Universität Wien

190080 SE Education as an Academic Discipline (2021W)

Bildungswissenschaft als Disziplin? Zur pädagogischen Bedeutsamkeit systematischen Denkens

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Continuous assessment of course work
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Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

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Aufgrund der im Wintersemester aktuell wieder einmal schwer einschätzbaren Effektivität der SARS-CoV-2-bedingten Maßnahmen (siehe Fallzahlen, Inzidenzen, Impfstatistik) sowie auch wegen der universitätsseitig entsprechend gering festgelegten Raumnutzungskapazitäten vor Ort (50%-Regel bei 3G-Nachweis und FFP2-Maskenpflicht) findet das Seminar zu den angegebenen Zeiten online über Moodle statt. Die jeweils gültigen Hygiene- und Verhaltensregeln der Universität Wien finden Sie online unter: https://www.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/startseite/Dokumente/Coronavirus/20210916_Hygieneregeln_A4_Icons_DE.pdf

Wednesday 06.10. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 20.10. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 03.11. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 17.11. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 01.12. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 15.12. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 12.01. 11:30 - 14:45 Digital
Wednesday 26.01. 11:30 - 14:45 Digital

Information

Aims, contents and method of the course

Die Rede von Bildungswissenschaft als Disziplin legt zutreffend nahe, dass der wissenschaftliche Status und die disziplinäre Identität unseres Fachbereiches buchstäblich nicht selbstverständlich gegeben sind bzw. außer Streit stünden, sondern möglicherweise auf einen fortgesetzten Selbstverständigungsprozesses hinsichtlich unserer erkenntnisleitenden Begrifflichkeiten, Kategorien und auch Methoden verweisen, der nur unzureichend als historisches und lediglich zu tradierendes Erbe der Disziplin gefasst wäre. Es sollte uns z.B. zu denken geben, dass allein die hiesige institutionelle Bezeichnung unseres Fachbereiches (seit den 1960er Jahren) mittlerweile drei Wandlungen durchlaufen hat...

Das Seminar verhandelt also Bildungswissenschaft als Disziplin nicht im Sinne eines fertig ausgestalteten Systems auf der jeweiligen Höhe seiner Zeit, in das nun lediglich (und ein weiteres mal) geordnet einzuführen wäre, sondern, worauf das dem Titel beigestellte Fragezeichen anspielt, im Unterschied dazu als 'epistemologisches Korrelat eines unaufgeklärten Problemkomplexes' (Jörg Ruhloff): Grundbegriffe, Kategorien oder auch Methoden verweisen auf Metaphern, Narrationen und Diskurse, die das, was wir als (pädagogisch, erziehungswissenschaftlich oder nun eben) bildungswissenschaftlich bedeutsam begreifen, formen und verändern, ablösen oder auch fortschreiben. Der Problematisierung dessen, was jeweils im disziplinären Selbstverständnis marginalisiert wird oder unberücksichtigt bleibt, kommt somit besondere heuristische Bedeutung zu. Denn der systematische Einsatz des Denkens offenbart nicht nur zu reflektierende Ordnungen pädagogischer Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, sondern deckt ebenso Lücken und Umbrüche im architektonischen Gefüge unseres aus institutioneller Sicht vergleichsweise jungen Fachgebietes auf, dessen Gegenstandsbereich auf den unhintertreiblichen Aufgabencharakter des Pädagogischen verwiesen bleibt, dem schließlich wiederum auch wissenschaftliche Selbstverständigungsbemühungen nicht entzogen sind.

Entsprechend handelt es sich bei dem Seminar nicht um eine neuerliche Einführungs-, sondern eher um eine Auslotungsveranstaltung mit den Mitteln grundlagenreflexiver Theoriearbeit. Gefolgt wird darin durchaus dem im Curriculum angegebenen modulspezifischen Studienziel, 'Grundlagen in bildungswissenschaftlicher Theoriebildung, deren Geltungsansprüche, Legitimationen und Grenzen' vorzustellen und im Wege gemeinsamer Diskussion zu vermitteln.

Assessment and permitted materials

Für einen positiven Seminarabschluss ist neben der Durchführung von Impulsreferaten für den Diskussionseinstieg
und der fristgerechten Abgabe von kleinen schriftlichen Zwischenarbeiten die Abfassung einer essayistischen Seminararbeit vorgesehen (8-10 Seiten Umfang im Falle einer Einzelarbeit, 15-20 Seiten im Falle einer Teamarbeit), die
nach Möglichkeit einen möglichst präzise gefassten Aspekt eines Lektüreertrages oder Diskussionszusammenhanges
vertiefend beleuchtet oder aufbereitet.

Minimum requirements and assessment criteria

Methoden und Prüfungsmodalitäten

Neben einer kontinuierlichen und aktiven Seminarteilnahme wird vor allem die vorbereitende Lektüre der Basistexte vorausgesetzt. Eine seminaristische Lehrveranstaltung speist sich vor allem aus der gemeinsamen Diskussion jener Fragen und Aspekte, die der Textlektüre entspringen. Das Seminar ist als Raum zu gemeinsamen Erörterung, Diskussion und Reflexion Ihrer Lektüreerträge gedacht und ausdrücklich nicht als nachgängige (wie zuweilen wohl ermüdende) Überblicksveranstaltung. Der gemeinsamen Diskussion der Basistexte im Plenum wird daher möglichst viel Raum gegeben,
Leselust und Argumentationsfreude werden daher ebenso ausdrücklich begrüßt wie auch das Interesse daran, dem Druck des unmittelbaren Praxisbezuges für die Dauer der Lehrveranstaltung den Rücken zuzukehren. Als Ausgleich wird die eine oder andere für die Sache der Pädagogik möglicherweise lohnende Exkursion zu den Oasen grundlagentheoretischer Abstraktion in Aussicht gestellt.

Examination topics

Alle in der Lehrveranstaltung durchgenommenen Inhalte, insbesondere auch die fachlichen und fachdidaktischen Inhalte und Überlegungen der eigenen und der im Seminar präsentierten Planungen. Unterstützendes Lernmaterial befindet sich auf Moodle.

Reading list

BURCHARDT, Matthias (2018): Bedrohte Species: Artenschutz
für einheimische Begriffe. Versuch über akademische
Unkultur, Hyperkritik und kreative Zerstörung. - In:
SCHIRLBAUER, Alfred / SCHOPF, Heribert / VARELIJA,
Gordan (Hrsg.) (2018): Zeitgemäße Pädagogik. Verlust
und Wiedergewinnung der 'einheimischen' Begriffe. -
Wien: Erhard Löcker, S. 25-39.

BREINBAUER, Ines Maria (2010): Die Konstitution der Disziplin
als Faktum und als Problem. - In: Pädagogische
Rundschau - 64 Jg. / H. 6 (2010) - Bern u.a.: P. Lang, S.
629-641.

CASALE, Rita (2011): Über die Aktualität der Bildungsphilosophie.
- In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche
Pädagogik. - 87. Jg. / H. 2 (2011) - Paderborn: F. Schöningh,
S. 322-332.

FOUCAULT, Michel (1997) [1972]: Die Ordnung des Diskurses.
Inauguralvorlesung am Collège de France, 2. Dezember
1970. Mit einem Essay von Ralf KONERSMANN. -
Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag (bzw. f.
[1974]: München: C. Hanser), S. 7-49.

FOUCAULT, Michel (2010) [1984]: Polemik, Politik und
Problematisierungen. - In: Ders. (2010): Kritik des Regierens.
Schriften zur Politik. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Ulrich BRÖCKLING. - Berlin: Suhrkamp, S. 258-267.

GROEBNER, Valentin (2012): Ein bisschen Feldforschung. - In: Ders. (2012): Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung.
- Konstanz: Konstanz University Press (Wilhelm Fink), S. 33-67.

HOFFMANN, Christoph (2013): Der sanfte Druck. - In: Ders. (2013): Die Arbeit der Wissenschaften. - Zürich /
Berlin: Diaphanes 2013, S. 45-77.

KOLLER, Hans-Christoph (2006): Das Mögliche identifizieren?
Zum Verhältnis von Bildungstheorie und Bildungsforschung
am Beispiel der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung.
In: PONGRATZ, Ludwig / WIMMER, Michael / NIEKE, Wolfgang (Hrsg.) (2006): Bildungsphilosophie
und Bildungsforschung. - Bielefeld, S. 108-124.

KUBAC, Richard (2009): Widerständige Theorie. Ein Beitrag
zu einer Allgemeinen Erziehungswissenschaft ohne
Allgemeinheit. - In: Ders. / RABL, Christine / SATTLER, Elisabeth
(Hrsg.) (2009): Weitermachen? Einsätze theoretischer
Erziehungswissenschaft. - Würzburg: Königshausen
& Neumann 2009, S. 19-30.

LYOTARD, Jean-François (82015) [1979]: Das postmoderne
Wissen. Ein Bericht. - Wien: Passagen.

PIBERGER, Jirko (2019): Auf abgründigen Pfaden in die
Sozialwissenschaft? Studentische Skepsis und didaktische
Erwiderungen in der Lehre qualitativer Forschungsmethoden.
- In: Journal für Psychologie, Jg. 27 / H. 1 (2019) - Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 72-97
(https://doi.org/10.30820/0942-2285-2019-1-72).

RUHLOFF, Jörg (2006): Warum Erziehungswissenschaft als Disziplin? - In: Ders. / BELLMANN, Johannes u.a. (Hrsg.) (2006):
Perspektiven Allgemeiner Pädagogik. Dietrich Benner zum 65. Geburtstag. - Beltz: Weinheim und Basel, S. 33-44.

RUHLOFF, Jörg (2006): Vita brevis - ars longa. Über Substanzbegriff
und Funktionsbegriff der Pädagogik. - In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. - 81. Jg. / H. 4. (2006) - Paderborn: F. Schöningh, S. 380-391.

THOMPSON, Christiane (2020): Allgemeine Pädagogik. Eine
Einführung. - Stuttgart: Kohlhammer, daraus: Einleitung
(S. 7-17), Kapitel 1 (S. 18-34) und Kapitel 2 (S. 35-55).

VOGEL, Peter (1998): Vorschlag für ein Modell erziehungswissenschaftlicher
Wissensformen. - In: BORRELLI, Michele / RUHLOFF, Jörg (Hrsg.) (1998): Deutsche Gegenwartspädagogik.
Bd. III. Interdisziplinäre Verflechtungen und intradisziplinäre Differenzierungen. - Hohengehren,
S. 173-185.

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M1b

Last modified: Fr 12.05.2023 00:18