Universität Wien

170999 UE Media Aesthetics in Everyday Use (2023W)

"Pics or it didn't happen" - Identity as narration and the role of (social) media in self-creation

Continuous assessment of course work
MIXED

Es kann sich nur anmelden, wer bereits erfolgreich eine Vorlesung im Erweiterungscurriculum besucht hat. Die Teilnahme ohne abgeschlossene (!) VO ist in keinem Fall möglich.

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https://spl-tfm.univie.ac.at/studium/studien/ec-medienaesthetik/

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ANLEITUNG ZUR REGISTRIERUNG DES EC "A 171 Medienästhetik im Alltagseinsatz":

https://www.youtube.com/watch?v=2uUQBRJFGNQ

Registration/Deregistration

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Details

max. 30 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 13.10. 10:00 - 14:00 Digital
Saturday 13.01. 11:00 - 18:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
Sunday 14.01. 11:00 - 18:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
Friday 19.01. 11:30 - 18:15 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde

Information

Aims, contents and method of the course

Wenn man den Kassandrarufen glauben will, wohnen wir den letzten Momenten der Historie bei: Das Ende der großen gesellschaftlichen Meta-Erzählungen (Lyotard) oder gar das Ende der Geschichte (Fukuyama) wurden beschworen. Das bedeutet nicht, dass Menschen darauf verzichten könnten, ihre eigene Geschichte zu erzählen, sich selbst zu erzählen. »Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er, oft unter gewaltigen Opfern, für sein Leben hält«, schrieb Max Frisch. Das Interesse, das Literaturwissenschaft und Linguistik seit langer Zeit für die Narration hegen, ist inzwischen auch in die Psychologie übergesprungen. Die Psychologin Vera Kast konstatiert: »Wenn wir erzählen, öffnet sich ein Zeitraum: Das nicht mehr Präsente und das noch nicht Präsente wird im Erzählen präsent, wird in der Erzählung gestaltete und zum Umgestalten freigegebene Gegenwart.« Der narrative Ansatz legt dabei den Fokus darauf, welche Geschichte das Subjekt von sich und der Welt erzählt. Im Zentrum steht die Selbstkonstruktion des Menschen als Erzähler*in, denn die Sprache sei der Stoff, aus dem das Leben gemacht ist. »Wir träumen narrativ, tagträumen narrativ, erinnern, antizipieren, hoffen, verzweifeln, glauben, zweifeln, planen, revidieren, kritisieren, konstruieren, klatschen, hassen und lieben in narrativer Form«, schreibt Hardy. Ziel des therapeutischen Prozesses ist eine Umerzählung alter, beengender Geschichten und die Herstellung von Kohärenz innerhalb gebrochener Lebensläufe (White und Epston). Denn bei der schlüssigen Erzählung der eigenen Geschichte handelt es sich um eine kritische Lebenskompetenz (Brown und Reavey). Doch wie erzählt man sich? Im Alter von etwa sechs Jahren beginnen Kinder in der Regel, Erfahrung in den klassischen Stil der griechischen Tragödie zu gießen (Stern). Die Spannungslinie erleichtert nicht nur das Erzählen, sondern auch das Erinnern. Ein Leben ohne Plot, ohne Dramaturgie, ohne Weil und Deswegen – schwer vorstellbar. Die sozialen Medien sind Plattformen neuer existenzieller Methoden mit anderen Erzähltechniken. Digital Natives sind allzu gut vertraut mit der Kunst des Storytelling, Self-Brandings und Impression Managements. Bedenken sollte man auch, dass es sich bei den Techniken des Selbst um Praktiken handelt, um aus dem Leben »ein Werk zu machen suchen, das gewisse ästhetische Werte trägt und gewissen Stilkriterien entspricht«, wie Foucault es fasst. Narrationsformen sind immer gesellschaftlich geprägt, so existieren Aufstiegs- und Abstiegsgeschichten, Erfolgs- und Versagensnarrative…Der Schriftsteller Georges Polti behauptete sogar, es gebe überhaupt nur 36 Grundplots, die sämtlichen Geschichten der Menschheit zugrundelägen. Giddens behauptet hingegen, neue Medien würden einen Pluralismus möglicher Lebensentwürfe mit sich bringen. Wie sich eine Geschichte erfinden, mit der man leben kann? Wie prägen Narrative unsere Sicht auf soziale Gruppen? Ist die Vorstellung von Individualität, Identität, Singularität noch zeitgemäß in Zeiten, in denen Theoretiker*innen bereits »Patchwork-Identitäten« und »Plurividuen« ausgerufen haben und auch die Neurowissenschaft von einem fragmentiertem Selbst ausgeht?

ZIELE
Was sind aktuelle Konzepte von (sozialer) Identität? Wie beeinflussen Medien die Kreation des Selbst? Ist die Autobiographie Selbsterzählung oder aber »Ort der Genese dieses Subjekts« (Langer)? Ingeborg Bachmann nennt ihren Roman Malina ihre »geistige, imaginäre Biographie«. Wo endet die Autobiografie, wo beginnt die Autofiktion? Influencer*innen bebildern das ideale Lebens, Deepfakes das unmögliche, mit dem sich die Selbsterzählungen messen müssen. Sind soziale Medien Biografie- oder Fiktionsmaschinen?

METHODE
Diese LV bietet einen interdisziplinären Blick auf Techniken der Selbsterzählung: Autobiografie, Autofiktion bis hin zur Identitätskonstitution in sozialen Medien. Dabei werden (sozial)psychologische Selbsttheorien mit medientheoretischen Konzepten konfrontiert.

Assessment and permitted materials

– Impulsreferat in der Gruppe, Referatsverschriftlichung, narratives Interview, künstlerische Umerzählung eines bestehenden Narrativs

(Prüfungsimmanent: Anwesenheit, Mitarbeit)

Minimum requirements and assessment criteria

– Aktive Mitarbeit. Engagierte Gruppenarbeit und Diskussion
– Impulsreferat zu einem Text (in Kleingruppen) samt Referatsverschriftlichung (40 %)
– Erprobung und Auswertung eines narrativen Interviews mit eine*r Kolleg*in (20 %)
– Künstlerische Umerzählung eines bestehenden Narrativs (z.B. in Form einer autofiktiven, kurzen Fotostrecke in der Ästhetik sozialer Medien) (40 %)

Examination topics

– Impulsreferat zu einem Text (in Kleingruppen) samt Referatsverschriftlichung (40 %)
– Erprobung und Auswertung eines narrativen Interviews mit eine*r Kolleg*in (20 %)
– Künstlerische Umerzählung eines bestehenden Narrativs (z.B. in Form einer autofiktiven, kurzen Fotostrecke in der Ästhetik sozialer Medien) (40 %)

Reading list

LITERATUR (VORLÄUFIGE AUWAHL FÜR MOODLE)
– Kneidinger-Müller – Identitätsbildung in sozialen Medien
– Manovich – The Language of New Media
– Giddens – Modernity and Self-Identity
– Carr – Narrative Therapy
– Brown and Reavey – Vital Memory and Affect
– Trepte – Social Identity Theory and Self‐Categorization Theory
– Abels – Identität. Über die Entstehung des Gedankens, dass der Mensch ein Individuum ist, den nicht leicht zu verwirklichenden Anspruch auf Individualität und die Tatsache, dass Identität in Zeiten der Individualisierung von der Hand in den Mund leben…

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Last modified: Th 12.10.2023 17:27