Universität Wien

210059 SE BAK9: Political Theories and Research on Theories (2019W)

Digital protest and the political

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Continuous assessment of course work

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis). Ab WS 2018 kommt die Plagiatssoftware (‘Turnitin') bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen zum Einsatz.

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 50 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Wednesday 16.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 30.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 13.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 27.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 11.12. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 08.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Wednesday 22.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Von #metoo bis FuckOffGoogle: Digitaler Protest und das Politische

Kaum eine Debatte besitzt derzeit eine derart kontroverse Schlagkraft wie jene zum Verhältnis von Digitalisierung und Politisierung. Im Seminar soll dieses Verhältnis mit besonderem Blick auf digitale Protestbewegungen fokussiert werden.

Während Netzwerken häufig emanzipatives Potenzial zugesprochen wird, sie als konstruktive Organisationsinstrumente und als potenzielle Erweiterung etablierter Sichtbarkeitsregime (Rancière) verstanden werden, beschreibt die gegenläufige Perspektive sie vielmehr als hinderlich für langfristige politische Transformationen. Gleichzeitig erkennen kritische Positionen im verallgemeinerten Zugang, der Algorithmisierung und Mathematisierung der Öffentlichkeit weniger ein inklusives Moment als vielmehr gänzlich neue Asymmetrien und Ungleichheiten. Nicht zuletzt geriet hinsichtlich der stark netzbasierten Polarisierung und Radikalisierung über die „alt-right“ in den vergangenen Jahren verstärkt in den Blick, dass das Internet nicht per se egalitär, Netzwerke nicht mit diskursethisch organisierten Plattformen gleichzusetzen oder als digitalisierte polis zu idealisieren sind. Vielmehr muss es als Konglomerat divergierender politischer Kraftfelder und Stoßrichtungen begriffen werden.

Vor diesem Hintergrund befragt das Seminar diverse digitale Protestbewegungen auf ihre Möglichkeitshorizonte, aber auch ihre Grenzen hin. Emanzipative digitale Protestbewegungen etwa – wie #metoo, anonymous oder xenofeministische Gruppen – experimentieren auf der Suche nach Alternativen zu informationellen Wahrheitsregimen, disruptiven Tech-Ökonomien und digitalen Ausgrenzungsstrukturen mit neuen politischen Handlungsformen und Subjektivitäten. Gemeinsam ist diesen sozialen Plattformbewegungen der Versuch, sich Technik radikal emanzipatorisch anzueignen. Dennoch sahen sich einige von ihnen auch mit dem Vorwurf des leerlaufenden und politisch unwirksamen „Klicktivismus“ konfrontiert.

Um den Zusammenhang zwischen digitalen Organisationsformen und kollektiver Handlungsfähigkeit zu untersuchen, sollen zunächst etwaige Unterschiede zwischen digitalem und analogem Protest (Akzeleration, Polarisierung, vereinfachte Organisation, Schwarmeffekte, „Eventisierung“) sowie unterschiedliche Taktiken und Strategien digitaler Proteste (hierarchische, dezentrale, verstreute, disruptive, konstruktive, populistische, nicht-populistische) herausgearbeitet und auf ihre Effekte befragt werden.

Im Anschluss nehmen wir auch jene Fragen in den Blick, die das Verhältnis zwischen netzbasierten Protestformen und dem Politischen betreffen: Wie könnten Netz-Aktivismus und digitale Organisationsdesigns aussehen, die auf der Grundlosigkeit des Politischen gründen? Sind digitale aktivistische Praxen per se politisch oder können diese sogar antipolitisch sein bzw. ein antipolitisches Moment in sich tragen (Stichwort: alt-right)? Muss der Begriff des „Politischen“ im Kontext der Digitalisierung schließlich selbst neu und kritisch befragt werden?

Der Kurs ist Teil des Schreibassistenz-Programms im WS 2019/2020, d.h. die schriftlichen Aufgaben werden während des Semesters tw. von einer externen Schreibassistenz betreut.

Assessment and permitted materials

Intensive und strukturierte Lektüre politisch-theoretischer Texte (Primär- und Sekundärliteratur)
Diskussionen in Kleingruppen und im Plenum
Mündliche und schriftliche Präsentation und Interpretation der gelesenen Texte
Schriftliche Übungen, teils in Zusammenarbeit mit einer externen Schreibassistenz (hierzu gehört auch eine verpflichtende Einzelberatung (Zeitpunkt in Absprache mit Schreibassistenz; Dauer: 50 min. pro Studierende*r)

Minimum requirements and assessment criteria

Anwesenheit (max. 1 Fehlstunde; Doppeleinheit)
Mitarbeit (schriftliche Übungen) (25%), in Kooperation mit Schreibassistenz
Veranstaltungsreflexion (25%)
Abschlussarbeit (50%)

Dieses Seminar wird vom Schreibassistenz-Programm des Centers for Teaching and Learning (CTL) der Universität Wien begleitet. Zwei der Abgaben während des Semesters werden durch
schreibdidaktisch geschulte SchreibassistentInnen begleitet. Studierende erhalten neben der
Bewertung dieser Abgaben ein schreibdidaktisches Feedback, das der Verbesserung der
Schreibfähigkeit dient. Diese beiden Schreibaufgaben sowie die Teilnahme an einer Einzelberatung zum Thema (wiss.) Schreiben mit einem/r der SchreibassistentInnen sind Teil der Mindestanforderungen der Lehrveranstaltung. Die Teilnahme am Schreibassistenz-Projekt des CTL (s.o.) ist eine verpflichtende Teilleistung des Seminars.

Examination topics

Theorien des Digitalen und des Politischen sowie Ansätze zu sozialen Bewegungen

Reading list

Abensour, Miguel (2012) Demokratie gegen den Staat. Marx und das Machiavellische Moment. Berlin: Suhrkamp.
Baudrillard, Jean (2010) Im Schatten der schweigenden Mehrheit oder das Ende des Sozialen. Berlin: Matthes & Seitz.
Berg, Sebastian (2018) “Politisches Gestalten als Herausforderung der Digitalisierung,” in: Stalder, Wolfgang (Hrsg.): Mehr als Algorithmen? Digitalisierung in Gesellschaft und Sozialer Arbeit, Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 40-48.
Berg, Sebastian und Thiel, Thorsten (2019) „Widerstand und die Formierung von Ordnung in der digitalen Konstellation,“ in: Robin Celikates (Hg)., Zeitschrift für politische Theorie (Sonderausgabe), i.E.
Bray, Mark (2013) Translating Anarchy: The Anarchism of Occupy Wallstreet. Zero Books.
Chomsky, Noam (2012) Occupy. London: Penguin.
Celikates, Robin (2016) “Digitalization: Another Structural Transformation of the Public Sphere?’” Yearbook for Eastern and Western Philosophy, 1 (2016), 39-54.
Celikates, Robin; Daniel de Zeeuw (2016). “Botnet Politics, Algorithmic Resistance and Hacking Society” in: Ine Gevers (ed.): Hacking Habitat Rotterdam, nai010, 209–217.
Day, Meagan (2018) “Unfortunately, we can’t Log off”, Jacobin. https://www.jacobinmag.com/2018/12/log-off-social-media-twitter-organizing-facebook
De Lagasnerie, Geoffroy (2016) Die Kunst der Revolte: Snowden, Assange, Manning. Berlin, Suhrkamp.
Ellul, Jacques (1980) The Technological System. London: Continuum.
Feenberg, Andrew. (2017) Technosystem: The Social Life of Reason. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Fong, Benjamin Y. (2018) “Log Off”, Jacobin. https://www.jacobinmag.com/2018/11/log-off-facebook-twitter-social-media-addiction
Flusser, Vilém. (2011) Into the Universe of Technical Images. Chicago: University of Minnesota Press.
Hester, Helen (2018) Xenofeminism. Cambridge. Polity.
Hillje, Johannes. (2018) Propaganda 4.0. Wie rechte Populisten Politik machen. Bonn: Dietz.
Invisible Committee (2014) „Fuck Off, Google“, verfügbar online: https://fahrplan.events.ccc.de/congress/2014/Fahrplan/system/attachments/2530/original/fuckoffgoogleeng.pdf .
Lovink, Geert; Rossiter, Ned (2018) Organization after Social Media. Online verfügbar (via Minor Compositions): https://www.scribd.com/document/381615409/Organization-after-Social-Media#from_embed
Lovink, Geert (2017) Im Bann der Plattformen. Bielefeld: transcript.
Mersch, Dieter (2013) Ordo ab Chao – order from noise. Zürich: diaphanes.
Marchart, Oliver (2010) Die politische Differenz. Zum Denken des Politischen bei Nancy, Lefort, Badiou, Laclau und Agamben. Berlin. Suhrkamp.
Morozov, Evgeny (2012) The Net Delusion. The Dark Side of Internet Freedom. New York: Public Affairs.
Mouffe, Chantal (2008) Das demokratische Paradox. Wien: Turia und Kant.
Mühlhoff, Rainer (2018) "Affekte der Wahrheit. Über autoritäre Sensitivitäten von der Aufklärung bis zu 4Chan, Trump und der Alt-Right", Behemoth 11(2), S. 74-95.
Ranciere, Jacques (2002) Das Unvernehmen. Politik und Philosophie. Frankfurt: Suhrkamp.
Simanowski, Roberto (2016) Facebook-Gesellschaft. Berlin: Matthes & Seitz.
Smith, Trevor Garrison (2017) Politicizing Digital Space. London: Westminster University Press.
The New York Times (Ed.) (2019) #metoo: Women Speak Out Against Sexual Assault. New York: Rosen.
Tiqqun (2007) Kybernetik und Revolte. Zürich: diaphanes.
Tufekci, Zeynep (2017) Twitter and Tear Gas. The Power and Fragility of Networked Protest. New Haven: Yale University Press.
Wark, McKenzie (2002) A Hacker Manifesto. Cambridge, MA: Harvard University Press.
White, Micah (2016) The End of Protest. A new Playbook for Revolution.
Wiedemann, Carolin (2016) Kritische Kollektivität im Netz. Anonymous, Facebook und die Kraft der Affizierung in der Kontrollgesellschaft. Bielefeld: transcript.
Youngs, Richard (2019). Civic Activism Unleashed: New Hope or False Dawn for Democracy? Oxford: Oxford University Press.
Zuboff, Shoshana (2018) Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Frankfurt: Campus.

Association in the course directory

Last modified: Mo 07.09.2020 15:21