117095 SE Wiederkehr des "Theologischen" in der Philosophie (2004S)

Unter dem Titel "Orte der Theologie heute" sollen in den nächsten Semestern in unregelmäßiger Folge Lehrveranstaltungen angeboten werden, in denen die Situation gegenwärtigen Theologietreibens im Blick auf gesellschaftliche, politische, philosophische und historische Fragestellungen reflektiert und zur fundamentaltheologischen Frage nach den Möglichkeiten einer Grundlegung heutiger Gottesrede in Beziehung gesetzt werden.

Seit bereits mehr als einem Jahrzehnt ist in der Theologie, aber auch im öffentlichen Raum von einer "Wiederkehr des Religiösen" die Rede. Die damit bezeichneten Phänomene, die zum Teil durch "esoterische" Vorstellungen, aber auch durch politische Fundamentalismen geprägt sind, haben einen ganz anderen Grundzug zeitgenössischen Denkens verdeckt, der versuchsweise als "Wiederkehr des "Theologischen"" bezeichnet werden soll. Zahlreiche Philosophen, erstaunlicherweise oft aus dem als besonders laizistisch geltenden französischsprachigen Raum, widmen sich Themen, die zum einen selbst spezifisch theologisch sind (Gott als der/das Ganz Andere, Schöpfung und Welt) und zum anderen die besondere Bedeutung der biblischen Traditionen und der Geschichte des Christentums herausstreichen und reflektieren. Das weitgehende Ausbleiben polemischer Formulierungen und die gleichwohl kritische Reflexion auf Kernbereiche der biblisch-christlichen Tradition lassen diese Denker gerade heute zu unverzichtbaren Gesprächspartnern für die fundamentaltheologische Grundlegung christlicher Rede von Gott werden. Da die theologische Rezeption dieser Ansätze im deutschsprachigen Raum noch weitgehend aussteht, ist es Ziel des Seminars zumindest einige zentrale Positionen und Texte vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.

Besprochen werden sollen u.a. Texte von Emmanuel Levinas ("Gott und die Philosophie"), Michel de Certeau (zu Vernunft & Mystik, "How is Christianity thinkable today?"), Alain Badiou (zum