190190 PS Concepts and Constructions of Humans (2010S)
Concept of man and concept of education
Continuous assessment of course work
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Details
max. 35 participants
Language: German
Lecturers
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- Tuesday 23.03. 12:30 - 14:00 STS Bibliothek, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/6. Stock, 1010 Wien
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- Tuesday 01.06. 12:30 - 14:00 STS Bibliothek, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/6. Stock, 1010 Wien
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Aims, contents and method of the course
Assessment and permitted materials
Minimum requirements and assessment criteria
Examination topics
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BM11 + 2.1.3
Last modified: Mo 07.09.2020 15:37
Die Anknüpfung an die Tradition erfolgt dabei nicht in historischer, sondern in systematischer Absicht, d.h. mit dem Motiv, die unterschiedlichen Positionen in ihrer Relevanz für eine kritische Bildungstheorie heute zur Diskussion zu stellen.
Schon in der griechischen Pädagogik verbinden sich im Begriff der Bildung sowohl gesellschaftskritische als auch wissenschaftskritische Momente. Sokrates hält der Sophistik, die auch als erste Ausprägung einer professionellen Pädagogik gelten kann, die ausschließlich instrumentell auf die Bedürfnisse der Gesellschaft bezogen ist, die Sorge um die Seele als die eigentlich erzieherische Aufgabe entgegen: Glückseligkeit, d.h. ein gelungenes Leben im Ganzen, hängt nicht von äußeren Dinge wie Ansehen, Reichtum, Ehre etc., sondern von der besten Verfassung der Seele, ihrer Tugend (Arete) ab. Die epimeleia psyches, in deren Sinn Bildung als ein Vorgang begriffen wird, durch den sich der Mensch über das sinnlich Gegebene erhebt und der Welt der Ideen zuwendet, ist das Zentrum der griechischen "Paideia". Der zentrale Begriff antiker Bildungstheorie soll in seinen wichtigsten Momenten am Leitfaden jener Antworten entfaltet werden, die Platon auf das sokratische Fragen gibt - Prometheusmythos, Anamnesislehre, Höhlengleichnis etc.
Sokrates macht den Menschen zum Thema der Philosophie, aber erst Kant wird dem Menschen philosophisch gerecht, indem er das "Ich denke", mit dem Descartes die neuzeitliche Philosophie inauguriert, methodisch fundiert und systematisch entfaltet. Kants als "Revolution der Denkungsart" (Bruno Liebrucks) zu charakterisierender philosophischer Neuansatz stellt die Prinzipien Subjektivität und Freiheit wegweisend ins Zentrum einer Bestimmung des Menschen und erweist sich darin - der unabdingbaren Aufeinanderbezogenheit von Menschenbild und Menschenbildung entsprechend - auch für das gegenwärtige Verständnis von Bildung unhintergehbar. Sein im Ausgang von der Selbstgesetzgebung praktischer Vernunft (Autonomie) als normativem Bezugspunkt pädagogischen Handelns über die Momente: Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung und Moralisierung entfalteter Begriff der Bildung zeigt einmal mehr die unauflösliche Verschränkung wissenschafts- und gesellschaftskritischer Aspekte: Gerade deshalb muß die Pädagogik ein Studium werden, weil nur die Fundierung von Erziehung und Unterricht durch und in einem entsprechenden Bildungsbegriff es erlaubt, den jeweils vorgegebenen Horizont gesellschaftlichen Fort- und Weiterkommens auf die Idee der Menschheit hin zu transzendieren.
Die Rede von einem "Ende der Philosophie" muß so gerade auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Herausforderungen der Erziehungswissenschaft als "Märchen" (W. Marx) durchschaut werden. Die Rehabilitierung der Philosophie folgt der Einsicht, daß sich Pädagogik um ihrer Legitimität willen dem Begriff des Menschen stellen muß und darin bei aller Anerkennung einzelwissenschaftlicher empirischer Methoden philosophischem Denken nur um den Preis der Selbstaufgabe zu entraten vermag. Überlegungen zu dem die Pädagogik konstituierenden Menschenbild sind unverzichtbar, weil dort, wo die oblique Intention der Rückwendung der Pädagogik auf ihre Möglichkeitsbedingungen unterbleibt, gerade die Geltungsproblematik zum blinden Fleck pädagogischen Denkens wird.