Universität Wien

135812 SE Before the Law: Kafka's Doorkeeper Parable as an Interpretation Trap (2025S)

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Wednesday 05.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 19.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 26.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 02.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 09.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 30.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 07.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 14.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 21.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 28.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 04.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 11.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 25.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Kafkas "Vor dem Gesetz" (1914/1915) gilt als einer seiner berühmtesten Kurztexte er bildet ein eigenständiges Genre der literarischen Parabel, gleichzeitig figuriert er auch als Abschnitt des Prozeß-Romans, wo er ja auch in der denkwürdigen Domszene eine spezifische Deutung erfährt. Sicherlich gehört Kafkas "Türhüterparabel" zu den am intensivsten interpretierten Werken überhaupt ein Umstand, der im Text selbst angelegt ist: Denn Kafka geht es in seiner Parabel nicht um eine klar definierbar "Moral", wie das in den traditionellen Parabel-Genres bzw. in der Fabel-Literatur der Fall ist.
Kafkas Text lebt aus der Unabschließbarkeit eines Gedankenexperiments und liefert damit ein Paradigma für die Deutungsoffenheit literarischer Texte und Genres der Moderne. Diese liefern keine fertigen Handlungs- und Denkanweisungen, sondern operieren mit der Interferenz zwischen totaler Offenheit (im Sinne des postmodernen "Offenen Kunstwerks") und einer inszenierten Pluralität bzw. Polyphonie von Interpretationsangeboten, die nicht ins Unendliche ausfransen, sondern von ihrem Ende her argumentieren (vgl. Umberto Eco, Grenzen der Interpretation, München 1992 etc.). Wir bewegen uns hier grundsätzlich im Spannungsfeld zwischen Pluralität von Deutungen und den Möglichkeiten ihrer Einschränkung, zwischen Multiplikation und Restriktion.
Es handelt sich im Falle von "Vor dem Gesetz" also um eine Art Meta-Parabel bzw. eine Parabel des Parabolischen vergleichbar mit seinem "Von den Gleichnissen" (1922). Dieser maximal paradoxale Text bildet gleichsam die Grenze der Interpretierbarkeit der Parabeln, ja von (literarischen) Texten überhaupt.
Auch die anderen Kurzgenres Kafkas, die sich zwischen Mini-Genres von wenigen Zeilen und längeren Erzähltexten bewegen, sind Gegenstand des Seminars (etwa die Fragmente aus Kafkas Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande, Minigenres wie "Kleine Fabel" mit wenigen Zeilen oder ausgedehntere Erzählungen wie "Der Bau" oder "Ein Hungerkünstler", um nur wenige zu nennen.
Die Türhüterparabel "Vor dem Gesetz" (analog "Zur Frage der Gesetze") behandelt den Widerspruch zwischen dem Einzelnen und der Allgemeinheit, zwischen Singularität und Universalität (von Gesetzen), es geht aber auch um den Widerspruch von Handeln und Denken und dem zwischen Erwartung und Erfüllung. Kafkas Parabeln sind jedenfalls nicht resultativ, auf eine nacherzählbare "Moral" reduzierbar, sondern prozessual im Sinne eines permanenten "learning by doing" als Interpretationsbewegung. Diese wird von hier aus auf die Frage erweitert, wie in der Literaturwissenschaft Poetik und Noetik, Kunst und Denken auf ganz spezifische Weise mit Deutungen und Interpretationen verfahren wird und worin der fundamentale oder auch subtile Unterschied zu philosophischen, religiösen (z.B. jüdischen) oder ideologischen Texten besteht.
Ziel der Veranstaltung ist die Auseinandersetzung mit möglichst vielen Interpretationsansätze mit Blick auf die Parabel(n) Kafkas. Die erforderliche Methode ist also genuin komparativ, wobei der epistemische Vergleich mit der Problematik der Gleichnisse als Text- und Denkform kurzgeschlossen wird.

Assessment and permitted materials

Anwesenheitskontrolle, Diskussionsteilnahme, mündliche Präsentation und schriftliche Arbeit

Minimum requirements and assessment criteria

Mitarbeit: 20%
Mündliches Referat mit entsprechender Präsentation samt Handout: 30% (Handout immer einige Tage vor Termin)
Schriftliche Seminararbeit: 50% (Umfang 25 Seiten ohne Bibliographie)

Examination topics

Aktive Teilnahme an den Diskussionen nach den jeweiligen Referaten
Rechtzeitige und formal wie inhaltlich brauchbare Erstellung eines Handouts zur Vorbereitung der SeminarteilnehmerInnen
Mündliche Präsentation mit Textbeispielen und argumentativen Thesen (in der Regel mit Power Point)
Schriftliche Arbeit (wissenschaftlich und sprachlich wie argumentativ korrekte Darstellung; eingehende Analyse von Textbeispielen; Berücksichtigung der wesentlichen Sekundärliteratur; Präsentation eigener Analyseansätze)

Reading list

H. Binder, Kafka-Handbuch in zwei Bänden, Bd. 2, Stuttgart: Kröner Verlag, 1979.

Ders., Vor dem Gesetz. Einführung in Kafkas Welt.Metzler, Stuttgart 1993.

R. Selbmann,Der Prozeß ohne Gesetz. Eine neue Deutung von Kafkas "Vor dem Gesetz" oder nur das alte Dilemma der Interpretation? In:Wirkendes Wort 51, 2001, S. 4247

R. Zymner,Kleine Formen: Denkbilder, Parabeln, Aphorismen, in: Manfred Engel, Bernd Auerochs (Hrsg.),Kafka-Handbuch. Leben Werk Wirkung,Weimar: Metzler, Stuttgart, 2010, 449466, bes. 458460.

B. Blume, https://bobblume.de/2021/10/16/unterricht-musterinterpretation-franz-kafka-vor-dem-gesetz-1914/ [neben vielen andern Beispielen für Interpretationshilfen im Unterricht]

J. Derrida, Préjugés. Vor dem Gesetz, Wien: Passagen Verlag 2017.

R. Jansen, "Gesetz, Text und Literatur. Derridas Kafka-Lektüre", in: Zeitschrift für Germanistik, 3/3, 1993, 624-636.

A. Hansen-Löve, "Vor dem Gesetz", in: M. Müller (Hrsg.), Interpretationen. Franz Kafka. Romane und Erzählungen, Stuttgart: Reclam 1994, 146-157.

D. Zechner, Kafka und das Problem der Endlichkeit, Wien: sonderzahl 2024.

Association in the course directory

MA M1

Last modified: Mo 24.02.2025 15:06