: Mo 07.09.2020 15:32