210157 SE M3 b: Political Theories and Research on Theory (2010S)

Das Governance-Paradigma ist in der Politikwissenschaft inzwischen seit einem Jahrzehnt das vorherrschende staatstheoretische Programm. Entstanden aus den Debatten um staatliche Steuerung im Zeitalter des fordistisch-sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaats antwortet es insbesondere auf die Transnationalisierung des Nationalstaats, indem es die Vielfältigkeit politischer AkteurInnen jenseits des politischen Systems, sowie von Prozessen und räumlichen Skalen berücksichtigt. Zugleich jedoch ist es geprägt, in der Fortführung der Steuerungsprämissen, von einem Problemlösungs-Bias (Mayntz), das heißt der Annahme, dass Politik maßgeblich in der kollektiv verbindlichen Lösung kollektiver Probleme bestehe. Kritische staatstheoretische Ansätze hingegen begreifen das Politische als den Ort der Austragung gesellschaftlicher Konflikte und den Staat als Institutionalisierung jener gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Im Verlauf des Seminars soll zunächst der Governance-Ansatz inklusive der Konzepte der Global Governance& und der europäischen Mehrebenenanalyse; analysiert werden, um ihn sodann mit gesellschaftskritischen Staatstheorien zu konfrontieren (Gouvernementalitäts Studien, feministische und materialistische Staatstheorien sowie Hardt/Negris Empire-Konzeption). Die Parallelen und Unterschiede sollen herausgearbeitet und Überlegungen für eine Critical Governance -Perspektive entwickelt werden.