170611 SE MA 1.2. "Processes of Theatricality and Mediality" (2018W)

Musikvideoclips sind als eigene mediale Ausdrucksform seit Ende der 1970er Jahre präsent. Angesiedelt zwischen Kunst und Kommerz, Kurz- und Werbefilm, popkulturellen Formen und Fragmenten, dienten sie von Beginn an dazu, technische und ästhetische Experimente durchzuführen. Seit dem Niedergang des Musikfernsehens, das ihre Entstehung und Verbreitung wesentlich prägte, haben sich Musikvideoclips allerdings entscheidend gewandelt. Heute sind nicht mehr fernsehspezifische Formatierungen, sondern digitale Plattformen Taktgeber und Innovationstreiber der Musikvideokultur. Dabei rekurrieren gegenwärtige Musikvideos nicht nur auf digitale Gestaltungs- und Verbreitungsmöglichkeiten, sie machen sie auch bewusst und erkennbar: etwa in Form von Glitch-Ästhetik (Kanye West, "Welcome to Heartbreak"), als Reflexion von Googles Suchmaschinenmechanismen (Ce Lo Green, "Robin Williams") oder als viralen Polit-Protest (Childish Gambino, "This is America").
Im Zentrum des Seminars steht die Untersuchung des ästhetischen Experimentierfelds von Musikvideos im digitalen Zeitalter. Weiterhin wird es darum gehen, die digitale Musikvideoclipkultur in Anbindung an kulturtheoretische und medienästhetische Debatten zu diskutieren.