Universität Wien

190021 PS BM 8 Paradigmatic and Current Examples of Related Research (DU+SP) (2022S)

Zur Bedeutung von Gender im Kontext der Genese affektiver Haltungen und sozialer Ungleichheitsstrukturen

15.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Continuous assessment of course work
MIXED

Registration/Deregistration

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Details

max. 35 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Update 04.02.2022: Der erste Blocktermin am 19.3.2022 findet online statt.
Ab 29.4. ist das Proseminar in Präsenz geplant.

Saturday 19.03. 09:45 - 16:30 Digital
Friday 29.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Saturday 30.04. 09:45 - 18:15 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 13.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Saturday 14.05. 09:45 - 18:15 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 17.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Saturday 18.06. 09:45 - 18:15 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Im Proseminar werden ausgewählte Aspekte der Vorlesung im Hinblick auf Gender als zentrale Kategorie sozialer Ungleichheit vertieft. Die besonderen thematischen Fokusse der Lehrveranstaltung liegen dabei auf der Ausbildung affektiver Haltungen im Sozialisationsprozess und der Bedeutung von Emotionsarbeit in Bildungsinstitutionen. Exemplarisch wird anhand von vorliegenden Studien sowie abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekten der Lehrenden erarbeitet, wie sich affekt- und emotionsbezogene Dynamiken in den weiteren sozialen wie pädagogisch-professionellen Geschlechterverhältnissen theoretisch rahmen, methodologisch erfassen und in der konkreten Forschungspraxis untersuchen lassen.
Der Einbezug aktueller Forschungsarbeiten der Lehrenden ermöglicht es Studierenden in besonders anschaulicher Weise und am konkreten empirischen Material, dem curricular geforderten Zusammenhang von theoretischen Grundlagen, methodologischen Vorgehensweisen und Forschungsergebnissen nachzuspüren. Eines dieser Forschungsprojekte geht in ethnographischer Weise der Genese affektiver Haltungen nach. Affektive Haltungen prägen soziales wie politisches Handeln und tragen entscheidend zur Strukturierung sozialer Ungleichheit bei. Einstellungen basieren auf Haltungen, deren affektive und kognitive, bewusste und unbewusste Struktur bereits vor ihrer nachträglichen Politisierung besteht, die als biographischer Sozialisations- und Bildungsprozess gut untersucht ist. Gefragt wird dabei: Wie, wann und wo habitualisiert und transformiert sich jedoch die zuvor gebildete Struktur der Haltungen? Welche Orte, Szenen, Begegnungen, biographische Erfahrungen und Erlebnisse sind für deren Bildungsprozess relevant? Im Proseminar können diese Fragen in der gemeinsamen Analyse von Beobachtungsprotokollen und ethnographischen Interviews bearbeitet werden. Ein anderes Projekt nimmt in intersektionaler Perspektive, die die geschlechtlichen, sozioökonomischen, ethnischen und kulturellen Dimensionen der Lebenswelt systematisch zu berücksichtigen versucht, Bildungsprozesse von Jugendlichen in Afghanistan in den Blick. Dies geschieht in einem multimethodischen Vorgehen über Interviews, projektiven Essays und Drawings. Der Aspekt geschlechtsspezifischer Emotionsarbeit, die in den untersuchten Bildungsprozessen zu leisten ist, kann anhand des bereits erhobenen Materials im Proseminar interpretiert werden. Dabei sollen die epistemologischen Chancen und methodologischen Herausforderungen einer intersektionalen Perspektiven in qualitativer Forschung kritisch reflektiert werden, um den Studierenden Anregungen für die Umsetzung in eigenen Analysen (etwa auch im Rahmen einer späteren Bachelorarbeit) zu vermitteln. Nicht zuletzt geht es auch darum zu verstehen, welche Bedeutung Emotionsarbeit in einer reflexiven pädagogischen Praxis zukommen kann.

Gemeinsam mit der Vorlesung im Modul BM 8 ermöglicht das Proseminar eine Vertiefung auf mehreren Ebenen durch
- beispielhafte Aufzeigung der Herausforderungen und Chancen einer intersektionalen Perspektive zur empirischen Untersuchung von Gender im Kontext sozialer Ungleichheitsverhältnisse
- Analyse des Zusammenspiels von Gender mit affektiven Haltungen und Emotionsarbeit
- Einblicke in aktuelle internationale Forschungsprojekte im Hinblick auf eine kritische Reflexion des Zusammenhangs von theoretischen Grundlagen, methodologischen Vorgehensweisen und Forschungsergebnissen
- interpretative Arbeit an Forschungsmaterial (z.B. Interviews, ethnographische Protokolle, projektive Essays, Drawings)
- Möglichkeiten der Reflexion eigener affektiver Haltungen und Emotionsarbeit mithilfe von Biographiearbeit im Kontext unterschiedlicher pädagogischer Settings

Assessment and permitted materials

Studierende schließen das Modul 8 (15 ECTS) mit mehreren Teilleistungen ab, die auch die Inhalte der Vorlesung BM8 beinhalten.
- Mitarbeit (aktive Teilnahme, Beteiligung an Diskussionen, Beteiligung an Gruppenarbeiten in der LV)
- Schriftliche Teilleistungen (kleinere schriftliche Aufgaben während des Semesters)
- Verfassen einer positiv benoteten Proseminararbeit

Minimum requirements and assessment criteria

Als Grundlage für das Proseminar wird der Besuch folgender Vorlesung ausdrücklich empfohlen:
190036 BM8 Theoretische Grundlagen der Problemstellungen (DU+SP)

Ziele: Studierende kennen die zentralen wissenschaftlichen Theorien über die thematischen Grundlagen (u.a. Gender, Affektivität, Emotionsarbeit) und können die Potentiale und Grenzen der Überführung in empirische Forschungsprojekte erkennen und die Übersetzung von entsprechenden Forschungserkenntnissen in die pädagogischen Praxisfelder einschätzen. Studierende kennen nach Abschluss der Lehrveranstaltungen die Grundbegriffe des wissenschaftlichen und praxisbezogenen Diskurses zum Thema und können diese benennen und beschreiben.

Methoden: Das Proseminar wird interaktiv und multimethodisch gestaltet werden. Studierende erhalten Input durch die Lehrenden, in weiten Teilen werden dabei auch dialogische Element eingebaut. Zentral ist die Auseinandersetzung mit den hier skizzierten (und weiteren) Forschungsprojekten mit vertieften Einblicken in und die Forschungspraxis und die gemeinsame Arbeit an Material. Es wird verpflichtende Textlektüre zur Vorbereitung von Einheiten geben um eine gute gemeinsame Diskussionsgrundlagen zu schaffen. Auch Einzel- und Gruppenarbeitet wird eingezogen. Die Lernplattform Moodle wird als zentrale virtuelle Lernplattform genutzt werden, wo die Lehrenden über die Bereitstellung von Texten und die Ermöglichung interaktiver Diskussionen mit Audio- und Videocasts semesterbegleitende inhaltliche Impulse über die eigentlichen Sitzungen hinausgeben.

Regelmäßiger Besuch des Proseminars (mind. 75%)
Aktive Mitarbeit (max. 20 P.)
Schriftliche Teilleistungen (max. 30 P.)
Positive Proseminararbeit (max. 50 P.)

Ab 50 Punkten: Genügend (4)
ab 60 Punkten: Befriedigend (3)
ab 70 Punkten: Gut (2)
ab 80 Punkten: Sehr Gut (1)

Examination topics

Reading list

Brehm, A. & Kuhlmann, J. (Hrsg.) (2018). Reflexivität und Erkenntnis. Facetten kritisch-reflexiver Wissensproduktion. Gießen: Psychosozial.
Dausien, B. (1996). Biographie und Geschlecht. Zur biographischen Konstruktion sozialer Wirklichkeit in Frauenlebensgeschichten. Bremen: Donat.
Ikebuchi, J., & Rasmussen, B. M. (2014). The use of emotions in social work education. Journal of Teaching in Social Work, 34(3), 285-301.
Joas, H. (1999): Die Entstehung der Werte. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Köbel, N. (2018). Identität Werte Weltdeutung. Zur biographischen Genese ethischer Lebensorientierungen. Weinheim: Beltz Juventa.
Kuehner, A., Ploder, A., & Langer, P. C. (2016). European contributions to strong reflexivity. Qualitative Inquiry, 22(9) 699704.
Langer, P. C., Ahmad, A.-N., Auge, U. & Majidi, K. (2021). Jugend in Afghanistan. Ringen um Hoffnung in Zeiten des Krieges. Gießen: Psychosozial.
Pohl, Rolf (2005). Sexuelle Identitätskrise. Über Homosexualität, Homophobie und Weiblichkeitsabwehr bei männlichen Jugendlichen.
Schröder, C. (2017). Emotionen und professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit. Eine Ethnographie der Emotionsarbeit im Handlungsfeld der Heimerziehung. Wiesbaden: Springer VS.
Schroer, S. A. & Schmitt, S. B. (2018). Exploring Atmospheres Ethnographically. London: Routledge.
Sewell, K. M. (2020). Examining the place of emotions, affect, and regulation in social work education. Journal of Social Work Education, 56(1), 5-16.
Zembylas, M. (2016). Making sense of the complex entanglement between emotion and pedagogy: contributions of the affective turn. Cultural Studies of Science Education, 11(3), S. 539-550.

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BM 8 PS (DU+SP)

Last modified: Th 11.05.2023 11:27