210117 SE M10 b: Culture and Politics (2009W)

Gesellschaftliche und politische Utopien haben - über theoretische Konzepte hinaus - einen materiellen Ausdruck in Architektur und Urbanistik gefunden: seit der Französischen Revolution ist utopische Architektur zum Ausdruck gesellschaftspolitischer Veränderungen geworden. Programmarchitektur als Ausdruck eines politischen Systems existiert in der europäischen Geschichte freilich bereits davor: als Repräsentation republikanischer Stadtstaaten (Dubrovnik, Pisa) ebenso wie etwa als Ausdruck barocker Herrschaft (Karlsruhe).
Im 20. Jahrhundert wurden die konkurrierenden "Großen Ideologien" (Faschismus und Sozialismus) ebenso zum Ausgangspunkt architektonischer Stilrichtungen, wie die industrielle Produktion zum Vorbild idealer Städte der Einheit von Leben und Arbeit, Fabrik und Heim unter kapitalistischer oder sozialistischer Symbolik.

Die ideale Stadt des 20. Jahrhunderts dient dem Seminar als Ausgangspunkt einer Diskussion der Verbindung von Urbanität und politischen Programmen: an konkreten Beispielen, ihrer Planung und Ausführung werden Fragen und Probleme gebauter politischer Programme behandelt.
Einzelne Beispiele sozialistischen Bauens - die Stahlstädte sowjetischen Typs - und von Modellen der Einheit von Industrie und Lebensraum im Kapitalismus werden einleitend vom SE-Leiter vorgestellt und vergleichend sowie in ihrem theoretischen und historischen Rahmen diskutiert.