Universität Wien

180031 PS Ricoeur's "little ethics (2013S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Friday 15.03. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 22.03. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 12.04. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 19.04. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 26.04. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 03.05. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 10.05. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 17.05. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 24.05. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 31.05. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 07.06. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 14.06. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 21.06. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Friday 28.06. 09:00 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Aims, contents and method of the course

Paul Ricoeurs so genannte "kleine Ethik" ist eigentlich ein groß angelegter synthetischer Versuch, die widerstreitenden Haupttraditionen der ethischen Reflexion - vor allem die aristotelisch-teleologische und die kantisch-deontologische - in einen sinnvollen und diskussionswürdigen philosophischen Zusammenhang zu bringen, und kann uns somit auf ausgezeichnete Weise als Grundlage dafür dienen, einige bedeutende Ansätze des ethischen Denkens einführend und doch kritisch zu diskutieren. Der Akzent liegt dabei - dem Kontext des Buches gemäß, innerhalb dessen Ricoeur seine kleine Ethik entfaltet (vgl. SA 207-358) - auf dem Zusammenhang der verschiedenen Konzeptionen der menschlichen Selbstheit, die mit den jeweiligen ethischen Traditionen verknüpft sind (teleologische "Selbstschätzung" bzw. deontologische "Selbstachtung"), und das damit verbundene Verständnis der Fürsorge gegenüber Anderen und des auf Institutionalisierung dringenden Gerechtigkeitssinns. Den Ausgangspunkt bilden dabei Überlegungen zur "narrativen Identität" des menschlichen Selbst, die in unserem ethischen Fokus insbesondere dazu dienen, den Moment in der "Selbstauslegung" herauszuarbeiten, an dem das Erzählen der eigenen Lebensgeschichte evaluativ-normativ umzuschlagen beginnt.
Im Anschluss daran besteht Ricoeurs Ethik im Wesentlichen aus einer in drei Durchgängen stattfindenden und immer subtiler werdenden Entfaltung seiner Grunddefinition von Ethik als der "Ausrichtung auf das 'gute Leben' mit Anderen und für sie in gerechten Institutionen" (SA 210). Systematisch gesehen geht es Ricoeur dabei vor allem um dreierlei: erstens um einen Vorrang der "Ethik" (verstanden als teleologische Ausrichtung auf das gute Leben) vor der "Moral" (verstanden als deontologisches universales Sollen, das sich in verpflichtenden Normen artikuliert) bzw. um eine Inklusion des Moralischen in einem umfassenderen ethischen Rahmen; zweitens um die normenbildende Moral als notwendigem Durchgangsmoment der ethischen Reflexion; und drittens um die Legitimität der Rückkehr zu situativen ethischen Gesichtspunkten im Falle von moralischen Normenkonflikten.

Assessment and permitted materials

Mitarbeit, wöchentliche schriftliche Lektürereflexionen, Abschlussessay zu einem vorgegebenen Thema.

Minimum requirements and assessment criteria

Nach einer thematischen Grundorientierung und nach einer Beschäftigung mit den verschiedenen philosophischen Dimensionen der Frage nach der Selbstheit (mit der leitenden Grundunterscheidung zwischen "idem"- und "ipse"-Identität) bis hin zum Status der narrativen Identität (1.-2. Einheit) unternimmt unsere Lehrveranstaltung mit Ricoeur einen dreifachen Durchgang durch die oben genannte Grunddefinition, wobei die Erläuterung der jeweils zentralen Termini und die vertiefende Hinzuziehung von Passagen aus den jeweiligen Primärtexten einen wichtigen Leitfaden bilden: Im ersten, "ethischen" Durchgang durch die Grunddefinition liegt der Akzent auf der Ausrichtung des eigenen Lebensplans auf das gute Leben und seiner zwischenmenschlichen Realisierung in Freundschaft, Fürsorge und Gerechtigkeitsstreben. In diesem Kontext sind grundlegende Aspekte der Aristotelischen Ethik zu behandeln (3.-6. Einheit). Im zweiten, "moralischen" Durchgang durch die Grunddefinition liegt der Akzent auf den verschiedenen (Selbst-)Verpflichtungscharakteren (Autonomie, Achtung, Gerechtigkeitsprinzipien), die aus einer Prüfung des Wunsches nach dem guten Leben hervorgehen. Hier ist die kantische Perspektive der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten und der rawlsschen Theorie der Gerechtigkeit zu behandeln (7.-10. Einheit). Schließlich liegt im dritten, sozusagen "lebensklugen" Durchgang, in dem die Implikationen der phronesis/prudentia ein zentrales Thema bilden, der Akzent auf den menschlichen Lebensmöglichkeiten, die es erlauben, ausweglos scheinende Normenkonflikte (moralische Aporien) durch den Rückgang auf persönliche ethische Ressourcen situativ vernünftig zu bewältigen. Zur Veranschaulichung der Problemdimension spielt die griechische Tragödie eine wichtige Rolle. Die Diskursethik von Habermas und Apel stellt Ricoeur in diesen kontextualistischen Problemhorizont (11.-13. Einheit). Abschließend soll die Tragweite der herausgearbeiteten verschiedenen Dimensionen der ethischen Reflexion geprüft werden, u.a. indem ihr möglicher Zusammenhang im existenziellen Selbstverhältnis in den Blick genommen wird (14. Einheit).

Examination topics

Angeleitete Lektüre und gemeinsame Auslegung von Textabschnitten; Fokussierung der Lektüre auf zentrale Termini, die auf dem Semesterplan notiert sind; Seminardiskussion auf der Basis von wöchentlichen vorbereitenden schriftlichen Lektürereflexionen (Abwicklung über Moodle); Feedback zum Abschlussessay zu einem vorgegebenen Thema.

Den besonderen Schwierigkeiten, vor die die Lektüre von Ricoeurs Text stellt und die sich in der relativen Abstraktheit in der Durchführung seines synthetisierenden Gedankenganges manifestiert, werden wir in der Lehrveranstaltung mit besonderen phänomenologischen bzw. hermeneutischen Strategien begegnen: In phänomenologischer Hinsicht ist ein Rückgang auf lebensweltlich-praktische Phänomene und somit eine breite Diskussion anhand von Beispielen gefordert, da dies in Ricoeurs Text zu kurz kommt; in hermeneutischer Hinsicht ist außerdem ein Rückgang auf die Primärtexte, anhand deren Ricoeur seine Ethik entfaltet, erforderlich, um die Tragfähigkeit von Ricoeurs synthetischem Ansatz überhaupt beurteilen zu können. Der LV-Aufbau richtet sich nach diesen Erfordernissen.

Reading list

SA = Paul Ricoeur: Das Selbst als ein Anderer. Aus dem Französischen von Jean Greisch in Zusammenarbeit mit Thomas Bedorf und Birgit Schaaf. 2. Aufl. Fink: München 2005 [franz. Orig. 1990].

Ferner werden einzelne Textpassagen folgender Werke in einer noch festzulegenden Auswahl (Vorauswahl der für Ricoeurs Ethik besonders wichtigen Autoren: mit Sternchen *) erläutert und diskutiert: Arendt, Vita activa; *Aristoteles, Nikomachische Ethik; Habermas, Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln; Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts; *Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten; Levinas, Totalität und Unendlicheit; MacIntyre, Der Verlust der Tugend; Nussbaum, The fragility of goodness; *Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit; Walzer, Sphären der Gerechtigkeit.

Weitere unterstützende Literatur wird zu Beginn der LV bekannt gegeben.

Association in the course directory

BA M 6.1

Last modified: Mo 07.09.2020 15:36