Universität Wien

190072 SE Education, Biography and Age (2015W)

Education - Institution - Biography. On the Construction of Subjects.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 16.10. 14:00 - 18:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 13.11. 09:00 - 13:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 13.11. 14:00 - 18:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 11.12. 09:00 - 13:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 11.12. 14:00 - 18:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 15.01. 09:00 - 13:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
Friday 15.01. 14:00 - 18:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Die Bildung der Heranwachsenden vollzieht sich in zunehmendem Maße innerhalb eigens für diesen Zweck geschaffenen Institutionen. Ihr Besuch ist in mehrfacher Hinsicht von großer biographischer Bedeutung: Er beeinflusst die Entwicklung der Persönlichkeit (nicht nur im kognitiven Bereich), er bestimmt über deren künftigen Lebensweg, ihre Stellung in Beruf und Gesellschaft, er nimmt aber auch Einfluss auf die Art, in der die Einzelnen ihren persönlichen Werdegang interpretieren und ihre Lebensperspektive entwickeln ? anders gesagt: die Art, in der sie ihre Biographie ‚konstruieren‘.

Dieser Einfluss der Bildungsinstitutionen auf die Biographie wird im Seminar anhand autobiographischen Materials untersucht, das im Kontext von Bildungsinstitutionen selbst entstanden ist (etwa bei Prüfungen oder Bewerbungen). In der Analyse dieses Materials werden Formen biographischer Selbstdarstellung herausgearbeitet, miteinander verglichen und nach Möglichkeit typisierend zusammengefasst. Dabei werden zum einen systematische Differenzen (vor allem der sozialer Herkunft und des Geschlechts) berücksichtigt, zum anderen werden durch die Heranziehung von Materialien aus verschiedenen Zeitabschnitten des letzten Jahrhunderts historische Veränderungen in den Blick genommen. Schließlich wird das Verständnis für die Beziehung von Bildungsinstitution und Biographie durch Rückgriff auf das zur Zeit in der Erziehungs- wie in anderen Sozialwissenschaften lebhaft diskutierte Konzept der ‚Subjektivierung‘ theoretisch vertieft. Dieses Konzept, das vor allem auf den französischen Sozialphilosophen Michel Foucault zurückgeht, begreift die (biographische) Konstruktion von Subjekten als einen Prozess, in dem ‚Unterwerfung‘ und ‚Ermächtigung‘ untrennbar miteinander verbunden sind.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Das Seminar verfolgt so mehrere Ziele: Es will mit Blick auf die spätere berufliche Praxis der Studierenden ihr Verständnis für den institutionellen Einfluss auf Biographien (im genannten mehrfachen Sinne) schärfen; es will ihnen methodische Wege zur Analyse dieses Einflusses in autobiographischen Äußerungen aufzeigen, es will sie mit einem Konzept zur theoretischen Rahmung dieser Analyse vertraut machen und es will schließlich ihre Sensibilität für systematische wie historische Differenzen in der biographischen Selbstthematisierung und -darstellung erhöhen.

Examination topics

Grundlegende Begriffe und Konzepte werden in gemeinsamer Lektüre ausgewählter Texte erarbeitet. Die TeilnehmerInnen beschäftigen sich darüber hinaus in Arbeitsgruppen (zu dritt oder viert) mit autobiographischem Material, das Ihnen vom Seminarleiter zur Verfügung gestellt wird und das aus unterschiedlichen Zeitabschnitten des letzten Jahrhunderts stammt. Die Ergebnisse dieser Beschäftigung werden (nach einer Besprechung mit dem Seminarleiter) im Seminar präsentiert und diskutiert. In der abschließenden Seminararbeit untersuchen die TeilnehmerInnen aufbauend auf der Arbeit in den Gruppen ein nach selbst gewählten Kriterien zusammengestelltes Sample von autobiographischen Texten, wobei sowohl ein methodisch reflektiertes Vorgehen wie eine explizite Bezugnahme auf das Konzept der ‚Subjektivierung‘ erwartet werden.

Die Veranstaltung wird in Form eines Blockseminars an vier Tagen durchgeführt (ein Termin pro Monat in vierwöchigem Abstand).
Der erste Termin (2 Sitzungen) dient der Vorstellung des Seminarkonzepts, einem ersten Bekanntmachen mit dem Material sowie der Einteilung der Arbeitsgruppen.
Am zweiten Termin (4 Sitzungen) werden zunächst grundlegende Begriffe und Sachverhalte erörtert (Bildungsinstitution, Biographie und deren Zusammenhang, Subjektivierung), dann werden anhand ausgewählter autobiographischer Texte Bezüge zum Material hergestellt und exemplarisch Möglichkeiten seiner methodischen Erschließung vorgestellt.
Der dritte Termin (4 Sitzungen) dient der Präsentation der ersten Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen. Diese wird ergänzt durch eine an sie anknüpfende, spezifische Methoden- und Theoriefragen vertiefende Besprechung.
Der vierte und letzte Termin (5 Sitzungen) ist zunächst wiederum für die Präsentationen der Arbeitsgruppen reserviert. In den beiden letzten Sitzungen werden Ergebnisse, strittige Punkte und offene Fragen in inhaltlicher, methodischer und theoretischer Hinsicht zusammengefasst und mögliche Konsequenzen für die pädagogische Praxis diskutiert.
In der Gestaltung des Seminars und in der Abfolge der Sitzungen wird so auf eine enge Verknüpfung von theoretisch-konzeptueller und (historisch-)empirischer Arbeit geachtet.

Reading list

Alkemeyer, Thomas/Budde, Gunilla/Freist, Dagmar (Hrsg.) (2013): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld: transcript.
Burkart, Günter (Hrsg.) (2006): Die Ausweitung der Bekenntniskultur neue Formen der Selsbtthematisierung? Wiesbaden: VS.
Ecarius, Jutta/Friebertshäuser , Barbara (Hrsg.) (2005): Literalität, Bildung und Biographie. Perspektiven erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. Opladen: Barbara Budrich.

Foucault, Michel (2004): Hermeneutik des Subjekts. Vorlesung am Collège de France (1981/82). Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Foucault, Michel (2011): Die Regierung des Selbst und der Anderen. Frankfurt/M.: Suhrkamp
Foucault, Michel (2011): Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der Anderen II. Frankfurt/M.: Suhrkmap.
Gelhard, Andreas/Alkemeyer, Thomas/Ricken, Norbert (Hrsg.) (2013): Techniken der Subjektivierung. München: Wilhelm Fink.
Hoerning, Erika M./Corsten, Michael (Hrsg.) (1995): Institution und Biographie. Die Ordnung des Lebens. Pfaffenweiler: Centaurus.
Koller, Hans-Christoph/Wulftange, Gereon (Hrsg.) (2014): Lebensgeschichte als Bildungsprozess? Perspektiven bildungstheoretischer Biographieforschung. Bielefeld: transcript.
Miethe, Ingrid/Schiebel, Martina (2009): Biografie und Institution. Ein forschungsmethodischer Vorschlag zur interaktiven Analyse der Entstehung, Entwicklung und Funktion einer Bildungsinstitution. In: Göhlich, Michael/ Weber, Susanne Maria/Wolff, Stefan (Hrsg.): Organisation und Erfahrung. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 115-126.
Miethe, Ingrid/Schiebel, Martina(unter Mitarbeit von Enrico Lippmann und Stephanie Schafhirt) (2008): Biografie, Bildung und Institution. Die Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten in der DDR. Frankfurt/M.: Campus.
Ricken, Norbert/Rieger-Ladich, Markus (Hrsg.) (2004): Michel Foucault: Pädagogische Lektüren. Wiesbaden VS.
Weber, Susanne/Maurer, Susanne (Hrsg.) (2006): Gouvernementalität und Erziehungswissenschaft. Wissen Macht Transformation. Wiesbaden: VS.
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 2 (1999). Schwerpunkt: Lebenslauf, Biographie und Bildung.

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M7.1

Last modified: Mo 07.09.2020 15:37