Universität Wien

180392 SE The Sublime (2008W)

On the limits of subjectivity and the problem of heterogeneity

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Continuous assessment of course work

Blocktermine:
Fr 7.11.: 9 -14 Uhr HS 2i
Sa 8.11.: 10-14 Uhr HS 2G

Fr 5.12.: 9 -14 Uhr HS 2i
Sa 6.12.: 10-14 Uhr HS 2i

alle HS im NIG, 2. Stock

Registration/Deregistration

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Details

max. 45 participants
Language: German

Lecturers

Classes

Currently no class schedule is known.

Information

Aims, contents and method of the course

Ziel des Seminars ist, die Erfahrung des Erhabenen in der Neuzeit - von der Moderne bis in die Postmoderne - zu untersuchen. Im Gegensatz zum Verständnis des Erhabenen in der Antike, wurde diese Erfahrung seit Kant auf die philosophische Problematik des Subjektes verlegt und dadurch als Thema der Ästhetik konsolidiert: Es handelt sich um Erschütterung und Überwältigung, d. h. um den Einbruch von etwas, das für die imaginative Synthese inkommensurabel ist. Erhabenes wäre demzufolge nicht nur mit dem griechischen Wort hypsos verbunden, sondern vor allem mit deinon. Das Wort "Gefühl" darf seinerseits nicht einfach wahrnehmungspsychologisch verstanden werden, denn die Dimension des Erhabenen im Grunde überschreitet den Bereich der sinnlichen Wahrnehmung. Man könnte sagen, dass die Problematik des Gefühls vom Erhabenen sehr eng mit der Konstitution der modernen Subjektivität - das apperzipierende Sich-vorstellen als Zugrundeliegendes - und zugleich zugleich mit deren Destruktion durch den Gedanken des "Heterogenen" verbunden ist. Zunächst erhebt sich die Frage, wie die Formlosigkeit eines Gegenstandes oder eine absolute Größe zu denken ist. Die Klärung dieser Frage verlangt zunächst eine Abgrenzung des Erhabenen vom Schönen, d. h. von der Möglichkeit, eine analogische Beziehung des Abgründigen zur sittlichen Rekonstitution des Subjektes zu ergründen. Es muss auch auf die Frage eingegangen werden, was die Begrenzung des Erhabenen auf das Gebiet der Natur oder dessen Transplantation in die Kunst für den Status des Subjektes bedeutet, und inwieweit diese Begrenzung oder Entschränkung einer wirkungsästhetischen oder einer historisch-spekulativen Auffassung der Erhabenheit jeweils zukäme.
Die im Laufe des Seminars zu behandelnden Autoren sind Kant, Schopenhauer, Adorno und Lyotard. Ausgehend von Kant wird zunächst die Funktion des Erhabenen analysiert werden, und zwar durch die Frage, ob das Erhabene in der Kritik der Urteilskraft nur als Gegenbegriff des Schönen fungiert, anders formuliert: ob die Diskrepanz des Erhabenen einen Moment von Heterogenität für das Subjekt ausmacht oder ob nur dessen offene Tür zum Noumenalen impliziert. Bei Schopenhauer, dessen Ästhetik als "Metaphysik des Schönen" zu verstehen ist, wird die Transzendierung des ästhetischen Scheins in Die Welt als Wille und Vorstellung näher betrachtet, und zwar nicht nur in die Richtung einer Rehabilitierung der platonischen Ideenlehre, sondern - durch das Erhabene - als Möglichkeit, eine metaphysische Dimension des Leidens zu eröffnen, die in seiner Ethik eine entscheidende Rolle spielt. Was Adorno betrifft, wird die merkwürdige Transformation des Erhabenen in seiner Ästhetische Theorie analysiert. Dort scheint das Erhabene auf den ersten Blick nur eine limitative Funktion zu haben, aber zugleich könnte es auch als Anlass zu einer Selbstbesinnung des Subjektes auf sein eigenes Naturhaftes betrachtet werden, d. h. als dasjenige, was "das Intensionslose" in der Kunst präfiguriert. Als Letztes wird das Erhabene bei Lyotard analysiert. Die Auffassung des Erhabenen bei diesem Philosophen ist besonders interessant, weil sie einen Zugang zum radikal Heterogenen bietet, vor dem die Subjektivität keiner Rekonstitution mehr fähig ist. Die Frage erhebt sich, ob Erhabenes bei Lyotard als Undarstellbares zu definieren ist, und wieso dieses Undarstellbare dem Bereich des Numinosum nicht verfällt. Durch solche Ausführungen von Lyotard wäre es auch möglich, die kantische Konzeption des Erhabenen mit dem freudschen Begriff der Urverdrängung in Berührung zu bringen, etwas, das in der sogenannten avantgardistischen Kunst und sogar in der Massenkultur auffällig geworden zu sein scheint.

Assessment and permitted materials

Studenten, die das Seminar besuchen, müssen eine schriftliche Arbeit abgeben (und bestehen), wenn sie ein Zeugnis erhalten wollen.

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Reading list

BASISTEXTE

a) Kant
- Kritik der Urteilskraft, in: Immanuel Kants Werke in sechs Bänden, Band V, hrsg. von Wilhelm Wieschedel. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998. § 23-29.
- Kritik der reinen Vernunft, in: Immanuel Kant Werke in sechs Bänden, Band II, hrsg. von Wilhelm Wieschedel. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998. § 24.

b) Schopenhauer.
- Die Welt als Wille und Vorstellung, in: Arthur Schopenhauers Sämtliche Werke, Band I, hrsg. von Paul Deussen. München, Piper, 1924. § 30, 31, 39, 40.
- Philosophische Vorlesungen, zweite Hälfte, in: Arthur Schopenhauers Sämtliche Werke, Band X, Handschriftlicher Nachlaß, hrsg. von Paul Deussen. München, Piper, 1913. Kapitel 10.

c) Adorno.
- Ästhetische Theorie, in: Gesammelte Werke VII. Frankfurt, Suhrkamp, 1998. pp. 98-107; 292-296.

d) Lyotard.
- Die Analytik des Erhabenen. München, Fink, 1994. VI. "Einige Zeichen der Ungleichartigkeit", 1-3; VII. "Ästhetik und Ethik im Schönen und im Erhabenen", 6-7.
- Heidegger und die Juden. Wien, Passagen, 2005. "Die Juden".


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§ 3.2.9, BA M10

Last modified: Mo 07.09.2020 15:36