Universität Wien

190204 SE Historical and Social Conditions of Teaching and Learning (2010W)

Continuity, Disruption, Comeback? Primers in the time of NS, their forerunners and followers

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 25 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Thursday 14.10. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 28.10. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 11.11. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 25.11. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 09.12. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Thursday 20.01. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Aims, contents and method of the course

Erstlesebücher (Fibeln) sind Hilfen für das Erlernen des Lesens und Schreibens; aber sie sind auch mehr: Durch ausgewählte Themen und durch die Art ihrer Darstellung rücken sie eine jeweils bestimmte Welt an Kinder heran und legen ihnen eine bestimmte Weltsicht (und Selbstsicht) nahe. Diese Welten, durch Text, Bild und Arrangement in den Erstlesebüchern zu Papier gebracht, versuchen wir zu erfassen und zu interpretieren.

Schulbuch-Welten sind hochlegitimiert, haben sie doch über ihre behördliche Zulassung jene gesellschaftlichen bzw. politischen Kräfte im Rücken, die jeweils den stärksten Einfluss auf das Schulwesen auszuüben in der Lage waren. So dokumentieren Schulbücher die (wenngleich auf mehreren Zuständigkeitsebenen nachjustierten) herrschenden Vorstellungen darüber, in welche Welt den Nachwuchs einzuführen erstrebenswert sei.

Während Schulbücher Aussagen über Politik, Gesellschaft und über Bedingungen ihrer Herstellung machen, lassen sich Aussagen über Schulbücher als Sozialisationsfaktoren schwer begründen, ist doch die Erforschung ihrer Rezeption ungleich schwieriger als die Erforschung ihres "Textes". Für historische Erstlesebücher lassen sich jedoch 3 Annäherungen an die Rezeptionsseite vornehmen:

1. Es ist anzunehmen, dass der Einfluss von Schulbüchern auf Kinder in der Vergangenheit größer war, als er in der heutigen "Mediengesellschaft" ist. 2. Für die Rezeption speziell von Erstlesebüchern dürfte relevant sein, dass Kinder an einer strategischen Stelle ihrer Biografie mit ihnen konfrontiert werden - ein neuer Lebensabschnitt beginnt mit der Schulzeit, das Kind wird "Schulkind". 3. In den Erstlesebüchern (unseres Berichtszeitraums) findet eine Verkoppelung der zu erlernenden Buchstaben und ersten zu lesenden Wörter mit bestimmten Themen, deren Darstellungsweise bzw. Ästhetik statt. Wie nachhaltig ist diese beim Lesenlernen stattfindende Verkoppelung in der Vorstellungswelt von Kindern?

Zwischen 1938 und 1945 erschienen in der sogenannten "Ostmark" vier Erstlesebücher. Zwei davon - Heinrich Kolar/ Josef F. Pöschl, "Wir lernen lesen" (Wien) und Franz Brauner, "Fibel Kinderwelt" (Graz) - waren bereits 1923 bzw. 1926 in der Ersten Republik erschienen; sie wurden im NS modifiziert und weiter verwendet. Bis 1942 waren sie die einzigen hier zugelassenen Fibeln. Die anderen beiden sind im NS erstmals erschienen: Franz X. Langer, "Bei uns in Wien. Leselernbuch für die ersten Klassen der Volksschulen des Reichsgaues Wien", wurde 1942 in Wien herausgebracht und Gottfried Linder/ Gustav Kaufman, "Lesefibel. Für kleine Leute", erschien 1942 in Graz.

Die Modifizierung, die "Wir lernen lesen" im NS erfahren hat, habe ich untersucht; nicht untersucht wurden bisher die "Fibel Kinderwelt" und die beiden Neuerscheinungen von 1942: Was wurde 1938ff in Brauners "Kinderwelt" verändert? Erfolgten Veränderungen 1938 "schlagartig" oder schrittweise? Bestehen Unterschiede zwischen den aus der Ersten Republik stammenden adaptierten Fibeln und den genuin im NS neu generierten Fibeln? Warum sind im NS zwei Fibeln erschienen und worin unterscheiden sie sich?

Schließlich werden wir die Stadtfibel "Bei uns in Wien" (1942) mit der in der Ersten Republik entstandenen und im NS nicht zugelassenen Stadtfibel "Wiener Kinder - 1. Buch" (1923) vergleichen. Hinter dem Vergleichssetting stehen theoriegeleitete Annahmen - darüber im SE.

Nach einer Phase des Anschmökerns werden wir sowohl versuchen, detaillierte Forschungsfragen zu entwickeln als auch nach den Wissenschaftsbereichen fragen, die zu ihrer Beantwortung beitragen können. Erwartet werden die Lektüre von Sekundärliteratur, das Einbringen von Rechercheergebnissen in das Seminar, kleine schriftliche Ausarbeitungen im Vorfeld der SE-Arbeit, die hier erörtert werden, sowie eine SE-Arbeit, die zu schreiben dann nicht mehr schwierig sein sollte.

Die vier schwer erhältlichen Erstlesebücher (und einige ihrer Vor- und Nachgänger) werden in den Semesterapparat gestellt.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Reading list


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M5.4 + 5.9.4

Last modified: Mo 07.09.2020 15:37