170660 SE MA 1.3. "Discources and Methods" (2016W)

Partizipation als künstlerische Strategie

Eine Vielzahl von künstlerischen Produktionen setzt auf die aktive Mitwirkung des Publikums. Dies mag als Entwicklung im Hinblick auf das Konkurrenzunternehmen web2.0. verstanden werden, zeigt darüber hinaus aber auch, dass sozial-installative Projekte und Aktionen vorrangig auf dem Verantwortungsprinzip der Zivilgesellschaften basieren. Im Sinne der Reclaim -the- Street- Bewegungen waren es seit den 1970er Jahren, inspiriert von den Guerilla Taktiken der Situationisten, Projekte, die zur Politik Stellung bezogen, Straßen und Plätze zu öffentlichen Schauplätzen und benutzbaren Aufenthaltsorten transformierten. Seit den Neuen Kriegen im 21. Jahrhundert sind es Aktionen, die für einen humanen Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprachen und Glaubensrichtungen in sozialen Brennpunkten plädieren. Menschen werden als Bürgerinnen, als Agierende auf einer globalen Agora in ihre Rechte und Pflichten zu setzen versucht. Immer schwieriger wird es den Partizipationsbegriff in Religion, Politik und Sozialarbeit von der Kunst zu differenzieren und zu unterscheiden. Die Differenzierung betrifft die Unterscheidung in Teilhabe, Interaktion, Kooperation, Kollaboration. Aber auch der Bereich zwischen Ethik und Ästhetik wird durchlässig. Die Vergangenheit soll in Relation zur Gegenwart gesetzt werden, denn Partizipative Kunst hatte als gesellschafts-politisches Verfahren in der Kunst der 1950er und 1960er Jahren einen wichtigen Stellenwert.
Im Seminar sollen die Konfliktlinien zwischen Kunst, Kommerz und sozialem Engagement in Theorie und Praxis an partizipatorischen Formaten diskutiert und analysiert werden. Die durchaus kontroverse Debatte wird von den happenings (Allan Kaprov, John Cage, Wolf Vostell) über Christoph Schlingensief bis hin zum Zentrum für politische Schönheit, zu Jeremy Deller und Rirkrit Travanija führen, der Frage nachgehen, ob sich das Theater und die bildende Kunst zunehmend aufeinander zu bewegen, bedienen sich doch installative Projekte in Galerien und Museen vermehrt partizipativer Strategien.

Methode: Transdisziplinäres Arbeiten, gemeinsam werden Theorietexte und partizipative Kunstproduktionen wissenschaftskritisch analysiert und diskutiert.

Ziele: Das themenspezifische Seminar zielt auf eine Auseinandersetzung in Theorie und Praxis mit unterschiedlichen partizipativen Strategien und ihrer Überprüfung/Vernetzung im Hinblick auf historische und zeitgenössische Formate und Praktiken sozialen Handelns.