Universität Wien

170006 UE "Did this really happen?" (2022S)

Questions of authenticity and indexicality in the contemporary documentary film

Continuous assessment of course work

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Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Tuesday 08.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 15.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 22.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 29.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 05.04. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 26.04. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 03.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 10.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 17.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 24.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 31.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 14.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 21.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Tuesday 28.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Aims, contents and method of the course

Ist das wirklich passiert?" – Fragen nach Authentizität und Indexikalität im zeitgenössischen Dokumentarfilm

In zeitgenössischen, von poststrukturalistischen und postmodernen Positionen geprägten Dokumentarfilmtheorien erfolgte zunehmend eine Abkehr von den Traditionen des Cinéma verité bzw. des Direct Cinema. Die Kritik richtete sich vor allem gegen deren Objektivitätspostulat und Anspruch auf Wahrheit (vgl. Stella Bruzzi 2006). Eine an Realisten wie André Bazin orientierte Abbildtheorie in Fotografie und Film wird heute vielfach zugunsten eines Bildbegriffs aufgegeben, der sich auf zeitgenössische Bildtheorien stützt. Bilder sind demnach nicht über ihre ontologische Beziehung mit der Wirklichkeit verbunden und bilden diese ab, sondern sie besitzen ein „konstruktivistisches Potential“ und „identitätsbildende Funktionen“. Dadurch wurde Repräsentation zugunsten von Performativität verabschiedet (vgl. Knaller 2011). Was daraus folgt, ist eine neue Art von Dokumentarfilmpraxis, die zu einer komplexen Beziehung zwischen Realität, Filmemacher*in und Zuschauer*innen geführt hat, die Authentizität nicht mehr auf Grundlage einer ontologischen Beziehung zwischen Realität und Abbild definiert.
Doch wie verhält es sich heute, im Zeitalter der digitalen Manipulierbarkeit, mit unbearbeitetem, dokumentarischem Filmmaterial, wie z.B. dem Handyvideo, das die Ermordung von George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis im Mai 2020 zeigt, das schließlich als Beweismittel diente und zur Verurteilung von Floyds Mörder beigetragen hat? In diesem Zusammenhang spricht Bill Nichols von einem „indexikalischen Schlag“ (“indexical whammy”), der von dem unbearbeiteten, ungeschnittenen Rohmaterial ausgehe und Zuseher*innen vor die Frage stelle: „Ist das wirklich passiert?“ Er rückt somit die Zuseher*innenrezeption in den Fokus und stellt, auch im Hinblick auf das Kinopublikum des frühen Films, zur Diskussion, ob ein „dokumentarischer Rezeptionsmodus“ nicht die „Standardreaktion“ auf filmische Bilder sei: “[…] we perceive apparent movement in the cinema the same way we perceive and process real movement. Perceiving is believing; the reality effect is powerful.” (Nichols 2020)
Ausgehend von diesen Überlegungen erfolgt zunächst ein historischer Überblick über Dokumentarfilmtheorien und Authentifizierungsstrategien im Laufe der Dokumentarfilmgeschichte mit ausgewählten Filmbeispielen. Anschließend werden aktuelle Dokumentarfilme vorgestellt und im Hinblick auf Nichols’ Positionen analysiert. Dabei rückt die Frage nach ethischer Verantwortung im Zusammenhang mit dokumentarischer Praxis und Rezeption und dem schmalen Grat, der zwischen Empathie, Neugier und Voyeurismus liegt, in den Fokus der Betrachtung.

Assessment and permitted materials

Präsentation eines Textes (30%)
Analyse eines Filmbeispiels (30%)
Schriftliche Ausarbeitung der Filmanalyse (40%)

Minimum requirements and assessment criteria

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung, alle Einzelleistungen wie müssen positiv (mind. 60%) beurteilt sein.
Anwesenheitspflicht und verpflichtende Teilnahme an Exkursionen (max. zwei Fehlstunden)
Aktive Teilnahme an Diskussionen und vorbereitende Lektüre

Examination topics

Selbstständige Lektüre von Pflichtexten und Filmsichtungen
Zwei Kurzreferate (Lektüre, Filmanalyse)
Anwesenheit und aktive Mitarbeit
Teilnahme an Exkursionen

Reading list

Bruzzi, Stella: New Documentary (2. Aufl. 2006)
Fahle, Oliver: Theorien des Dokumentarfilms (2020)
Hohenberger, Eva: Bilder des Wirklichen. Texte
zur Theorie des Dokumentarfilms (1998)
Knaller, Susanne / Müller, Harro (Hg.): Realitätskonzepte in der Moderne (2011)
Nichols, Bill: Thoughts on Raw Footage, Observational Documentaries, and the Cinema (2020)
Weitere Texte ab März auf Moodle

Association in the course directory

Last modified: Fr 01.04.2022 09:08