180005 LPS Money as a thing and a relationship (2025S)

Die philosophische Bedeutung des Gelds, so Georg Simmel, ist, „daß es […] die deutlichste Wirklichkeit der Formel des allgemeinen Seins ist, nach der die Dinge ihren Sinn aneinander finden und die Gegenseitigkeit der Verhältnisse, in denen sie schweben, ihr Sein und Sosein ausmacht.“ (PdG 136): Geld ist Beziehung.
Gleichzeitig scheint die paradigmatische Form des Geldes immer noch die Münze zu sein, die ich einstecken kann, die ich von jemandem bekomme und forttrage – und gerade dadurch haben wir unsere Rechnung beglichen und nichts mehr miteinander zu tun. Dieses Ding, als dessen Wesen Simmel die „Greifbarkeit des Abstraktesten“ (PdG 137) ausmacht, ist bezeichnet worden als etwas, das unsere Beziehungen korrumpiert, das uns aus Beziehungen befreit, das selbst Beziehung ist. (Wie) kann das alles zusammengehen?
Wir werden im Lektüreproseminar versuchen, uns dieser Frage (und anderen philosophischen Fragen nach dem Geld) zu nähern und dabei vor allem auf Ausschnitte aus Georg Simmels Philosophie des Geldes und klassische Stellen bei Aristoteles zurückgreifen. Ergänzend zu diesen beiden Lektüreschwerpunkten werden wir wenige weitere Texte lesen, die die Art der Geldbeziehung thematisieren: ist sie gegenseitig oder impliziert sie eine Asymmetrie der Schuld? Sind Tauschformen denkbar, deren Form grundlegend vom Geldtausch abweicht?
Das vorrangige Ziel des Lektüreproseminars ist methodisch: es besteht darin, die Fähigkeit zu erwerben (oder zu vertiefen), komplexe Texte zu lesen, mit ihnen zu arbeiten (für sich und mit anderen) und sie miteinander in Verbindung zu bringen: Wie kann ich als Leser.in an einen schwierigen Text herangehen? Wie bringen wir als Lesekreis eine spannende Diskussion zustande? Wie kann ich mich auf einen Text einlassen und sorgfältig mit ihm arbeiten, so dass ich etwas aus ihm lerne - und gleichzeitig eigenständig bleiben und eigene Anmerkungen, Fragen, Kritik finden?
Mittel: Eigenständige Lektüre und Verfassen von Lektürefragen (Kürzest-Reflexionen), Diskussion in Kleingruppen und im Plenum, Input durch Studierendengruppen, Aufgaben über das Semester (siehe unten).
Zum Lesen, Diskutieren, Referieren etc. wird es zu Beginn des Semesters eine kurze Hinführung geben. Der Kurs versteht sich als Übungsraum; um dies zu ermöglichen, wird auf eine wertschätzende und inklusive Atmosphäre und eine gute Fehlerkultur geachtet sowie die engagierte Vorbereitung und Mitarbeit seitens der Studierenden vorausgesetzt.