Universität Wien

180058 VO-L Philosophy of Gift in India (2022S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

Registration/Deregistration

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Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 18.03. 13:15 - 14:45 Digital
Friday 25.03. 13:15 - 14:45 Digital
Friday 01.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 08.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 29.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 06.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 13.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 20.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 27.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 03.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 10.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Friday 17.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8

Information

Aims, contents and method of the course

Die Gabe erhält nicht nur ihre Bedeutung im alltäglichen Geben und Empfangen materieller Güter. Sie verweist auch auf die Fähigkeit des Menschen zu vollkommener "Hin-Gabe", oder sie vermag die Unverfügbarkeit unserer Existenz wie die Gabe des Lebens oder die Gabe des Todes im Sinne einer unabänderlichen Gegebenheit zu bedeuten.
Der Verständniswandel eines an materiellen Gütern orientierten wechselseitigen Austausches, hin zur existenziellen Deutung der Gabe, kann am Beispiel vieler Traditionen Indiens belegt werden. Wir wollen diesen Schritt einerseits aus philosophischer Sicht nachvollziehen, anderseits mit Blick auf die philosophischen und theologischen Traditionen Indiens vertiefen.
Theoretisch betrachtet liegt dem Verständnis von Gabe bis heute der ethnologisch ausgerichtete, von Marcel Mauss verfasste „Essay sur le don. Forme et raison de l’échange dans les sociétés archaïques“ zugrunde. Dieser deutet die Funktion der Gabe in der indischen Gesellschaft ganz unter dem Blickwinkel des wechselseitigen Austausches materieller Güter. Trotz der anhaltenden Rezeption und Renaissance von Mauss Ausführungen zur Gabe, ist ein solches Verständnis zu einseitig und wird daher nicht nur kritisch in der Feldforschung, sondern später auch in der Tradition der französischen Phänomenologie in Frage gestellt. Wir wollen zunächst an die Kritik des französischen Phänomenologen Jean-Luc Marion anschließen. Marion entwickelt (seinen Lehrern folgend) ein Konzept von Gabe, jenseits aller Wechselseitigkeit, ohne die Erwartung einer Gegengabe.
Nachdem wir uns Marions Ausführungen gewidmet und seine Kritik an Mauss skizziert haben, wenden wir uns überwiegend Beispielen aus der Literatur religiöser Traditionen Indiens zu. Wir beginnen mit dem wechselseitigen Austausch der Gaben zwischen Göttern und Menschen gemäß der ältesten Quelle, dem Ṛgveda, um Schritt für Schritt nachzuvollziehen, wie im späteren Opferritual und anschließend in der Literatur der Upaniṣaden (500 v. Chr.), Geben und Empfangen der Gabe eine neue Bedeutung erhält. Von hier aus fortschreitend, kann die Gabe nicht nur bis in die philosophisch-theologischen Traditionen des Vedānta verfolgt werden, wo sie z.B. in der Hingabe (bhakti) im Erlösungsakt zur reinen Gabe jenseits jeder Wechselseitigkeit wird, sondern es soll ebenfalls auf ihre wichtige Funktion in den Traditionen des Jainismus und Buddhismus eingegangen werden.
Zur Methode: Nach jeder Vortragszeit ist Zeit für Fragen und Diskussion eingeplant.

Assessment and permitted materials

Schriftliche Prüfung: Erster Termin: 1. Juli 2022 (Weitere Termine können für die vorlesungsfreie Zeit oder im Wintersemester 2022/2023 angeboten werden).

Minimum requirements and assessment criteria

Für die richtige Beantwortung der Prüfungsfragen zu den einzelnen Themenbereichen werden 10 Punkte vergeben; insgesamt können 40 Punkte erzielt werden.
Notenskala: 40 – 33 Punkte: Note 1;
32 – 25 Punkte: Note 2
24 – 17 Punkte: Note 3
16 – 9 Punkte: Note 4
8 – 0 Punkte: Note 5

Examination topics

Prüfungsstoff sind vier ausgewählte/auswählbare Themenbereiche der Vorlesung. Jeder Themenbereich ist durch eine bestimmte Auswahl an Texten repräsentiert, zu dem inhaltliche Fragen vorgelegt werden.

Reading list

Zu Gabe in Europa: allgemein/zu Marcel Mauss/zu Jean-Luc Marion

Därmann, Iris (2010). Theorien der Gabe. Zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag.

Henaff, Marcel (2014). Die Gabe der Philosophen. Gegenseitigkeit neu denken. [übers. Aus dem Franz. von Eva Moldenhauer]. Bielefeld: transcript Verlag.

Hetzel, Andreas (2006). Interventionen im Ausgang von Mauss: Derridas Ethik der Gabe und Marions Phänomenologie der Gebung. In: Stephan Moebius/Christian Papilloud (Hg.), Gift – Marcel Mauss’ Kulturtheorie der Gabe, Wiesbaden, 269-291.

Hoffmann, Veronika (2011). Gabe und Opfer: Ambivalenzen der Wechselseitigkeit. In: Gabe, Schuld, Vergebung. Festschrift für Hann-Barbara Gerl-Falkovitz. Susan Gottlöber, Rene Kaufmann (Hg.). Dresden: Thelem.

Marion, Jean-Luc (2015). Gegeben sei! Entwurf einer Phänomenologie der Gegebenheit. [Eichstätter Philosophische Studien 2]. Freiburg: Alber.

Mauss, Marcel (1925 [1990]). Die Gabe, Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Ders., (1899 [2012]). Essay über die Natur und die Funktion des Opfers (gemeinsam mit Henri Hubert). In Marcel Maus, Schriften zur Religionssoziologie. Stephan Moebius, et. al. (Hgg.) Frankfurt: Suhrkamp, 93-218.

Olsen, Carl (2002). Excess, Time, and the Pure Gift: Postmodern Transformations of Marcel Mauss Theory. Method & Theory in the Study of Religion 14 (2002) 350-374.

Stephan Moebius/Christian Papilloud (Hg.) (2006). Gift – Marcel Mauss’ Kulturtheorie der Gabe. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 269-291.

Gabe in Indien

Brick, David (2015). Brahmanical Theories of the Gift. A Critical Edition and Annotated Translation of the Dānakāṇḍa of the Kṛtyakalpataru. [Harvard Oriental Series 77]. Cambridge: Harvard University Press.

Brekke, T. (1998). Contradiction and the merit of giving in Indian religions. Numen 45 (1998) 287-320.

Geen, J. (2007). Knowldege of Brahman as a solution to fear in the Śatapatha Brāhmaṇa/Bṛhadārāṇyaka Upaniṣad. Journal of Indian Philosophy 35, 33–102.

Gonda, Jan (1965). ‘Gifts and ‘Giving’ in the Rgveda. In: Selected Studies. Volume IV. History of Ancient Indian Religion. Leiden: Brill, 122-143.

Heim, Maria (2004). Theories of the gift in South Asia. Hindu, Buddhist, and Jain reflections on Dāna. New York: Routledge. [auch zu Buddhismus/Jainismus]

International Journal of Hindu Studies, Special Issue: The Gift in India. Theory and Practice. August 2018 (2) 191-377.

Laidlaw, James (2000). A Free Gift Makes No Friends, in: The Journal of the Royal Anthropological Institute 2000 (6/4) 617-634. [zum Jainismus]

Michaels, Axel (1997). Gift and return gift, greeting and return greeting. Numen 44 (1997) 242-269.

Ohnuma, Reiko (2007). Head, Eyes, Flesh, and Blood. Giving Away the Body in Indian Buddhist Literature. New York: Columbia University Press. [zum Buddhismus]

Parry, Jonathan (1986). The Gift, the Indian Gift, and the ‘Indian Gift’. In: Man 21/3 (1986) 453-473.

Shulman, David (1993). The Hungry God. Hindu Tales of Filicide and Devotion. Chicago: University Chicago Press.

Thapar, Romila (2000). Dāna and Dakṣiṇā as forms of exchange. In: R. Thapar, Cultural pasts: essays in early Indian history. New Delhi: Oxford University Press 521-535.

Toffin, Gérard (1990). Hiérachie et idéologie du don dans le monde indien. L’Homme 30, 130-144.

Vijay Nath, (1987). Dāna: Gift System in Ancient India (c. 600 BC. – c. AD. 300). A Socio-Economic Perspective. Delhi: Munishiram Manoharlal.

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Last modified: Th 11.05.2023 11:27