117006 SE Jesus, der Messias (2003W)

Wenn man so will, dann ist Paulus das Paradebeispiel eines theologischen Denkers in einer schwierigen Lage der christlichen Rede von Gott. Umso interessanter, einen Blick auf diesen "Vordenker" anhand von drei zeitgenössischen Philosophen, die allesamt außerhalb des genuin theologischen Zirkels stehen, zu werfen. Und das heute, in einer Zeit, die ebenso schwierig zu sein scheint für das überzeugende Nachdenken über den christlichen Gott wie in der Zeitgenossenschaft von Paulus. Bei Taubes steht dabei eine negative politische Theologie im Mittelpunkt, die einen neuen Universalismus ermöglicht und die Legitimität jeder politischen Ordnung hinterfragt. Badiou sieht in Paulus überhaupt den Erfinder des Universalismus, anhand der Begriffspaare Unterbrechung - Fremdbestimmung, Treue - Autonomie und Bezeichnung - Beziehung versucht er eine Neubegründung der Subjekttheorie. Agamben fordert bezogen auf die Anmaßungen der politischen Ordnung einen radikalen messianischen Nihilismus, wobei er den Glauben an Jesus als einen performativen Akt versteht, der jenseits von Substanz oder Existenz angesiedelt ist und zur Rettung führt. Von den drei Denkern werden nicht nur neue Facetten im Denken von Paulus freigelegt, sie liefern auch wertvolle Ansatzpunkte für die theologische Praxis heutzutage. Die entscheidenden Texte dazu liegen in deutscher Übersetzung vor.