Universität Wien

190117 VO PaP 1: Introduction to Psychoanalysis and its Significance for Psychosocial Practice (2022W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Im Wintersemester 2022/23 findet die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch ab Montag 17.10.2022 nach Voranmeldung und Vereinbarung telefonisch oder im Raum A0307, beim Haupteingang des Instituts für Philosophie rechts, NIG, 3. Stock statt.

  • Monday 17.10. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 24.10. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 31.10. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 07.11. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 14.11. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 21.11. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 28.11. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 05.12. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 12.12. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 09.01. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 16.01. 15:00 - 16:30 Digital
  • Monday 23.01. 15:00 - 16:30 Digital

Information

Aims, contents and method of the course

LV-Ziele: Die Lehrveranstaltung zielt darauf ab, die Studierenden des EC PaP: Psychoanalytische Psychotherapie und andere Formen psychoanalytischer Praxis in die Grundlagen der Psychoanalyse und deren Bedeutung für psychosoziale Praxis einzuführen und den Studierenden die einschlägigen Instrumente zugänglich zu machen.

LV-Inhalte: Neben historischen und systematischen Grundlagen der Psychoanalyse wird in der Lehrveranstaltung ein spezieller Akzent auf Bereiche psychosozialer Praxis (inkl. Psychotherapie) gelegt.
Mit manchen Versuchen das analytische Setting zu modifizieren, antizipierte Sándor Ferenczi die Psychotherapie der Gegenwart. Diese Versuche gründeten u. a. auf dem praktischen Bedürfnis, ein breiteres Spektrum von Patient*innen zu behandeln. Ferenczi vertrat die Meinung, dass die Behandlungstechnik sich nach der Eigenart des Krankheitsfalles, also der Patient*in, ausrichten muss. Dieses Prinzip wird für Ferenczi - mehr als je zuvor - noch 1931 gelten, wenn er behaupten wird, dass die Analytiker*in Variationen im analytischen Setting finden soll, um die Analyse auch in schweren, mit der üblichen Technik nicht zu bewältigenden Fällen zu ermöglichen (Giampieri-Deutsch 1995).
In seinen technischen Schriften hatte schließlich auch Freud für die Psychotherapie in Anstalten die Möglichkeit von „Modifikationen“ (Freud 1910d, S. 107-109; Freud 1919a [1918], S. 192-194) der psychoanalytischen Behandlungstechnik eingeräumt. Die VO stellt modellhaft die Geschichte und Gegenwart des Ambulatoriums der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung vor.
Einerseits wird die VO in die Behandlungstechnik der Psychoanalyse und ihrer Modifikationen einführen und sich mit den Bestandteilen der analytischen Situation, also dem Setting und dem analytischen Prozess als Dynamik der Übertragung und der Gegenübertragung befassen.
Andererseits wird die VO Aspekte der therapeutischen Beziehung in der Psychoanalyse und in ihren Modifikationen beleuchten und in diesem Zusammenhang den Fragen der psychoanalytischen Einfühlung (oder Empathie) und der „therapeutischen Allianz“ der Patient*innen mit der behandelnden Person nachgehen. Dieser Einblick erleichtert die Aufgabe, authentische und verändernde „reale“ analytische Erfahrungen von den Trugbildern und den irreführenden Emotionen der Übertragung zu unterscheiden (Giampieri-Deutsch 2022, S. 524; Etchegoyen 1991, S. 87).
Joseph Sandler, Psychoanalytiker, Psychologe und Psychiater zählte zum inneren Kreis von Freuds jüngster Tochter Anna Freud in Großbritannien. Sandler wies auf den Wert der therapeutischen Allianz weit über die psychoanalytische Behandlung hinaus hin. Nach Sandler ist die therapeutische Allianz ebenfalls für Psychotherapien im Rahmen von Institutionen relevant sowie auch für die sozialarbeiterische Betreuung im Rahmen sozialer Einrichtungen, z.B. in der Bewährungshilfe und in Rehabilitationszentren. Der Grad der therapeutischen Allianz ermöglicht, die Motivation der Patient*innen in der Beteiligung an den Behandlungssituationen und in der Art ihrer Beziehung zu den therapeutischen Instanzen tiefgehender zu erfassen (Sandler 1991 [1971], S. 32).
Weiter zeigt die VO die lokale Entstehung und Entwicklung der psychoanalytischen Pädagogik, am Beispiel der Geschichte des Anna Freud-Kindergartens und der Anfänge und der Gegenwart der Wiener Institute für Erziehungshilfe. Auch die Gründungsgeschichte des Anna Freud National Centre for Children and Families wird thematisiert, dessen Grundsteine von Anna Freud in der Emigration in London gelegt wurden. Ab 1938 hatte die nach London emigrierte Anna Freud sich dem Thema der Beziehung zwischen behandelnder Person, inklusive der Pflegeperson, und den Patient*innen angenommen und sie hatte die Psychoanalyse - bereits im Jahr 1940 - durch die Gründung ihrer Hampstead War Nurseries für die wegen des Zweiten Weltkriegs obdachlosen und verwaisten Kinder in die britische Gesundheitsversorgung eingeführt und in der Nachkriegszeit weiter entwickelt.

Assessment and permitted materials

LV-Methode: Die VO wird als wöchentliche digitale VO-Einheit Videokonferenz über Zoom (Moodle) mit anschließender Diskussion abgehalten und durch die Lektüre von Texten, die auf Moodle hochgeladen sind, begleitet.
Die wöchentliche digitale VO-Einheit (Videokonferenz) entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien. Auf Moodle werden auch die Materialien der VO hochgeladen. Die Studierenden werden ermutigt, sich an der Diskussion zu beteiligen. Auch an Gedankenexperimenten und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und ein vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

LV- Prüfungsmodalitäten: Online Multiple-Choice-Prüfung mit Single-Choicen Items über Moodle im Open-Book-Format: d.h. die Studierenden können zur Prüfung die Texte des Prüfungsstoffs aus dem Prüfungsverzeichnis der VO verwenden. Der Prüfungsstoff ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO.
Die Multiple-Choice-Items dienen zum Verständnis des Unterrichtsstoffes, insbesondere zum Erfassen von Sachverhalten und Zusammenhängen. Bei Single-Choice-Items gibt es eine einzige richtige Antwort (= Single-Choice). Alle anderen Antwortmöglichkeiten sind eindeutig falsch.
1. Online Prüfungstermin: Montag 30.01.2023 , Uhrzeit 15:00-16:00 (60 Minuten).
Die weiteren drei Termine der Online Multiple-Choice-Prüfung mit Single-Choice-Items im Open-Book-Format im Sommersemester 2023 werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Minimum requirements and assessment criteria

LV-Mindestanforderungen: Vorbereitung des Prüfungsstoffs der VO mittels der Materialien, welche auf Moodle hochgeladen sind. Teilnahme an der Online Multiple-Choice-Prüfung mit Single-Choice-Items über Moodle im Open-Book-Format.

LV-Beurteilungsmaßstab: Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala „sehr gut“ (1), „gut“ (2), „befriedigend“ (3), „genügend“ (4) bzw. „nicht genügend“ (5) beurteilt. In der Sprechstunde oder - im Falle von Pandemiemaßnahmen – telefonisch können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Examination topics

LV-Prüfungsstoff: Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO, welche in der wöchentlichen digitalen VO-Einheit Videokonferenz über Zoom (Moodle) ausgearbeitet und anschließend in der digitalen Einheit und auf Moodle bekanntgegeben wird.

Reading list

LV-Literatur:
In der vorliegenden Literaturliste werden bei Sigmund Freud die Werke aus: Freud, S. Gesammelte Werke. Bde. 1-17. London: Imago Publishing 1940-52 (seit 1960: Frankfurt am Main: Fischer); Bd. 18 und Nachtragsbd. Frankfurt am Main: Fischer 1968 und 1987.
Datenbank Psychoanalytic Electronic Publishing (PEP): http://www.pep-web.org.uaccess.univie.ac.at

Bolognini, S. (2003). Die psychoanalytische Einfühlung. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Bolognini, S. (2011). Verborgenen Wege. Die Beziehung zwischen Analytiker und Patient. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Dwork, D. (1991). Children with a Star: Jewish Youth in Nazi Europe. New Haven: Yale University Press.
Etchegoyen, H.R. (1991). The Fundamentals of Psychoanalytic Technique. London und New York: Karnac Books.
Ferenczi, S. (1908). Psychoanalyse und Pädagogik. Bausteine zur Psychoanalyse. Arbeiten aus den Jahren 1908-1933. Bern, Stuttgart und Wien: Verlag Hans Huber, Bd. 3, S. 9-22, 3. Auflage: 1984.
Freud, S. (1910d). Die zukünftigen Chancen der psychoanalytischen Therapie. GW 8: 104-115.
Freud (1916-1917a [1915-17]). Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 11.
Freud, S. (1919a [1918]). Wege der psychoanalytischen Therapie. GW 12:183-194.
Freud, S. (1933a [1932]). Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 15.
Giampieri-Deutsch, P. (1995). Ferenczis Beitrag zur Theorie des psychoanalytischen Prozesses anhand der Periodisierung seiner Schriften. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis 10/3: 259-291.
Giampieri-Deutsch (2017). Die Rückkehrerin Hedda Eppel (1919-2004): ihr Beitrag zur Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und zur internationalen Psychoanalyse. In Return from Exile - Rückkehr aus dem Exil: Exiles, Returnees and their Impact in the Humanities and Social Sciences, hg. W. Zacharasiewicz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S. 363-373.
Giampieri-Deutsch, P. (2018). Zu den Ursprüngen der Frage der Voraussage in der Psychoanalyse in Wien und zu ihrer Fortsetzung in der Emigration. In Strukturen und Netzwerke – Medizin und Wissenschaft in Wien, 1848-1955, hg. D. Angetter, B. Nemec, H. Posch, Ch. Druml, P. Wendling. Göttingen und Wien: V & R unipress und Vienna University Press, S. 763-785.
Giampieri-Deutsch, P. (2020). Freuds dynamisches Strukturmodell des Mentalen im 21. Jahrhundert. Einführung in Freuds Schriften Das Ich und das Es (Freud 1923b) und „Die Zerlegung der psychischen Persönlichkeit“ (Freud 1933a [1932]). In Freuds dynamisches Strukturmodell des Mentalen im 21. Jahrhundert. Sigmund Freuds Werke. Wiener Interdisziplinäre Kommentare, Bd. IV, hg., mit einer Einführung versehen und kommentiert von P. Giampieri-Deutsch. Göttingen und Wien: Vienna University Press, V & R unipress Vandenhoeck & Ruprecht, S. 9-82.
Giampieri-Deutsch, P. (2022). Entwicklung der therapeutischen Beziehung in der Psychoanalyse und der Psychotherapie und ihre Auswirkungen auf die Medizin in Wien und in der Emigration. In Medizin in Wien nach 1945. Strukturen, Aushandlungsprozesse, Reflexionen, hg. B. Nemec, H.-G. Hofer, F. Seebacher, W. Schütz. Göttingen: Vienna University Press, V & R unipress, Brill Deutschland GmbH, Vandenhoeck & Ruprecht, S. 513-536.
Kushner, T. (1994). The Holocaust and the Liberal Imagination. A Social and Cultural History. Oxford: Blackwell.
Sandler, J., Holder, A. und Dare, C. (2003 [1997]). Freuds Modelle der Seele. Eine Einführung. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Sandler, J. (1991 [1971]). Das Behandlungsbündnis. In Die Grundbegriffe der psychoanalytischen Therapie, J. Sandler, C. Dare und A. Holder. Stuttgart: Klett Cotta, S. 24–32.
Shapira, M. (2015 [2013]). The War Inside. Psychoanalysis, Total War, and the Making of the Democratitic Self in Postwar Britain. Cambridge: Cambridge University Press.
Stargardt, N. (2005). Witnesses of War: Children’s Lives under the Nazis. London: Jonathan Cape.

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EC691-PaP1

Last modified: Th 11.05.2023 11:27