Universität Wien

170167 SE Theorieseminar Filmwissenschaft (2006W)

Seminar zu Theorien und Methoden der Filmwissenschaft: Fotofilme

Continuous assessment of course work

[alt: §2(1)4b]
Block im Schreyvogelsaal: Sa 16.12. von 9-15, So 17.12. von 10-18 Uhr, Sa 27.1. und So 28.1.07 jeweils von 10-18 Uhr
Teilnahmevoraussetzungen:
1. Da durch die Form des Blockseminars nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht, ist die Anwesenheit bei sämtlichen Terminen absolut unerlässlich und Voraussetzung für die Erwerbung einer Benotung.
2. Bitte bringen Sie zur 1. Stunde ein Forschungsexpose mit. Es soll eine DinA4 Seite umfassen und über ihr Interesse am Thema, ihre bisherige Beschäftigung und Vorbereitung Auskunft geben. Sie können sich an folgenden Fragen orientieren:
- Welchen Fotofilm haben Sie bereits früher oder im Zuge der Vorbereitung gesehen? Beschreiben sie ihn kurz.
- Welche Fragen oder Gedanken hat der Film bei Ihnen aufgeworfen?
- Worin liegt für Sie die Aktualität der Form des Fotofilms?
- Welches konkrete Forschungsprojekt wollen Sie im Rahmen dieses Seminars durchführen, was möchten Sie persönlich untersuchen?
max. 150 TeilnehmerInnen
Anmeldung von 30.10. bis zum 7.11. unter http://www.univie.ac.at/film/php/anmeldung/tfmanm.php?anmtyp=2

Details

Language: German

Lecturers

Classes

Currently no class schedule is known.

Information

Aims, contents and method of the course

Nach einer Einführung in die Ästhetik und Geschichte des Fotofilms und in die Methodologie wird das Seminar ausgewählte Filme sichten und diskutieren, gegliedert in fünf Schwerpunkte:
1. Wieviel Bewegung braucht ein Bild?
Kaum hat das Auge ein bewegliches Filmbild gefasst, hat es sich schon verändert. Die Fotografie lädt den Betrachter zur Kontemplation und geistigen Versenkung in das Bild ein. Der Fotofilm vereinigt beides. Dieses Programm besteht aus Filmen, in denen die Natur beider Bildformen problematisiert wird.
Chris Marker, La Jetée (F 1962, 28', DF)
Hubert Fichte & Leonore Mau, Der Tag eines unständigen Hafenarbeiters (D 1966, 16', DF)
Katja Pratschke & Gusztáv Hámos, Fremdkörper (D 2002, 28', DF)
Insgesamt: 72'
2: Der tanzende Fotofilm
Fotografie ist eigentlich Schweigen und Unbeweglichkeit. Doch im Fotofilm werden Töne und Bewegung den Fotografien hinzugefügt, ja durch ausgiebige Montagepraxis scheinen diese zuweilen gar zu tanzen. Dieses Programm untersucht die Funktion von Animationstechniken im Fotofilm: vom Stillstand zur Bewegung, vom Foto zum Bewegungsfluss, von grafischen Strukturen zur Organisation von Zeit..
Sabine Höpfner, Hybrid and Superimposition (D 1997/98, 6', ohne Dialog)
Paul & Menno de Nooijer, At one view (NL 2005, 10', engl. OF)
Agnes Varda, Salut les Cubains (F 1963, 30', DF)
Franz Winzentsen, Der Besenbinder, der Fotograf und der Koch (D 1997, 10', DF)
Virgil Widrich, Copyshop (A 2001, 10', ohne Dialog)
Insgesamt: 66'
3: Die Plastizität des Moments
Fotografie hält einen Moment fest, gefriert Bewegung ein. Einzelne Augenblicke erhalten so eine ungeheure Plastizität. Fotofilme können den Ablauf des Betrachtens dieses Moments darüber hinaus zeitlich gestalten. Das Programm versammelt Filme, die die Oberfläche des Bildes untersuchen, den gefrorenen Moment umkreisen, in ihn hineinfahren und die Beziehung von Stillstand und Bewegung ausloten.
Andrea van der Straeten, Familienausflug 1933 (D 1983, 3', ohne Dialog)
Paul und Menno de Nooijer, Transformation by holding time, Teil 2 (NL 1976, 3', OF)
Tim Macmillan, Ferment (UK 1999, 5', ohne Dialog)
Hubert Fichte und Leonore Mau, Die Spanische Treppe (D 1970, 10', DF)
Sirkka-Liisa Konttinen, The Writing in the Sand (UK 1991, 43', DF)
Insgesamt: 64'
4: Erinnern und Gedächtnis
Filme flimmern auf - wie Susan Sonntag anmerkte - und verlöschen wieder. Sie ereignen sich immer jetzt. Fotografie ist stets etwas, das nicht mehr ist. Man erinnert sich an den Moment, aktualisiert die Erinnerung. Beiden Medien wird nachgesagt, dass sie Erfahrungen einfangen oder Beweismaterial vorlegen können. Diese Programm geht dieser Funktion der persönlichen oder geschichtlichen Erinnerung nach.
Agnes Varda, Ulysse (F 1982, 22', DF)
Franz Winzentsen, Die Anprobe (1938) (D 1985, 14', DF)
Janusz Majewski, Album Fleischera (Fleischers Album, PL 1962, 16', OmÜ)
Insgesamt: 52'
5: Fotoroman
Die Zeit der Fotografie baut keine Erzählung auf. Kaum schauen wir uns etwas an, wird unser Blick schon zurückgeworfen. Film dagegen ist hypnotisch, eine Art Narkose, in der man sich wiegen lässt, sei es von der Erzählung oder der Schönheit der Bilder. Das Foto im Fotoroman konzentriert sich meist auf einen Augenblick, der über das Jetzt hinausweist, eine Zeitstruktur schon andeutet. Dieses Programm ist solchen Fotoromanen gewidmet, die mit narrativen Erzählformen experimentieren.
Hubert Fichte & Leonore Mau, Der Fischmarkt und die Fische (D 1968, 9', DF)
Sergei Eisenstein, Die Beshin Wiese (SU/USA 1935/67, 30', DF)
Katja Pratschke & Guzstav Hamos, Rien ne va plus (D 2005, 30', DF)
Insgesamt : 69'

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Unter Fotofilmen versteht man Filme, die im Wesentlichen auf Fotografien basieren und mit diesen arbeiten. Sie entstehen an der Schnittstelle beider Medien. Fotografie steht traditionell für das Stillbild. Sie gefriert Bewegung ein, hält einen Augenblick fest. Das Medium Film wiederum steht für Bewegung und die Organisation von Zeit. Eine Reihe prominenter, fotografierender Filmemacher und filmender Fotografen haben sich dieser Form bedient, so Chris Marker, Agnès Varda, Leonore Mau & Hubert Fichte, Raul Ruiz und Elfi Mikesch. In den letzten Jahren wenden sich verstärkt junge Filmemacher dieser Filmform zu..

Reading list

Roland Barthes, "Der Dritte Sinn", in: Cahiers du Cinéma 222 (Juli 1970), deutsch in: Filmkritik 215 (Nov. 1974), S. 514-527. Instruktive Überlegungen zum Fotogramm/Einzelbildkader
André Bazin, "Ontologie des fotografischen Bildes", in: André Bazin, Was ist Kino? Bausteine zur Theorie des Films, Köln: DuMont 1975, S. 21-27. Neuübersetzung in: André Bazin: Was ist Film? Berlin: Alexander Verlag 2004, S. 33-42
Raymond Bellour, L'Entre-Images. Photo, Cinéma, Vidéo, Paris: La Différence 1990. Standardwerk zu Mischformen
Raymond Bellour, "Six films (en passant)", in: R. B., L'Entre-Images. Photo, Cinéma, Vidéo, Paris 1990, S. 135-149. Deutsch in: Christa Blümlinger, Constantin Wulff (Hg.), Schreiben Bilder Sprechen. Texte zum essayistischen Film, Wien: Sonderzahl 1992. Über u.a.: Contacts (William Klein), Les Photos d'Alix (Jean Eustache), La Jétée (Chris Marker) u.a.
Blümlinger: "La Jetée. Nachhall eines Symptom-Films", in: Kämper, Tode 1997, S. 65-72
Peter Braun, "Die Fotofilme", in: Peter Braun, Die doppelte Dokumentation. Fotografie und Literatur im Werk von Leonore Mau und Hubert Fichte, Stuttgart: Metzler 1997, S. 133-151
Rudy Burckhardt, "How I think I made some of my Films", in: David E. James (Hg.), To Free the Cinema: Jonas Mekas & The New York Underground, New Jersey: Princeton Univ. Press 1992, S. 97-99. Über die Verwendung von "Stills" im Film
Jürgen Ebert, "Die Geste des Sehers - Fotografie und Film bei Roland Barthes", in: Cinema 35, 1988 (Themenheft: Der Film und die Künste), S. 103-115
Film und Foto. Internationale Ausstellung des Deutschen Werkbunds, Stuttgart 1929. Erweiterter Reprint, hgg. von Karl Steinorth, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1979. Katalog der traditionszertrümmernden Ausstellung
Film und Fotografie, Dokumentation, Zürich: Filmstelle VSETH/VSU 1991
Michele Gales, "Photographie et Cinéma", in: Documentaires 6 (1992), S. 102-107. Über: Intimate Stranger (Alan Berlinger), Writing in the Sand (Sirkka-Liisa Konttinen), Photos Wallas (David & Judith MacDougall), Pictures from a Revolution (Susan Meiselas, Alfred Guzzetti, Richard Rodgers)
Jan-Christopher Horak, "Foto-Film, Foto-Roman", in: Fotokritik 21/22 (1986)
Jan-Christopher Horak, "Die Jagd nach den Bildern: Fotofilme von Chris Marker", in: Kämper, Tode 1997, S. 73-86. Englisch in: Horak 1997
Jan-Christopher Horak, Making Images Move: Photographers and Avant-Garde Cinema, Washington/London: Smithsonian Institution Press 1997. Essays über Chris Marker, Helmar Lerski, Paul Strand, László Moholy-Nagy, Helen Levitt, Robert Frank, Danny Lyon, Ed van der Elsken
Sabine Höpfner, Das bewegte Standbild, Diplomarbeit im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, Hamburg 1999/2000, insbes. S. 14-28. Zum Thema Animation und Fotofilm
Birgit Kämper, Thomas Tode (Hg.), Chris Marker. Filmessayist (= Cicim 45-47), München: Institut Français 1997. Studien, u.a. zu Markers Fotofilmen La Jetée, Si j'avais quatre dromadaires, Cine-tracts
Katja Pratschke, Gusztáv Hámos, fremdkörper/transposed bodies, Berlin: Vice Versa Verlag 2003. Fotobuch und Kommentar (in deutsch und englisch) des Fotofilms Fremdkörper
Peter Wollen, "Fire and Ice", in: Photographies 4 (März 1984). In französisch: "Feu et glace" ebenfalls in: Photographies 4 (März 1984), S. 118-120. Klassischer Text zu Markers La Jetée und dem Einsatz der stillstehenden Fotografien
Themenhefte:
Cinema Quadrat (Hg.), Film & Fotografie im Dialog, Dokumentation für das 14. Mannheimer Filmsymposion, Mannheim: Cinema Quadrat 1999, S. 1-169
Themenheft "Films de Photos", Revue Belge du Cinéma 4 (Sommer 1983)
Themenheft "Bild für Bild", Cinema 30 (1984, Basel/Frankfurt a.M.). Über u.a. Robert Frank und die Beziehung Film und Fotografie
Themenheft "Le cinéma, la photographie", La Recherche Photographique 3 (Dez. 1987)
Themenheft "Fotographie & Film", Der Schnitt 14 (Nr. 2/1999, Bochum), S. 4-20. Über Jeff Wall/Mark Lewis, Christian Metz, Cindy Sherman, William Eggleston, F.W. Murnau

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II.2.1.; II.2.2., 092: § 5(1)

Last modified: Fr 31.08.2018 08:52