180153 KU Writings on Intercultural Anarchism (2025W)

ACHTUNG: 1. Termin (16.10.) findet wegen Tagungsaufenthaltes des LV-Leiters online statt, Link ist auf MOODLE zu finden

Dieser Kurs zur interkulturellen Philosophie ist inhaltlich mit der VO-L „Satyagraha und Anarchie: Gandhi als Philosoph“ verknüpft, kann aber auch unabhängig von dieser VO-L besucht werden.

Der Kurs deckt mehrere Aspekte ab:

1) Er bietet eine Einführung in das Arbeiten im Feld der interkulturellen Philosophie und zeigt ihre Fragestellungen, Methoden und Zielsetzungen.

2) Er führt anhand der Lektüre und Diskussion ausgewählter Textausschnitte in Grundgedanken und -konzepte des philosophischen Anarchismus ein.

3) Er reflektiert die Thesen des Anarchismus anhand ausgewählter Beispiele aus der globalen Welt. Dabei wird als Folie zunächst anhand von Mahatma Gandhis Werk das Konzept „Satyagraha“ als anarchistische Haltungs- und Handlungsform erarbeitet. Meist wird Satyagraha mit „gewaltfreiem Widerstand“ assoziiert. Die Lektüre wird zeigen, dass diese Bezeichnung philosophisch zwar nicht falsch ist, aber ergänzt werden muss.

4) Auf dieser Basis setzt der Kurs dann „Satyagraha“ wiederum mit ausgewählten Ausschnitten aus unterschiedlichen anarchistischen Formen der globalen Welt in Verbindung und untersucht, inwieweit es sich bei deren Ansätzen um Satyagraha-Kampagnen handelt und inwieweit sie sich davon unterscheiden.

Beispiele dieser mit Satyagraha gegengelesenen Ansätze sind:

- "Vita activa" (Tätiges Leben) als Theorie aktiven politischen Handelns gemäß Hannah Arendt

- "La teología de la liberación" (Befreiungstheologie v.a. nach Gustavo Gutiérrez), als Beispiel einer Theologie des sozio-ökonomischen Widerstandes

- "Femen" als Beispiel einer laufenden feministischen Widerstandskampagne, exemplarisch ergänzt durch WOZA (Zimbabwe), Kvennafrídagurinn (Island), Czarny Protest (Polen) oder iranischen Frauenrechtswiderstand

- "Anonymous" als Beispiel für Hacktivismus, ergänzt durch Leaks-Bewegungen, Whistleblowing-Bewegungen, Defacement-Bewegungen

- "Hikkikomori" und "Tang-Ping" als Beispiel radikaler Verweigerung der Partizipation an sozialen Formen und die Frage ihrer Assoziation mit psychischen Erkrankungen

- "Decolonization of Public Spaces" als in kolonisierten Weltteilen entstandene anti-rassistische und dekoloniale Kampagne des Rückbaues hegemonialer Lebensraumarchitektur

- "Total Liberation" und "Veganarchy" als Kampagnen der Ausdehnung des Würde- und Freiheitsbegriffes über menschliches Leben hinaus

- Beispiele aus den Bewegungen zur "Organisierten Desertion" und anti-militaristischen Strategien

- "Extinction Rebellion", "FFF" etc. als Beispiel schülerisch-studentischer Widerstandsaktionen, gegengelesen mit der sog. studentischen "68er-Generation" um Rudi Dutschke

Die Leitfrage wird in all diesen Beispielen sein, inwieweit es sich dabei möglicherweise um anarchistische Satyagraha-Kampagnen handelt, inwieweit nicht und inwieweit Gandhis Konzept von Satyagraha durch sie vielleicht weiterentwickelt wird. Diese Frage wird anhand der Lektüre, Erarbeitung und Diskussion der Texte bearbeitet.