Universität Wien

135821 SE MA-Seminar: European Biedermeier (2022W)

Continuous assessment of course work

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Details

max. 35 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

keine

  • Wednesday 05.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 12.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 19.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 09.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 16.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 23.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 30.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 07.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 14.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 11.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 18.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Wednesday 25.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Das Seminar zum europäischen Biedermeier umfasst einerseits die wesentlichen literarhistorischen Zentren und Perioden des Biedermeier von Wien über Berlin, Paris, London oder Petersburg/Moskau in der Zeit des Vormärz 1818-1848 und darüber hinaus auch das Biedermeier als Kunst- und Kulturtypus, der unabhängig von seinen historischen Ausformungen auch in anderen Zeit-Räumen zumindest teilweise seine Merkmale hinterlassen hat – und dies bis heute. Im Falle der historischen Rekonstruktion beschäftigern wir uns ja nicht nur mit Literatur, sondern auch mit den analogen Kunstformen (Architektur, Interieur, Malerei, Musik etc.) und Formen der halb-privaten Geselligkeit, der Familie, der Erziehung, Individualpsychologie und den Wissenschaften (zumal der Medizin und der Ökonomie). Zu den typologischen und überzeitlichen Merkmalen des Biedermeier zählen: Psychosomatische Symptome, Todesangst und Todestrieb, Diätetik und Hypochondrie, Didaktik des Lebens und das Interesse am Sammeln von Natur- und Kulturgütern, Öffentlichkeits- und Politikscheu, Zukunftsangst, retrospektiver Konservatismus, Frauenangst und Kinderlust, Sexualität und Perversion, Effeminierung des Mannes, Freunds- und Familiensinn, Stilisierung des Alltagslebens und umfassendes Design. Typologische Vorläufe des B. sind Elemente des Barock und der Empfindsamkeit, Neoklassizismus und nachfolgend der allem der Jugendstil um 1900. Innerhalb der Typologie des Biedermeier zeigen sich zwei gegenläufige Tendenzen: Ein mehr floraler, organischer, ornamentaler und ein eher geometrischer, abstrakter, klassizistischer Stil und das dazugehörige Kunstwollen. Gleiches gilt übrigens auch für den Jugendstil, der in vielem das Biedermeier untrer den Bedingungen des Fin de Siècle fortschreibt. Hinzu kommt die Rekonstruktion von Biedermeier-Typen in historisch und kulturell entfernten Kulturräumen (etwa ein russisches B.) oder aber die Dekonstruktion und kritischen Durchleuchtung der geläufigen Biedermeierzonen und der mit ihnen verbundenen Stereotypen (Kitsch, Beschaulichkeit, kleinbürgerlicher Rückzug, krankhafter Kontrolltrieb, Passivität und Realitätsferne, apolitische Regression, Technikkritik und Lob des Handwerks, Mode und Natürlichkeit, nostalgische Herr-Knecht-Verhältnisse, Ständestaat, Natur als Garten und Gewächshaus, Geologie und Steine etc.). Auf der Grundlage der genannten Merkmale wird ein Textcorpus des B. erstellt mit folgenden Schwerpunkten (ausgehend von Österreich): Grillparzer, Raimund, Nestroy, Stifter, Ebner von Eschenbach bis hin zu Schnitzler und Doderer; H.Chr. Andersen, Keller, Gotthelf, Mörike, Eichendorff, Brentano, Droste-Hülshoff, Grabbe; Gartenlaube und Trivialliteratur, Heinrich Laube und das deutsche B., Goethes B., Standhal, Balzac, Flaubert, Dickens, Gončarov, Turgenev, Gogol, Frühwerk Dostoevskijs und Tolstojs u.v.a. Besonders zu beachten sind die intermedialen Bezüge zwischen Literatur- und Kulturräumen (Theater und Vereinsleben, Tanz, Caféhaus, Sommerfrische, Veranden, Liederabende, Heuriger, Küche und Kochen, Tages- und Nachtzeiten), in der Malerei (Waldmüller, Gauermann, Kupelwieser, Jakob Alt, Daffinger; Spitzweg, etc.) und in der Musik (Schubert, Lortzing, Walzerseligkeiten, Johann Strauss, Lanner etc.) und im Tanz.
Bei all dem geht es um die Brüche in und zwischen den Lebens- und Kulturordnungen, das Prekäre unter dem nur Allzu-Sicheren, der Todesangst hinter der Sorge um ein geglücktes und gesundes Leben und den Abgründen unter und hinter den Idyllen. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, welche Merkmale des B. in der neuen Häuslichkeit (Corona!) und Privatheit der Gegenwart erkennbar wind.

Assessment and permitted materials

• Mündliche Mitarbeit bei den Diskussionen der Seminarvorträge (20%)
• Erarbeitung und Versendung (Moodle) eines ausführlichen Handout mit Thesen, Zitaten und Literatur 1 Woche vor Referat
• Präsentation des Seminarthemas in mündlichen Vortrag unter Zuhilfenahme von Medien (PP, Film, Ton etc.) (30%)
• Abgabe einer Schriftlichen Seminararbeit zum Vortragsthema (etwa 7000 Wörter) (50%)

Minimum requirements and assessment criteria

• Regelmäßige Teilnahme an den Seminarsitzungen
• Kontinuierliche Mitarbeit an den Diskussionen: Beurteilungsmaßstab: 20%
• Erstellung von Handout und mündlichem Vortrag: 30%
• Schriftliche Arbeit: 50%

Examination topics

Im Seminar gibt es keine Prüfungen

Reading list

M. Bernhard, Das Biedermeier. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983.
F. Sengle, Biedermeierzeit. 3 Bde, Stuttgart 1971
Die Gartenlaube als Dokument ihrer Zeit (Hg. M. Zimmermann), München1963.
C. Magaris, Der Habsburgische Mythos in der Österr. Literatur, Salzburg 1966.
Biedermeier. Die Erfindung der Einfachheit, Katalogbuch, Ostfildern 2007.
R. Neuhäuser, "Zur Frage des literarischen Biedermeier inRußland (Die Literatur der fünfziger Jahre)", in: Wiener Slawistischer Almanach 10, 1982, 111-136
Aage Hansen-Löve, „Der frühe russische Realismus und seine Avantgarde – Einige Thesen“, in: in: L. Flejsˇman, C. Gölz, A. H.-L. (Hgg.), Analysieren als Interpretieren, Festschrift für Wolf Schmid, Hamburg 2004, S. 365-405.
Aage Hansen-Löve, „Nostalgie zwischen Melancholie und Depression. Besser spät als nie: Russisches Biedermeier“, in: Wiener Slawistischer Almanach 82 (2018), 75-117.

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MA M2

Last modified: Th 04.07.2024 00:13