Universität Wien

180110 SE Kwasi Wiredu: Conceptual Decolonisation (2013W)

Reading of Texts of Valentin Y. Mudimbe, Kwasi Wiredu, Oyeronke Oyewumi

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

Das Aufzwingen der Sprache des Kolonisators, die Abwertung der eigenen Kultur, das Verwehren der Anerkennung als ebenbürtige Mitmenschen, das Heranziehen sogenannter wissenschaftlicher Beweise rassischer Minderwertigkeit, all dies sind Erfahrungen, die zum Ausgangspunkt der Philosophie im Afrika des 20. Jahrhunderts wurden. Der Umstand, dass die Aufzeichnung und Auswertung des oralen Erbes zunächst durch Missionare und westliche Ethnologen erfolgte, deren Arbeiten noch heute oft als "Primärquellen" benutzt werden, und dass die akademische Philosophie im subsaharischen Afrika heute ausschließlich in den ehemaligen Kolonialsprachen betrieben wird, wird von Philosophen/innen des Kontinents sehr kritisch reflektiert. Grundlagentexten zu diesen Problemen widmet sich dieses Lektüreseminar. (Valentin Y. Mudimbe: The Invention of Africa,1988; Wiredu, Kwasi: Cultural Universals and Particulars: An African Perspective, 1996; Oyewumi, Oyeronke: The Invention of Women: Making an African Sense of Western Gender Discourses, 1997)

Registration/Deregistration

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Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Monday 07.10. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Monday 21.10. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Monday 11.11. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Monday 02.12. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Monday 09.12. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Monday 20.01. 08:30 - 11:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Aims, contents and method of the course

Das Aufzwingen der Sprache des Kolonisators, die Abwertung der eigenen Kultur, das Verwehren der Anerkennung als ebenbürtige Mitmenschen, das Heranziehen sogenannter wissenschaftlicher Beweise rassischer Minderwertigkeit, all dies sind Erfahrungen, die zum Ausgangspunkt der Philosophie im Afrika des 20. Jahrhunderts wurden. Der Umstand, dass die Aufzeichnung und Auswertung des oralen Erbes zunächst durch Missionare und westliche Ethnologen erfolgte, deren Arbeiten noch heute oft als "Primärquellen" benutzt werden, und dass die akademische Philosophie im subsaharischen Afrika heute ausschließlich in den ehemaligen Kolonialsprachen betrieben wird, wird von Philosophen/innen des Kontinents sehr kritisch reflektiert. Der "epistemische Bruch" im Blick auf Afrika wurde als erstes vom kongolesischen Philosophen Valentin Y. Mudimbe in seinem Buch The Invention of Africa (1988) thematisiert. Dessen Texte stehen am Anfang des Seminars. Großen Einfluss hat heute der ghanaische Philosoph Kwasi Wiredu, der mit seinem Konzept einer "begriffliche Dekolonisierung" (conceptual decolonisation) einen Grundbegriff geschaffen hat, der vielfach wieder aufgegriffen und diskutiert wurde. Wiredu thematisiert, wie die aufgezwungenen Strukturen (insbesondere die Sprache) dazu führen, dass die Wahrnehmung der Welt durch eine fremde kulturelle Perspektive geprägt wird und ruft afrikanische Philosophen/innen auf, grundlegende philosophische Begriffe wie Sein, Wahrheit oder Gott in ihren eigenen Sprachen zu durchdenken. Dies tut die nigerianische Theoretikerin Oyeronke Oyewumi in ihrem Buch The Invention of Women (1997), das als Beispiel einer begrifflichen Dekolonisation eingeführt wird.

Assessment and permitted materials

Voraussetzung für den Erwerb eines Abschlusses: Aktive Mitarbeit, Leseprotokolle, Kurzreferat (10 min), Abschlussarbeit (max. 15 Seiten)

Minimum requirements and assessment criteria

Anhand einschlägiger Texte einflussreicher Philosophen/innen aus Afrika beschäftigt sich dieses Seminar mit der Frage, inwiefern Begriffe und Konzepte unsere Wahrnehmung prägen und was es bedeutet, in Fremdsprachen zu philosophieren. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist ein Dreifaches:
1. Ein Verständnis dafür zu schaffen, welche tiefgreifenden Auswirkungen die Kolonisierung Afrikas auf das Bewusstsein, die Bildung und die Kultur hatte.
2. Darüber hinaus soll ein Bewusstsein für die Bedeutung der Sprache für jedes Philosophieren entwickelt werden bzw. für die Möglichkeiten und Grenzen des Selbst-, Fremd- und Weltverstehens.
3. Die Bedeutung der Vielfalt der Sprachen für ein Philosophieren im 21. Jahrhundert soll herausgearbeitet werden.

Examination topics

Es erfolgt eine Anwendung von Methoden der Textanalyse bzw. Textinterpretation (Begriffsanalyse, Einordnen des Begriffs in den Diskurs und das historische Umfeld, Rezeptionsgeschichte; Herausfiltern der Grundthese und der Argumentationsstruktur etc.). Ziel ist die intensivere Beschäftigung mit ausgewählten Problemen, das Nachvollziehen und Evaluieren von Argumenten, die Erarbeitung einer eigenen Problemstellung und Perspektive und das Einüben größerer Sicherheit im Argumentieren.

Reading list

Mudimbe, Valentin Y.: The Invention of Africa: Gnosis, Philosophy, and the Order of Knowledge. Bloomington: Indiana University Press, 1988.
Ngugi wa Thiong'o: Moving the Centre. Essays über die Befreiung afrikanischer Kulturen. Münster 1995.
Oladipo, Olusegun (Ed.): Conceptual Decolonization in African Philosophy. Four Essays. Ibadan/Nigeria 1995
Oyewumi, Oyeronke: The Invention of Women: Making an African Sense of Western Gender Discourses. University of Minnesota Press 1997
Wiredu, Kwasi: Cultural Universals and Particulars: An African Perspective. Bloomington: Indiana University Press, 1996.
------ ders.: Demokratie und Konsensus in traditioneller afrikanischer Politik. Ein Plädoyer für eine parteilose Politik. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 2, 1998.
------ ders. (Ed.): A Companion to African Philosophy. Oxford et al.: Blackwell Publishing, 2006.

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BA M 8.2

Last modified: Mo 07.09.2020 15:36