Universität Wien

180175 PS Amoralism: why be moral? (2023S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

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Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Saturday 11.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Saturday 18.03. 09:45 - 15:30 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Saturday 06.05. 09:45 - 15:30 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Saturday 10.06. 09:45 - 15:30 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Saturday 24.06. 09:45 - 15:30 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

Information

Aims, contents and method of the course

Inhalte:
„‹Pfff!› machte Ivich. Sie schaukelte ein bißchen auf der Bank hin und her, sie sah einfältig und pausbäckig aus. Sie sagte spitzbübisch: ‹Moral ist mir schnuppe. Ganz schnuppe.›“ Was Jean-Paul Sartre in seinem Roman “Zeit der Reife“ der Jugendlichen Ivich in den Mund legt, wirft eine Vielzahl an grundlegenden Fragen auf: Warum sollen wir moralisch sein? Ist vieles in unserem moralischen Verhalten nicht nur Konvention und Konformismus? Und wenn ja, ist es dann gerade rational amoralisch zu handeln? Und wenn doch nicht, welche Überzeugungskraft haben denn moralische Argumente? Von Marquis de Sade über André Gide bis zu Oscar Wildes Dorian Gray zeigt sich die Faszination für den Typus des Amoralisten. Die Versuche seiner philosophischen Begründung aber sind weitaus älter: Schon in der Politeia lässt Platon seinen Bruder Glaukon durch den Mythos vom „Ring des Gyges“ dafür argumentieren, dass Macht generell korrumpiere und niemand sich der Versuchung entziehen könne, wenn sich eine Gelegenheit zum Machtmissbrauch biete. Es wird „[...] wohl keiner so charakterfest sein, daß er bei der Gerechtigkeit verharrte und es fertigbrächte, sich fremden Gutes zu enthalten und es nicht zu berühren […]“(360c), erklärt Glaukon darin. Ein Plädoyer also für den Amoralismus? Auch Philosophen wie Macchiavelli, Max Stirner oder Friedrich Nietzsche sowie Philosophinnen wie Ayn Rand oder Simone Weil stellen mit ihren amoralischen Ansätzen die Moralphilosophie bis heute vor grundlegende Herausforderungen. Oft wurde die Figur des Amoralisten aber auch als Vorlage zur rationalen Begründung von Moral verwendet, wie dies jüngst von Kurt Bayertz vorgenommen wurde. Wie überzeugend aber ist das und wie irrational ist der Amoralismus wirklich? Diesen und den oben aufgeworfenen Fragen will das Seminar anhand klassischer und neuerer Texte nachgehen.

Ziele:
- Ziel dieses Proseminars ist eine kritische Annäherung an den Amoralismus und die grundlegende Frage, die er provoziert: Warum moralisch sein?
- Darüber hinaus soll das Proseminar in grundlegende ethische Diskurse einführen, um welche der Amoralismus verschiedentlich kreist.

Methoden:
- Die Lehrveranstaltung wird aus der gemeinsamen Lektüre der Primärtexte, ihrer Diskussion sowie der konkreten gemeinsamen Erarbeitung ihrer jeweiligen Gehalte, Probleme und offenen Fragen bestehen, gerade auch für den eigenen Lebensvollzug.
- In diesem Sinne wird im Seminar eine Diskussions- sowie Denkkultur angestrebt, welche weder an Tiefsinn noch konkreter Involviertheit ermangeln soll.

Assessment and permitted materials

- Die Modalitäten des Leistungsnachweises (1 schriftliche Reflexion) werden in der Einführungssitzung bekannt gegeben.

- Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie automatisch zu, dass Ihre schriftlichen Leistungen mittels Turnitin geprüft werden.

Minimum requirements and assessment criteria

- Anwesenheitspflicht (Absenz von maximal 3 Einheiten (ein Block))
- 1 schriftliche Reflexion (80% der Gesamtnote)
- Mündliche Beiträge (20% der Gesamtnote)

Examination topics

Reading list

- Georges Bataille: Das obszöne Werk. Rowohlt, 1988
- Charles Baudelaire: Les Fleurs du Mal/Die Blumen des Bösen. Französisch-Deutsch. Reclam. Stuttgart, 2021
- Kurt Bayertz: Warum überhaupt moralisch sein? C.H. Beck. München, 2014
- Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Katholisches Bibelwerk. Stuttgart 2017
- Emil Cioran: Dasein als Versuchung. Klett-Cotta, 2021
- Fjodor Michailowitsch Dostojevskij: Schuld und Sühne. DTV, 1996
- R. M. Hare: Moralisches Denken. Seine Ebenen, seine Methode, sein Witz. Suhrkamp, Frankfurt 1992
- Sören Kierkegaard: Furcht und Zittern. DTV. München, 2005
- Nicolo Machiavelli: Il Principe/Der Fürst. Reclam. Stuttgart, 1986
- Bernard Mandeville: Bienenfabel Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1980
- Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Hrsg. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. KSA5, DTV Verlag, 1999
- Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral. Hrsg. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. KSA5, DTV Verlag, 1999
- Platon: Gorgias. Werke in acht Bänden: Griechisch/Deutsch. Übersetz von Friedrich Schleiermacher, herausgegeben von Gunter Eigler. WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft). Darmstadt 2011
- Platon: Politeia. Werke in acht Bänden: Griechisch/Deutsch. Übersetz von Friedrich Schleiermacher, herausgegeben von Gunter Eigler. WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft). Darmstadt 2011
- Ayn Rand: Die Tugend des Egoismus: Eine neue Auffassung des Egoismus. TvR Medienverlag, Jena 2015
- Donatien Alphonse François de Sade: Die 120 Tage von Sodom. Anaconda, 2010
- Donatien Alphonse François de Sade: Die Philosophie im Boudoir. Anaconda, 2010
- Jean-Paul Sartre: Zeit der Reife. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2011
- Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum. LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag, 2020
- Die Sophisten. Ausgewählte Texte. Thomas Schirren, Thomas Zinsmaier (Hrsg.), Griechisch/Deutsch. Reclam, 2003
- Bernard Willliams: Der Amoralist. In Bayertz: Warum moralisch sein. Paderborn: Schönigh, 2002, S.213-221
- Simone Weil: Die Verwurzelung. Vorspiel zu einer Erklärung der Pflichten dem Menschen gegenüber. diaphanes, Zürich 2011
- Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray. Diogenes, 1996

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Last modified: We 15.03.2023 09:48