170120 UE Exercise Course "Performance and Staging Analysis" (2025S)

Im ursprünglichen Wortsinn wird Analyse als ›Zergliederung‹ verstanden, in deren Folge die identifizierten Teile zueinander und zum eigentlichen Ganzen ins Verhältnis gesetzt werden. »Das hört ja nicht auf! Immer Schicht noch um Schicht! / Kommt denn der Kern nun nicht endlich ans Licht?!«, weiß Henrik Ibsens Titelheld Peer Gynt, dessen Arbeit am Selbst sich in der nicht wenig mühevollen Zergliederung einer Zwiebel artikuliert.
Das schichtweise Freilegen von Bedeutungsinhalten erfordert eine gewisse handwerkliche Übung und ist zugleich der praktischen Theaterarbeit verwandt, denn die genaue Kenntnis der einzelnen Bestandteile und ihrer Zusammensetzung ist die Grundlage beider Arbeitsformen. Analyse lässt sich also als eine Art ›umgekehrtes Inszenieren‹ betrachten, ein Zurück-Zerlegen bzw. Rekonstruieren des sich in der Probenarbeit vollziehenden Herstellungsprozesses. Zugleich ist sie dem dramaturgischen Denken verwandt, denn der Beruf der Dramaturgie erfordert ein profundes Wissen um die Bauform des theatralen Ereignisses – wie auch die Bereitschaft zur umfassenden Recherche, Kontextualisierung und assoziativen Verknüpfung.
*****
Die Aufführungsbesuche – und damit die inhaltliche Orientierung der LV – richten sich nach den für die Gruppengröße verfügbaren Kartenkontingenten. Als erster gemeinsamer Theaterbesuch ist Thorleifur Örn Arnarssons Inszenierung von Henrik Ibsens »Peer Gynt« am 27. März im Akademietheater geplant.