140451 SE African Philosophy (2009S)

Was zeichnet afrikanische Philosophie aus? Wie verhält sie sich zur westlichen Philosophie? Ist der Begriff der Philosophie universell oder kultur- bzw. sprachgebunden? Welche Rolle spielt die afrikanische Philosophie für die Dekolonialisierung? Diese und andere Fragen sind sowohl unter jenen, die sich zu den VertreterInnen afrikanischen Philosophierens zählen, als auch unter nicht-afrikanischen Philosophinnen und Philosophen heftig umstritten. Die Gruppe der sog. Ethnophilosophen betont die Besonderheit afrikanischen Denkens, das sich an seiner starken oralen Tradition und am mythologisch-theologischen Denken festmache, worin sich die spezifisch afrikanische Lebensphilosophie manifestiere. Die Kritiker der Ethnophilosophie, allen voran der Althusser-Schüler Hountondji, bemängeln den Ausschluss einer kritisch-politischen Befreiungsperspektive und des Pluralismus, was ihnen wiederum den Vorwurf des Eurozentrismus und einer westlich geprägten Wissenschaftsgläubigkeit eingehandelt hat. Der führende afrikanische Philosoph, Kwasi Wiredu, ist einem interkulturellen Philosophiebegriff verpflichtet und verfolgt das Programm einer begrifflichen Dekolonialistion, das einerseits versucht, das vorkoloniale Erbe afrikanischen Denkens zu als philosophisch relevant zu rekonstruieren, andererseits die unheilsamen, mit der postkolonialen Entwicklung unverträglichen Aspekte afrikanischer Stammeskulturen aufzuweisen.

Das Seminar wird sich anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte mit dem komplexen Phänomen der Afrikanischen Philosophie auseinandersetzen. Dabei steht die Klärung obiger Fragen im Mittelpunkt. Im Zusammenhang mit der politischen Funktion Afrikanischen Philosophierens soll auch ihr Verhältnis zur Postkolonialen Theorie zur Sprache kommen.