Universität Wien

170132 PS Introductory Seminar "Theatre Theory" (2024S)

Problem case Perspective. On the History of the Central Perspective "Paradigm" in Theatre

Continuous assessment of course work

Ab dem Sommersemester 2020 werden im Aufbaumodul "Theorie" neben regulären Proseminaren auch Proseminare mit Schreibwerkstatt angeboten. In Proseminaren mit Schreibwerkstatt werden neben der Vermittlung fachwissenschaftlicher Lehrinhalte gezielt wissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt, geübt und angewendet.

Die entsprechenden Proseminare werden mit dem Zusatz "mit Schreibwerkstatt" versehen. (z.B. Übung "Medientheorie" mit Schreibwerkstatt)

Weitere Informationen entnehmen Sie dem Handout Wissenschaftliches Arbeiten: https://spl-tfm.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_spl_theaterwissenschaft/Informationsmaterial/Handout_Wissenschaftliches_Arbeiten_NEU.pdf

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 35 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Saturday 09.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Saturday 23.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Sunday 24.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Friday 19.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Saturday 20.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Sunday 21.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Saturday 11.05. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Sunday 12.05. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde

Information

Aims, contents and method of the course

Seit ihrer (Wieder-)Endeckung und Durchsetzung in der italienischen Renaissance ist die sogenannte Zentral-, Linear- oder Fluchtpunktperspektive Gegenstand tiefgreifender und kritischer Auseinandersetzungen gewesen. Denn die Perspektive ist kein bloßes technisches Hilfsmittel zur ‚korrekten‘ geometrischen Erschließung und bildlichen Darstellung von Räumen. Vielmehr handelt es sich bei ihr, wie der Kunsthistoriker und Philosoph Hubert Damisch in seinem bahnbrechenden Buch „Der Ursprung der Perspektive“ geschrieben hat, um ein mediengeschichtliches „Paradigma“ und „Denkmodell mit weitreichenden Konsequenzen“. Dieses Modell wurde nicht von ungefähr in jener frühen Neuzeit entwickelt, in der sich der Mensch – oder eher der weiße heterosexuelle Mann – als handlungsmächtiges Subjekt und sogar als Maß aller Dinge zu imaginieren begann. Und nicht von ungefähr wurde es in dem Maß zum Objekt der Kritik, wie der damit verbundene Herrschaftsanspruch an Überzeugungskraft einbüßte: So ist immer wieder argumentiert worden, dass etwa der moderne Anthropozentrismus, der europäische Kolonialismus, die Modellierung von Geschlecht im Muster der Zweigeschlechtlichkeit und noch weitere fatale Entwicklungen der Neuzeit mit einer Wahrnehmung von Welt gleichursprünglich (gewesen) sind, die zutiefst durch das System der Zentralperspektive geprägt wurde.
Vor diesem Hintergrund wollen wir uns in diesem Seminar intensiv mit der zwiespältigen theatergeschichtlichen Rolle der Zentralperspektive beschäftigen. Denn diese war zum einen für die Entwicklung der neuzeitlichen Bildbühnen und den vielgeschmähten Guckkasten ausschlaggebend. Zum anderen wurden (und werden) perspektivische Techniken im Theater aber immer auch experimentell, reflexiv und damit durchaus für kritische Zwecke eingesetzt – etwa im Spiel mit perspektivischen Verzerrungen (sogenannten Anamorphosen) oder der Desillusionierung von zuvor errichteten, perspektivischen Trugbildern. Entsprechend wird der erste Schwerpunkt des Seminares auf untereinander stark differierenden Einsätzen perspektivischer Techniken in Theaterformen der Frühen Neuzeit liegen: Welche Rolle spielt die Zentralperspektive in Bühnenarchitekturen und Szenografien von Sebastiano Serlio, Giacomo Torelli, Andrea Pozzo und anderen? Wie werden Zusammenhänge des so weitreichenden zentralperspektivischen „Paradigmas“ mit Politik, Geschlecht, Ökonomie etc. in Dramen etwa von Machiavelli oder Shakespeare reflektiert?
Im zweiten Schritt werden wir uns dann schwerpunktmäßig mit modernen Versuchen beschäftigen, das perspektivische Paradigma zu verlassen. Diese erlebten spätestens mit der Wende zum 20. Jahrhundert enormen Auftrieb – ob nun in der Malerei, der Mathematik (nicht-euklidische Räume etc.), der Physik (Relativitätstheorie) oder eben auch in zahllosen Bemühungen um ein „Theater ohne Fluchtpunkt“ (Gabriele Brandstetter/Birgit Wiens). Ist dabei angesichts dieser notorischen Infragestellungen der Perspektive aber auch von ihrer historischen Überwindung auszugehen? Und sind darum neuere Rückgriffe auf das Perspektivsystem eher als Formen eines „Nachlebens“ anzusehen? Oder sollte dieses System, aller Kritik zum Trotz, am Ende selbst im 21. Jahrhundert noch unvermindert wirksam sein – etwa wenn heute der Unternehmer und amazon-Gründer Jeff Bezos das Projekt der Marskolonisierung mit Bildern bewirbt, die in verblüffender Weise an die fluchtpunktperspektivisch ausgerichteten Alleen erinnern, die einst in den Bühnenbildern Giacomo Torellis die Illusion einer unendlichen Raumtiefe erwecken sollten?

Assessment and permitted materials

Die LV soll mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen werden. Außerdem gehören entweder die Teilnahme an einer Expert:innengruppe und damit an der gemeinsamen Leitung einer Seminardiskussion oder aber die Erstellung von drei Lektürekarten zu den verpflichtenden Anforderungen. Beide Leistungen werden in einem Verhältnis von 60 % zu 40 % gewichtet.

Minimum requirements and assessment criteria

Abwesenheit ist an maximal einem Blocktag möglich. Die Endnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der gewichteten Einzelleistungen, wobei jede Einzelleistung erbracht werden muss. Werden eine oder mehrere Einzelleistungen nicht erbracht oder negativ beurteilt, kann die Gesamtnote nicht positiv sein (führt zur Abwertung).

Examination topics

Der Prüfungsstoff ergibt sich aus den Seminardiskussionen und -materialien.

Reading list

Hubert Damisch, Der Ursprung der Perspektive, München 2010

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Last modified: Su 25.02.2024 21:46