Universität Wien

190368 VO Compulsory Module: Advanced Psychoanalytic Theory and Its Relevance for Various Disciplines (2010W)

Psychoanalysis and Ethics

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft

wöchentlich, Dienstag 17:00 bis 18:30,
Hs3D (Institut für Philosophie)

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Language: German

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Aims, contents and method of the course

Schon in seiner Schrift "Das Interesse an der Psychoanalyse" vom Jahre 1913 hatte Sigmund Freud den breiten trans- und interdisziplinären Ansatz der Psychoanalyse skizziert. In seinen kulturtheoretischen Schriften entwickelt Freud eine Phylogenese der Normen und der Werte, die für die Ethik im Allgemeinen von Relevanz ist. Weiters ist Freuds Ontogenese der Normen und der Werte für die Entwicklungspsychologie bahnbrechend. Freuds Position in der normativen Ethik, in der Wertethik und in der Metaethik wird in der VO rekonstruiert und geklärt, da sie in der bisherigen Literatur ein Desideratum bleibt. Obwohl erste Versuche schon früh starteten, begann die Tragweite Freuds Beitrages zur Ethik erst kürzlich verstanden zu werden (Giampieri-Deutsch 1999, 2006; Kitcher 2004).
Auch die verschiedenen Pathologien der Entwicklung der Normen und der Werte (u. a. verschiedene Pathologie des Über-Ich, Unfähigkeit sich schuldig zu fühlen, Unfähigkeit zu trauern, Störungen der Bindung oder der Affektregulation) mit den entsprechenden psychischen Störungen im Erwachsenenalter werden ausgeführt. Die Ethik der psychoanalytischen Behandlung ist eine Berufsethik, die auf der psychoanalytischen Behandlungstechnik begründet ist und das ethische Verhalten der PsychoanalytikerIn durch Neutralität, Abstinenz und Vertraulichkeit definiert. So ist die Frage der psychoanalytischen Ethik nicht nur die technische Frage der Behandlung lege artis. Ausgehend von dieser Fragestellung eröffnet sich das Thema der Grenzüberschreitungen und -verletzungen in intersubjektiven Beziehungen im Allgemeinen (z. B. in der Erziehung, in der Ausbildung, in der klinischen und empirischen Forschung mit PatientInnen bzw. ProbandInnen) und es stellt sich die Frage nach ihren ethischen und psychopathologischen Folgen. Als zentral erweist die Frage der Wahrnehmung und des Gebrauchs der Gegenübertragung: so werden in der VO differierende Auffassungen der Gegenübertragung präsentiert. Der Umgang mit dem Setting bes. bei agierenden PatientInnen oder bei Grenzsituationen wird auch mit Hilfe von Fallvignetten zur Diskussion gestellt.
Die Lehrveranstaltung wird als Vorlesung mit anschließender Diskussion insb. über Kasuistik anhand von Fallbeispielen (Videos) angeboten. Der Vorlesungskurs entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien, um eine bessere Verarbeitung und vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Assessment and permitted materials

Zeugnisse: können durch Kolloquien oder schriftliche Arbeiten (für HörerInnen oder nach Vereinbarung) erworben werden.

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Reading list

Literatur der VO: Ordner der VO im Zi. C0216 (2. Stock/NIG, Sekretariat Frau Zuccato).

Freud, S. (1915a [1914]). Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse (III). Bemerkungen über die Übertragungsliebe. GW 10: 306-321 [nachgedruckt in Über Freuds Bemerkungen über die Übertragungsliebe, hg. E. Spector Person, A. Hagelin & P. Fonagy. Stuttgart: frommann-holzboog. S. 29-40].

Freud., S. (1975). Schriften zur Behandlungstechnik. Studienausgabe. Ergänzungsband. Frankfurt am Main: Fischer.

Gabbard, G.O. & Lester, E. P. (2003 [1995]). Boundaries and Boundary Violations in Psychoanalysis. Washington & London: American Psychiatric Press.

Giampieri-Deutsch, P. (1999). Aggression und Normengenese. Zum ethischen Subjekt in der Psychoanalyse. Geschichte und Gegenwart 18/4, S. 147-164.

Giampieri-Deutsch, P. (2006). Ethik in der österreichischen Philosophie. In Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften. Bd. 6.2: Philosophie und Religion: Gott, Sein und Sollen, hg. K. Acham (1998-). Wien: Passagen Verlag, S. 441-498.

Giampieri-Deutsch, P. (1995). Ferenczis Beitrag zur Theorie des psychoanalytischen Prozesses. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis 10: 259-291.

Giampieri-Deutsch, P. (2007). Rezension zu Akeret, R.U. (2005). Eine Couch auf Reisen. Ein Psychoanalytiker trifft ehmalige Patientin ein halbes Leben später. Gießen: Imago. Psychosozial Verlag. Erschienen in Psychologie in Östereich 27: 204-207.

Kitcher, P. (2004). Die Metapsychologie der Moralpsychologie. Freud und die analytische Philosophie des Geistes. In Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaften. Anglo-Amerikanische Perspektiven, hg. P. Giampieri-Deutsch, Bd. 2. Stuttgart: Kohlhammer, S. 47-79.

Körner, J. & Müller, B., Hg. (2010). Schuldbewusstsein und reale Schuld. Gießen: Psychosozial-Verlag

Ricoeur, P. (1965). Das metapsychologische Problem: der Begriff des Über-Ichs (aus Kapitel II. Vom Traumhaften zum Sublimen). In Die Interpretation. Ein Versuch über Freud. Frankfurt am Main: Suhrkamp (1974), S. 187-238.

Spector Peraon, E; Hagelin, A. & Fonagy, P., Hg. (2001). Über Freuds Bemerkungen über die Übertragungsliebe. Stuttgart: frommann-holzboog.

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EC2

Last modified: We 19.08.2020 08:02