170223 UE Exercise Course "Media Transitions" (2025S)

"You teach me and I'll teach you" heißt es im berühmten, englischen Intro des japanischen Anime-Klassikers Pokémon. Um gegenseitiges Lernen und Verstehen geht es auch der US-Amerikanischen Theoretikerin Donna Haraway wenn sie vom "sich verwandt machen" (making kin) und von speziesübergreifenden Gefährt:innenschaften spricht. Im Rahmen dieser Überlegungen führt sie den Begriff Critter ein, den sie „großzügig: für Mikroben, Pflanzen, Tiere, Menschen, Nicht-Menschen und manchmal auch für Maschinen“ verwendet. Im Erfolgsanime wird den Pocket Monstern, die ebenfalls als Kritter bezeichnet werden könnten, die Handlungsmacht und Selbstbestimmtheit jedoch größtenteils weggenommen. Anstelle des besungenen „gegenseitigen Lernens“ werden die Kreaturen von Menschen in kleinen Ballgefängnisse gefangen gehalten bis sie sich mit ihren Artgenoss:innen in Gladiatorenkampfmanier duellieren müssen. Laut Eingangssong sind die Monster dennoch ihrer Meister "best friend", befinden sie sich doch in "a world we must defend". Während im Anime nicht ganz klar ist wer was und gegen wen verteidigt wird, ist es für neumaterialistische Denker:innen wie Haraway und Anna Tsing, aber auch für Vertreter der Kritischen Theorie wie Walter Benjamin und Theodor W. Adorno völlig klar, dass die wahren und gefährlichen Monster eigentlich die Menschen sind.
In der LV soll schließlich der Frage nachgegangen werden welche subversiven Potentiale, aber auch welche Gefahren in der theoretischen sowie künstlerischen Verarbeitung posthumaner Kritter-Figuren stecken.