Universität Wien

170503 UE Bodies that matter? (2020W)

Notes on Musicals

Continuous assessment of course work

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Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 06.11. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 13.11. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 27.11. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 11.12. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 08.01. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 22.01. 16:45 - 18:15 Digital
Friday 29.01. 16:45 - 18:15 Digital

Information

Aims, contents and method of the course

„Niemand wird behaupten wollen, dass ein Musical sinnvoll sei.“ (Siegfried Krakauer: Theorie des Films)



#INHALT:

Das Seminar will lustvoll-kritische Que(e)rlektüren von Musicalfilmen vornehmen und dabei auf die Körper- und Genderperformanz fokussieren. 

Denn: Musicals sprengen jeden Referenzrahmen klassischer Filminterpretation. Alles ist zu grell, zu bunt, zu dick aufgetragen, zu eindeutig inszeniert. Die Künstlichkeit ist immer sichtbar, und doch funktioniert die Aktivierung der Zuschauer:innenlust: Ein Musical zu schauen macht Spaß, regt zum Mitsingen und -tanzen ein – ob allein zuhaus oder gemeinsam bei Kultscreenings von Musicals wie der "Rocky Horror Picture Show". Und so alt das Genre auch ist: Filmmusicals wie "La La Land" (2016) beweisen das Weiterfunktionieren von Musicalfilmen in einer sich wandelden Filmlandschaft.

Denn: Filmmusicals sind Affektkino, Körperkino par exzellence. Und genau wie im Action- oder Porno-Film zählt beim Musical in der Regel nicht der Körper in seiner Körperlichkeit an sich, sondern die Performance, die er darbietet. Von den kaleidoskopartigen Choreografien der Tillergirls in den Broadway-Adaptionen der 1930er über das Synkopische der Steppeinlagen Fred Astairs und Ginger Rogers zu den queeren Geschlechterperformances der Pop-Musicals der 1970er und 80er Jahre bis zu den Soundcollagen von "Dancer In The Dark": Die Tanzperformances reißen mit, die Singeinlagen tragen die Handlung, die Musik- und Soundebene triggern die Emotionen. Die Ästhetik der Musicals sprengt dabei die eh meist dürftige Rahmenhandlung und verweist auf ihren schillernden Kern: Die unbeschränkte Körperlichkeit, den lustvollen Ausweg, die abstrakte Ekstase. Die Tanz-, Sing- und Körperperformances sind also der Kern der Musicals, den es zu knacken gilt. Dabei geht es um die Frage: Wer oder was sprengt hier welchen Rahmen? Und: Welche Auswege aus normativen Geschlechterrollen und Körperinszenierungen zeigt das Musical auf?

#METHODE:



Über die gemeinsame Analyse der Ästhetik von Filmmusicals wollen wir die Camp-Qualitäten von Musicals ausloten und die Körper- und Genderkonstruktionen fokussieren. Dazu werden Texte von Judith Butler und Mary Ann Doane über die Konstruktion von Körpern und Geschlecht gelesen, Artikel von Susann Sonntag und Juliane Rebentisch für eine Begriffs- und Blickrichtung zur Camp-Ästhetik und Theorien von Siegfried Krakauer, Richard Dyer und Linda Williams zum Musical. Außerdem sollen Musicalfilme geschaut werden, die nicht nur formal zu analysieren sind, sondern in Gruppenarbeiten auf ihre Körper- und Geschlechtsinzenierungen hin befragt werden sollen.

 Es geht dabei um die Fragen: Wie aktiviert das Musical die Zuschauer:innenlust und welche Rolle spielen dabei die Körper- und Geschlechterperformances? Wie befördern sich also Tanzperformances und musikalische Inszenierung des Films? Und wie werden die Charaktere über ihre Körperlichkeit und Performanz inszeniert?

THEMEN:

06.11.
Einführung i.d. Analyseansätze („Singin´ in the rain“ (1951), Fred Astair + Ginger Rogers)
13.11.
Notes on Camp („The Rocky Horror Picture Show“ (1975), „Little Shop of Horrors“ (1986)
27.11.
Bodies that matter („The Gay Divorce“ (1934), „Grease“ (1978), „Hair“ (1979), „Hairspray“ (2007)
11.12.
Flaming Cratures, Normal Love (Jack Smith`s Queer Underground Films 1963 ud 1963-65)
08.01.
Hard Core Musicals („Alice in Wonderland“ (1977) und aktuelle Core Musicals)
22.01.
Re-visions: Körper ohne Gewicht? Notes on Musicals („Dancer in the Dark“ (2000) o.a. aktuelle Musicals)
29.01.
Abschluss und Reflexion

#ZIELE:

Das Seminar will zu eigenständigen, lustvollen Que(e)rlektüren von Filmmusicals anregen. Es wird dabei Filmanalysefähigkeiten ausbauen und zielt auf die Fähigkeit, die Konstruktion von Körper und Geschlecht im Film eigenständig zu dekonstruieren.

Assessment and permitted materials

Die Beurteilung setzt sich aus folgenden Teilleistungen zusammen:
• Aktive Mitarbeit, sychnchron und asynchron (20 %)
• Gruppenarbeit + Onlinepräsentation eines Films (40 %)
• Kurzessay zu einem Film der eigenen Wahl (40 %)

Minimum requirements and assessment criteria

• Regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit (synchroner Teil)
• Vor- und Nachbereitung der Treffen (asynchroner Teil: Texte lesen, Filme schauen, Lesekarten/Sichtungsnotizen* mitbringen)
• 1 Gruppenarbeit + Onlinepräsentation zu einem Film
• 1 Essay (3-7 S.): Notes on a Musical – Fokus: Bodies that Matter

Alle drei Teilleistungen müssen erbracht werden, um die Lehrveranstaltung positiv abschließen zu können. Die Teilnahme an der ersten Sitzung ist obligatorisch. Fernbleiben der synchronen Onlinelehre ist nur in Ausnahmefällen und mit Entschudigung möglich.

* Lesekarten/Sichtungsnotizen = 3 Thesen/3 Fragen zum Thema, KEINE Zsfg des Textes u/o des Films

Examination topics

Alle Seminarinhalte sind prüfungsrelevant (aktive Teilnahme, Vor- und Nachbereitung). Die Teilnehmer:innen können durch ihre Gruppenarbeit und Essay eigene thematische Schwerpunkte setzen.

Reading list

Zur Einführung:

• Sonntag, Susan: "Notes on Camp", in Dies.: Against Interpretation. And other Essays. New York 2001.

• Butler, Judith: Bodies that matter. On the discursive limits of `sex´. NY/London 1993 / Dt.: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Ff/Main 1997.

• Pollach, Andrea (Hg.): Singen und Tanzen im Film. Wien 2003.

• Parkinson, David: The Rough Guide to Film Musicals. Rough Guides, 2007.

• Cohan, Steven (Hg.): Hollywood Musicals, The Film Reader. Routledge 2001.

• Cohan, Steven (Hg.): The Sound of Musicals. British Film Institute 2011.

• Creekmur, Corey; Mokdad, Linda (Hg): The International Film Musical. Edinburgh University Press 2012.

Weiterführende Literatur:

• Baldauf, Anette (Hg.): Lips, tits, hits, power? Popkultur und Feminismus. Wien 1998.
 
• Benhabib, Seyla, Judith Butler, Drucilla Cornell, Nancy Fraser (Hrsg.): Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Fischer, Ff/M. 1993.

• Bergemann, Ulrike (Hg.): Frauen und Film: Sexualität im Film. 1/2014 .

• Clover, Carol J.: Men, women and chain saws. Gender in the modern horror film. Princeton, NJ 1993.

• Crary, Jonathan: Suspensions of Perception. Attention, Spectacle and Modern Culture, Cambridge, MA u.a. 2000.

Doane, Mary Ann: Film und Maskerade. Zur Theorie des Weiblichen Zuschauers. In: Weiblichkeit und Maskerade, hrsg. v. Liliane Weissberg. Ff/Main, S. 66-90.

• Doane, Mary Ann, Mellencamp, Patricia, Williams, Linda (Hg.): Re-Vision. Essays in Feminist Criticism, Frederick: University Publications of America 1984.

• Dyer, Richard : Entertainment und Utopie. In: Singen und Tanzen im Film, S. 40 – 60.

• Eder, Barbara: Ein ver-rückter Ort des Films. Alice in Wonderland und die queeren Nachleben des Porno-Musicals. In: Frauen und Film: Sexualität im Film. 1/2014, S. 39-59

• Haraway, Donna: The Companion Species Manifesto. Dogs, People, and Significant Otherness. Chicago 2003
 
• Krakauer, Siegfried: Theorie des Film. Ff/Main 1985.

• Ders.: Das Ornament der Masse. Essays. Ff/Main  1977.

• Mulvey, Laura: Visuelle Lust und narratives Kino. In: Weiblichkeit und Maskerade, hrsg. v. Liliane Weissberg. Ff/Main, S. 48-65.

• Rebentisch, Juliane: Musical, Camp, Queer Underground. In: Singen und Tanzen im Film. , S. 61 – 75

• Silvermann, Katja: The Acoustic Mirror. The female Voice in Psychoanalyse and Cinema. Bloomington/Indianapolis 1988.

• Smith, Jack: Flaming creature. His amazing life and times. London 1997.

• Tinkcom; Matthew: Working like a Homosexual: Camp, Capital, and Cinema. Duke Univ Press 2002.

• Whiteley, Sheila : Sexing the groove. Popular music and gender. London 1997

• William, Linda: Hard Core. Macht, Lust und die Traditionen des pornographischen Films. Verlag Stomfeld 1995.

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Last modified: Fr 12.05.2023 00:18