Universität Wien

170742 UE Compost Turn - Burial and performance through time (2023W)

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Achtung: Der 1. LV-Termin ist erst am 9.10.!

  • Monday 02.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 09.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 16.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 23.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 30.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 06.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 13.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 20.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 27.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 04.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 11.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 08.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 15.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 22.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Monday 29.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde

Information

Aims, contents and method of the course

Inhalte:
Seit 2020 nimmt das US-amerikanische Unternehmen Recompose an seinem Standort südlich von Seattle Leichen zur menschlichen Kompostierung an. Zurückzuführen ist dieses Konzept auf das 2014 gegründete Urban Death Project, mit dem die Architektin und Designerin Katrin Spade das Ziel verfolgte, ein neues System zu entwickeln, das imstande ist, menschliche Körper innerhalb kürzester Zeit in Erde zu transformieren. Der Leichnam wird dabei gemeinsam mit Stroh, Heu, Holzspänen und Blumen in einen sargähnlichen Container aus Edelstahl gelegt, der alle paar Tage gewendet wird. Feuchtigkeit und Sauerstoff innerhalb dieses Containers werden maschinell gesteuert, sodass die Temperatur innerhalb des Behälters 70 Grad Celsius erreicht, was zu einer Verwesungszeit von etwa fünf Wochen führt. Die Putreszenz, die im Falle menschlicher Leichname im Durchschnitt 15 Jahre beträgt, wird mithin durch technomorphes Zutun auf wenige Wochen verkürzt. Innerhalb dieser Zeitspanne werden die Überreste, so versprechen es die Erfinder*innen, zu wiederverwertbarem Kompost, der je nach Vorliebe der verstorbenen Person bzw. deren Angehöriger bepflanzt werden kann. Auch der Container, innerhalb dessen der Kompostierprozess vonstatten geht, wird wiederverwendet. Dank des Berliner Start-Ups Circulum Vitae GmbH gibt es mittlerweile auch in Deutschland bzw. bald auch in Österreich die Möglichkeit, eine Kompostierung des eigenen Körpers prae mortem zu veranlassen.
Das verkaufte Versprechen, als Kompost (wieder) in den Erdkreislauf einzugehen, reagiert, so die Prämisse, auf ein gegenwärtig im globalen Norden verstärkt zutage tretendes soziales Bedürfnis, dem Drang nach Luxus und Verschwendung etwas Bleibendes, Einzigartiges und ökologisch Vertretbares entgegenzusetzen (Felber 2023). Paradoxerweise aber ist es ausgerechnet das den anthropozentrischen Raubbau vorantreibende Prinzip der Akzeleration, das das ökologisch bewahrende, ästhetisierte Produkt Reerdigung erst hervorbringt.
Die geplante LV will sich erstmals an der Schnittstelle von Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft mit diesem neuen Bestattungsprodukt, seiner rituellen Aufladung sowie seiner medialen Vermarktung befassen.

Methoden:
Die Übung sieht sowohl Close Readings ausgewählter theoretischer Texte als auch die Sichtung von Performances vor. Der Fokus liegt dabei
(1) auf der Frage, auf welche Weise Kompostierereignisse rituell-atmosphärisch aufgeladen werden können, und warum es aufschlussreich sein kann, sie als „cultural performances“ (Sauter 2014, 98) zu lesen.
(2) auf den konkreten Verfahren der Affizierung, derer sich Künstler*innen wiewohl Bestattungsunternehmen bedienen, bzw. auf den spezifischen „Begehrnissen“ (Böhme 2018), die dabei adressiert bzw. evoziert werden.
(3) auf der Ästhetisierung, Historisierung und globalen Verortung alternativer Möglichkeiten der letzten Ruhe wie Reerdigung, Seebestattung, Friedwald oder Vetrifizierung, die wir aus gesellschaftspolitischer und kapitalismuskritischer Perspektive beleuchten werden. Wie verhalten sich diese Trends zu herkömmlichen Formen der Erd- oder Feuerbestattung? Welche Rolle erfüllen sie innerhalb einer „Gesellschaft der Singularitäten“ (Reckwitz 2018)? Was sagen sie über unseren Bezug zu Ritualen aus, die manche bereits als vom Verschwinden bedroht erachten (Han 2019)? Und inwiefern werden sie von den performativen Künsten thematisiert?

Der Besuch zweier Theaterbesuche ist elementarer Bestandteil der LV.

Ziele:
• Die Studierenden sind in der Lage, Cultural Performances methodisch und theoretisch fundiert zu analysieren und die dabei zum Tragen kommenden Affizierungsprozesse zu reflektieren.
• Sie haben gelernt, theater-, medien- und kulturwissenschaftliche Ansätze im Hinblick auf Performances im Spannungsfeld von Bestattung und Recycling produktiv miteinander zu verknüpfen.
• Sie haben kulturtheoretische und philosophische Grundlagen in Bezug auf die Ereignishaftigkeit und die Vermarktung von Tod und (Über-)Leben erworben.

Assessment and permitted materials

• Arbeitsaufträge in Kleingruppen und im Plenum: 30%
• Lektüre- und Reflexionshausaufgaben: 30%
• Verschriftlichung einer Inszenierungsanalyse im Rückgriff auf selbst gewählte theoretische Ansätze (ca. 5 Seiten): 40%

Minimum requirements and assessment criteria

Alle Teilleistungen müssen für einen positiven Abschluss positiv bestanden werden. Die Bereitschaft zur Lektüre und zur Diskussion der Texte muss erkennbar, d.h. aus der aktiven Beteiligung an den Buzz-Groups, an den Lektüre- und Reflexionshausaufgaben sowie aus regelmäßigen Redebeiträgen im Plenum, hervorgehen. Es besteht Anwesenheitspflicht. In entschuldigten Fällen (per email, bitte keine Atteste, Parten etc.!) dürfen max. drei Termine versäumt werden.

Examination topics

Die in der Übung diskutierten theoretischen Texte.

Reading list

(Auswahl)
Baudrillard, Jean (2015): Die Konsumgesellschaft. Ihre Mythen, ihre Strukturen, Berlin.
Böhme, Gernot (1995): Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik, Frankfurt am Main.
Böhme, Gernot (2018): Ästhetischer Kapitalismus, Frankfurt am Main.
Felber, Silke (2023): „Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre“, in: Zorn, Johanna (Hg.), Forum Modernes Theater: Intensive Umgebungen, Tübingen (im Druck).
Han, Byung-Chul (2019): Vom Verschwinden der Rituale. Eine Topologie der Gegenwart, Berlin.
Hänel, Dagmar (2003): Bestatter im 20. Jahrhundert. Zur kulturellen Bedeutung eines tabuisierten Berufs, Berlin/München/Münster/New York.
Happe, Barbara (2012): Der Tod gehört mir, Berlin 2012.
Kahl, Antje (2007): „Das Design bestimmt das Bewusstsein? Die neue Sichtbarkeit im Bestattungswesen“, in: Thomas Macho und Kristin Marek (Hg.), Die neue Sichtbarkeit des Todes, München, S. 151-163.
Kolesch, Doris und Matthias Warstat (2019): „Affective dynamics in the theatre. Towards a relational and poly-perspectival performance analysis”, in: Antje Kahl (Hg.), Analizing Affective Societies. Methods and Methodologies, London, S. 214-229.
Kotler, Philip (1974): “Atmospherics as a Marketing Tool”, in: Journal of Retailing 49/4, S. 48-64.
Macho, Thomas (2012): „Sterben zwischen neuer Öffentlichkeit und Tabuisierung“, in: Franz-Josef Bormann und Gian Domenico Borasio (Hg.), Sterben. Dimensionen eines anthropologischen Grundphänomens, Berlin, Boston, S. 41-49.
Reckwitz, Andreas (2018): Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Frankfurt am Main.
Rosa, Hartmut (2013): Beschleunigung und Entfremdung, Frankfurt am Main 2013.
Sauter, Willmar (2014): „Ereignis“, in: Erika Fischer-Lichte, Doris Kolesch und Matthias Warstat, Metzler Lexikon Theatertheorie, Stuttgart/Weimar, S. 96-98, hier S. 98.
Sörries, Reiner (2009): Ruhe sanft. Kulturgeschichte des Friedhofs, Kevelaer.

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Last modified: Th 28.09.2023 09:07