180091 PS Philosophy of experimental practice (2013S)

Im Proseminar widmen wir uns dem wissenschaftlichen Experiment und der Frage, wie in experimentellen Verfahren Wissen hergestellt wird.

Klassische Ansätze zum Thema, wie etwa die Wissenschaftsphilosophien Karl Poppers und Pierre Duhems, interessieren sich für das Experiment von allem in seinem Verhältnis zu wissenschaftlicher Theoriebildung. Das zentrale Anliegen dieser Ansätze ist es, zu klären, ob und wie theoretische Hypothesen durch Experimente überprüft und widerlegt werden können.

Neuere Diskussionen zur experimentellen Praxis kritisieren diese klassischen Darstellungen des Experimentes als verkürzt und versuchen, die Eigenlogik experimenteller Praxis, die nicht in der Überprüfung von Theorien aufgeht, zu erfassen. Zentrale Fragen dieser neueren Diskussionen sind u.a. , welche Rolle das implizite, praktische Wissen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für die erfolgreiche Durchführung und Replikation von Experimenten spielt, inwiefern die Resultate experimenteller Prozesse theoriegeladen sind, ob im Zusammenhang mit experimentell erzeugten Spuren und Bildern von Beobachtung gesprochen werden kann, wie die Kalibrierung von Instrumenten mit der Stabilisierung von Messergebnissen zusammenhängt, wie damit umzugehen ist, dass die in Experimentalprozessen untersuchten Phänomene nicht einfach nur entdeckt sondern aktiv kreiert und produziert werden, und was all das mit sozialen Konflikten und Aushandlungsprozessen zu tun hat.

Im Proseminar werden wir uns neben den klassischen Ansätzen besonders den Kontroversen um die Wissenschaftssoziologie, sowie den Diskussionen um wissenschaftlichen Realismus und Antirealismus widmen. Zuletzt soll auch die historische Entwicklung der Experimentalwissenschaften beleuchtet werden.