Universität Wien

117006 SE Inkarnation (2004W)

Inkarnation. Zur Theologie des Fleisches nach Michel Henry

Continuous assessment of course work

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Language: German

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Aims, contents and method of the course

Ausgehend von einer radikalen Phänomenologie des Lebens fragt Michel Henry - einer der wichtigsten Denker innerhalb der französischen phänomenologischen Tradition - wie das Verhältnis zwischen der Fleischwerdung Gottes und der menschlichen Fleischlichkeit zu bestimmen ist. Da der Mensch nicht aus der Welt hervorgeht, sondern im Leben Gottes gezeugt wird, ist er dessen "Tochter/Sohn". Dieses Leben Gottes ist zugleich Selbstoffenbarung des Lebens als Wesen Gottes. Der Mensch muss daher als "Lebendiger" letztlich von dieser Selbstoffenbarung her verstanden werden, nämlich als "Tochter/Sohn" im transzendentalen "Ur-Sohn", in Christus. Daher stellt die Aufklärung des Fleisches das Hauptthema der Untersuchung von Michel Henry dar. Den Ausgangspunkt bildet dabei die überwältigende Aussage von Johannes 1,14: "Und das Wort ist Fleisch geworden." Bis zu welchem Grad dieser außergewöhnliche Satz dem Bewusstsein all jener keine Ruhe lassen wird, die das Christentum auch denkerisch durchdringen wollen, davon zeugt die frühe Reflexion bei Paulus, den Evangelisten, den Aposteln und ihren Boten, bei den apostolischen wie Kirchenvätern, Häretikern und ihren Gegnern und auf den Konzilien; kurz gesagt die Gesamtheit einer geistig-spirituellen und kulturellen Entwicklung vielleicht ohnegleichen in der Menschheitsgeschichte. Michel Henry zeichnet als Philosoph viele dieser Texte nach, wobei für die Antike der Evangelist Johannes, Irenäus und Tertullian die Hauptzeugen sind, für die Neuzeit Kierkegaard, Husserl, Heidegger und Merleau-Ponty. Auf dieser Grundlage und der eigenen radikalen Lebensphänomenologie stellt sich Michel Henry dann die entscheidenden Fragen: Was muss das Fleisch sein, um in sich selbst und durch sich selbst Offenbarung sein zu können? Und was muss die Offenbarung sein, um sich als Fleisch zu vollziehen, um ihr Werk der Offenbarung im Fleisch und durch dasselbe zu vollziehen? Und selbstverständlich hält er interessante Antworten parat.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Mit Michel Henry wird ein führender Philosoph der phänomenologischen Richtung vorgestellt, der sich wie kaum ein anderer im 20. Jahrhundert systematisch genuin christlichen Fragestellungen gewidmet hat und dafür auch neue Denkansätze und Lösungsmöglichkeiten ausgearbeitet hat. Im konkreten Fall wird das schwierige Verhältnis der Verbindung von Gottes ewigem Wort mit dem menschlichen vergänglichen Fleisch diskutiert. Einige wichtige Strömungen aus der Tradition werden dabei vorgestellt, die aus diesen Ansätzen folgenden Schwierigkeiten aufgezeigt und weiterführende Modelle angeboten. Die Bedeutsamkeit von antiken Texten wird dabei herausgestellt und ein spannender Brückenschlag zu zeitgenössischen theologischen und philosophischen Strömungen geboten.

Examination topics

Intra- und intertextuelle Lektüre ausgewählter Abschnitte, theologie- und philosophiegeschichtliche Parallel- und Kontrastlektüre, Bildanalyse, intermediäre Vergleichsdiskussion.

Reading list

DUFOUR-KOWALSKA G., Die phänomenologische und die christliche Offenbarung Gottes, in: Rolf Kühn/Stefan Nowotny (Hgg.), Michel Henry. Zur Selbsterprobung des Lebens und der Kultur, Freiburg 2002, 225-242.
HEIDEGGER M., Sein und Zeit. Tübingen 1993.
HENRY M., Inkarnation. Eine Philosophie des Fleisches, Freiburg/München, 2002.
HENRY M., Radikale Lebensphänomenologie. Ausgewählte Studien zur Phänomenologie, Freiburg/München 1992.
HUSSERL E., Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Philosophie, Den Haag 1976.
IRENÄUS V. LYON, Adversus haereses / Contre les hérésies. Paris 1985.
JANICAUD D. (Hg.), Phenomenology and the "theological turn". The French debate, New York 2000.
KIERKEGAARD S., Der Begriff Angst (Ges. Werke, Abt. 11 u. 12). Gütersloh 1983.
KÜHN R., Leiblichkeit als Lebendigkeit: Michel Henrys Lebensphänomenologie absoluter Subjektivität als Affektivität, Freiburg/München 1992.
MERLEAU-PONTY M., Das Sichtbare und das Unsichtbare, gefolgt von Arbeitsnotizen, München 1986.
TERTULLIAN, De carne Christi / La chair du Christ. Paris 1975.

Association in the course directory

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Last modified: Fr 31.08.2018 08:50